Ingolstadt
Weihnachtsstollen aus Musik

Das Opera Swing Quartet im Foyer des Stadttheaters Ingolstadt

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

Einen Mix aus Swing, Klassik, Jazz und volkstümlichen Weihnachtsliedern spielte das Opera Swing Quartet im Stadttheater - Foto: Löser

Ingolstadt (DK) Kann man im Advent eigentlich einen dicken Weihnachtsstollen aus Musik backen? Einen Stollen, in dem die süßen und bewährten Zutaten aus der Plätzchenbackküche weihnachtlicher Kompositionen mit dabei sind und der dennoch beswingt und jazzig locker kredenzt wird? Die vier Herren des Opera Swing Quartets – kurz OS4 – haben am Donnerstag im Foyer des Stadttheaters jedenfalls den Kochlöffel gerührt, den Mixer zugeschaltet und mit den Zutaten nicht gespart. Ihr Thema lautet „Jazzet, frohlocket“ und entsprechend unbeschwert naschen sie aus den reichhaltigen Rohstoffen der Weihnachtszeit.

Ob Klassik, Jazz-Standards, Swing, Samba oder volkstümliche Weihnachtslieder – die vier Musiker vermengen sie wie die Zutaten eines Stollens zu einem köstlichen Backwerk, das in dieser Form allerdings nicht auf die Hüften schlägt.

Als Komplizen holen sich die „Four Brothers“ frei nach einer Jazz-Komposition von Jimmy Giuffre aus dem Jahr 1947 den Weihnachtsmann, Santa Claus sowie den Nikolaus mit seinem Knecht Ruprecht dazu und erklären freimütig: „Der Swing ist uns heilig.“ Das Interesse an ihrem musikalischen Backwerk ist groß, noch kurz vor den ersten Tönen müssen weitere Stühle ins Foyer getragen werden. Das Quartett bedient sich aus der großen Vielfalt des Genres, nimmt Melodien aus Giacomo Puccinis „La Bohème“ mit auf, lässt den Nussknacker in der Schlacht gegen das Mäuseheer von Peter Tschaikowski aufmarschieren, legt den „Blumenwalzer“ nach und streut dazu die Schlittenfahrt von „Jingle Bells“ darüber. Und immer wieder erstaunt dabei, wie leichtfertig ihnen der Übergang zwischen den Stilelementen gelingt, wie charmant und elegant die Klassikmelodien in den Takten des Jazz aufgehen und wie schelmisch die vier Männer dabei agieren.

Sie geben ihren so ganz individuell geformten Arrangements jede Menge Augenzwinkern und eine gehörige Portion Schalk zwischen den Saiten mit auf den Weg. Als Moderator nimmt Schlagzeuger Rainer Engelhardt die Zuhörer auf charmante und humorvolle Art mit in ihre eigene Sichtweise von weihnachtlichem Wohlklang. In großväterlicher Art nimmt er auch mal in einem gelben Ohrensessel neben dem Podium Platz und liest neben dem flackernden Kaminfeuer aus dem Monitor die Weihnachtsgeschichte vom Sauerkrautlametta. Eine besondere Betonung legt er dabei auf seinen südbadischen Heimatdialekt.

Ein kurzer Handgriff genügt danach und das runde Tischchen vor ihm entpuppt sich als „Space Drum“. Mit deren metallischen Klängen holen die vier das Christkind aus dem Weltall, deuten ein spaciges „lustig, lustig, tralalalala“ an und zaubern einen weiteren kunstvollen Mix aus der weihnachtlichen Zutatenkiste dazu. Ihr Arrangeur und Klaviervirtuose Wolfgang Heinzel beweist immer wieder ein gutes Händchen und sensibles Geschick, um trotz allen humorvollen Parts die Arrangements nicht in Klamauk abrutschen zu lassen. Ganz im Gegenteil, selbst die Gralshüter von Volksweisen wie „Still, still, still“ oder die reinen Bewahrer von Bachkantaten hätten sicherlich ihre Freude an dieser Liaison von Jazz und Swing.

Dass Wolfgang „Muffel“ Weth an der Klarinette und auch an der überdimensionalen Bassklarinette ein ausgezeichneter Techniker und fantasievoller Interpret ist, zeigt er immer wieder in fesselnden Soli. Bassist Peter Cerny ist der vierte dieser „Brothers“ und darf in der Funktion des Knecht Ruprecht den musikalischen Teig mit seinen Rhythmen kneten und nach zwei Stunden ist längst klar: Der ungewohnte Mix macht riesig Spaß und das Backwerk hat Potenzial genug, die Zuhörer zu verführen.