Ingolstadt
Voll Heiterkeit in die Ewigkeit

Das Duo Blözinger begeistert bei den Ingolstädter Kabaretttagen

21.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:27 Uhr

Ganz schön gewagt: Robert Blöchl und Roland Penzinger verbinden im neuen Programm existenzielle Fragen mit Clownerie. - Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) Schon bei den letztjährigen Kabaretttagen hat das Duo Blözinger als Ösi-Special das Ingolstädter Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Heuer ging die Reise jedoch nicht in die Welt der "Literaturheldinnen", sondern ins Altersheim und von dort in die Ewigkeit.

Anstatt literarische Figuren vor dem Aussterben zu retten, geht es in ihrem siebten Programm "bis morgen" eher um die irgendwann unausweichliche Beförderung ins Jenseits. Die Linzer und Wahl-Wiener Robert Blöchl und Roland Penzinger machen bereits seit 2004 als Kabarettduo die deutschsprachigen Bühnen unsicher - in der ausverkauften Neuen Welt gab es nun die Deutschland-(Vor-)Premiere ihres aktuellen Stückes.

Als Dr. Sommersprossi und Dr. Penizillini sind die beiden als Klinik-Clowns tätig und haben daher vielleicht einen besonderen Blick auf die Freundschaft mit dem Tod entwickelt. Robert Blöchl spielt mit dem 82-jährigen Franz ein potenzielles zukünftiges Alter Ego als pensionierter Lehrer im Altersheim, Roland Penzinger schlüpft in die Rolle des ihn als Freund gewinnenden Sensenmannes. An diesem Abend dominieren weniger die fulminanten Szenenwechsel als die feinfühligen Figuren-Verwandlungen. Von der sexgeilen Frau Gruber über das Kugelfisch-Kind bis hin zum kiffenden Pfleger Mario erzeugt Roland Penzinger dank perfekter Mimik und Gestik einprägsame Bilder bei den Zuhörern. Zusammen mit dem kongenialen Robert Blöchl in weiteren Rollen entsteht aus einer Zwei-Mann-Show ein ganzer Kinofilm im Kopf der Zuschauer: Es lebe die Fantasie! So werden (österreichischer) Wortwitz und virtuoses schauspielerisches Talent direkt in ein Bühnenstück verwandelt, was zugleich zum Lachen bringt wie auch nachdenklich stimmt.

Blözinger wollen mit ihrem Kabarettprogramm den Ausspruch Schopenhauers interpretieren: "Die ersten 40 Jahre unseres Lebens liefern den Text, die folgenden 30 den Kommentar dazu." Das gelingt ihnen mit dem auf der Parkbank mit dem Tod philosophierenden Protagonisten Franz perfekt. Ob er nun sein Leben fragmentarisch Revue passieren lässt oder im hohen Alter die Freude daran zurückgewinnt - Blözinger schafft den Spagat zwischen sentimentalen und humorvollen Momenten auf tiefsinnige Art und Weise. Der Tod begleitet den Hauptdarsteller durch die vier Jahreszeiten, taucht in wiederkehrenden Träumen auf und outet sich schließlich als lebensbejahender Menschenfreund, der keine Lust hat auf Bürokratie und Anweisungen von ganz oben.

Blözinger sind wirklich etwas ganz Besonderes. Egal ob eine Fackelzug-Torte auf der Ü-99-Party oder die Trottel mit dem Smartphone an der Stange, das aussieht wie ein Minensuchgerät: Blözinger verstehen ihr Geschäft und machen mit ihrem urlustigen Programm das Ingolstädter Publikum froh, denn "A joint in the morning time is better than a cup of Haferschleim!"