Ingolstadt
Unbeschwerte Leichtigkeit

The Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra zu Gast in Ingolstadt

15.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:48 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Stühle wurden vorsorglich schon mal beiseite gestellt. Dort, wo im Altstadttheater sonst die Besucher in ordentlichen Reihen vor der Bühne sitzen, liegt nur das blanke Nichts eines dunkelroten Teppichbodens. Immerhin hat sich das Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra angesagt. Eine Band, die sich vor zwölf Jahren aus einer durchzechten Faschingsnacht heraus gebildet hat und die mit einem schwungvollen Crossover seit einiger Zeit aufhorchen lässt. Tanzen? Keine leichte Aufgabe auf dieser feuerresistenten Kunstfaser.

Das Publikum ist bunt gemischt. Paare und Singles. Junge und Ältere. Es sind nicht allzu viele, die erwartungsvoll am Rand des Teppichareals stehen. Für mehr tanzwütige Kulisse ist das unbeständige Winterwetter wohl zu schlecht. Vor den acht Musikern aus Augsburg hat das Duo Roller Co Stars als Vorband seine Chance. Gitarrist Dominik Schauer steht schon mal mit Wollmütze und Strickjacke am Mikrofon - kein gutes Vorzeichen für einen heißen Abend. Mit Drummer Ollie Purcell und gehörig Lärm aus ihren Instrumenten gibt er sich redlich Mühe, Feuer unters Dach zu bringen. Doch das Publikum lässt sich nur zögerlich anwärmen. Es braucht gehörig Arbeit und Einsatz, bis der rote Teppichboden seinen Schrecken verliert. Das Rackern lohnt sich. Zur zögerlich verlangten Zugabe tauchen die ersten Anzeichen von Tanz im Publikum auf und mit den letzten Akkorden sind die Zuhörer vor der Bühne sogar kollektiv in rhythmischer Bewegung. Den Lohn ihrer Mühen aber können die beiden nicht mehr einheimsen, den kassieren die Skydrunk-Musiker.

Die lassen sich zwar gehörig Zeit, bis sie nach dem Instrumentenaufbau auf die Bühne kommen. Doch die Wartezeit rentiert sich. Die Männer im mittlerweile fast schon reifen Alter kreieren einen höchst interessanten, fast schon skurrilen Soundmix aus Instrumenten, die in dieser Konstellation Seltenheitswert genießen. Neben den obligatorischen E-Gitarren samt Bass und Drums dürfen bei ihnen auch Saxofon, Blechbläser mit Posaune und Trompete und sogar ein Akkordeon den Ton angeben. Sänger Josef Stadlmaier geht zwar nach eigenem Bekenntnis knapp auf die 40 zu, aber er hat immer noch Ameisen in der Hose und Pfeffer in der Stimme. Ihr musikalischer Stilmix lässt neben Ska die Einflüsse von Rock, Pop, Hip-Hop, Funk, Reggae und sogar Polka heraushören. Der Mix zündet. Wenige Takte reichen und die Tanzfläche ist voller Menschen in ausgelassenen Bewegungen, die den roten Teppich richtiggehend malträtieren.

Die Band hat Songs aus ihrem neuen Album "King & Queen" dabei, ihrem dritten Album. Es sind kurze Takte, schnelle Rhythmen und dazu lassen sie ein hektisches Lichtgewitter auf die Fans niedergehen. Mit ihren acht Instrumenten sind sie beinahe schon auf dem Weg zu einer Big Band, zumindest vom Klangvolumen ihres Sounds sind sie nicht mehr weit davon entfernt. Zudem sind sie bestens und sehr präzise aufeinander eingestellt, die Sätze sind stimmig. Heraus kommt Musik, die unweigerlich mitreißt, bei aller technischen Präzision unbeschwerte Leichtigkeit und Drive versprüht und keinen Gedanken an Langeweile aufkommen lässt. Und auch das Schneegestöber draußen ist im Sound der Songs ganz weit weg.