Ingolstadt
Sommerurlaub in der Bankfiliale

"Ich glaub’, es hackt!" Robert Griess begeisterte bei den Ingolstädter Kabaretttagen in der ausverkauften Neuen Welt

27.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Ingolstadt (DK) Politisches Kabarett kann ganz schön anstrengend sein – der Zuhörer ist gefordert, Hintergrundwissen wird vorausgesetzt oder die Pointen folgen so schnell aufeinander, dass das Gehirn kaum mitkommt. Anders jedoch bei Robert Griess.

Der Kölner Kabarettist schafft es in der ausverkauften Neuen Welt in seinem gut zweistündigen Programm „Ich glaub’, es hackt!“, dem Publikum seine ganz persönliche Sicht auf die politisch-gesellschaftlichen Geschehnisse in Deutschland, Europa und der Welt schlüssig aufgegliedert, informativ und mit Esprit darzustellen.

Der studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaftler ist nicht umsonst seit 2010 Leiter des „Kölner Festivals für politisches Kabarett“. Doch er beherrscht nicht nur die Fakten über aktuelles Geschehen aus dem Effeff. Zudem ist Robert Griess auch ein guter Schauspieler, der in seinem Programm in verschiedene Rollen schlüpft, sei es der verpeilt-vergeistigte Grünenpolitiker, der bauernschlau-proletische Hartz-IV-Empfänger oder die abgehoben-geschäftige Wirtschaftsführungskraft. Mit nur wenigen Mitteln wie Brille, Schal oder „Asidas“-Jacke im Schlangenlederlook verwandelt sich der 49-Jährige ruckzuck in eine völlig andere Person, was das ganze Programm zusätzlich auflockert.

Bei Robert Griess geht es ja eigentlich grundlegend um ernste Themen wie Elite-Kriminalität, Steuerhinterzieher und deren Flucht, begünstigte Superreiche und BWLer. Letztere sind ihm ein besonderer Dorn im Auge. Und natürlich bekommen die Darsteller der politischen Bühne ordentlich ihr Fett weg: Laut Griess würde Europa gut funktionieren, wenn man zum Beispiel wie beim Fußball die Politiker mittels Ablösesumme in andere Länder transferieren könnte. Angela Merkel ginge es nur um Machterhalt, es seien keine Visionen erkennbar. Von der Leyen veranstaltete derweil eine „Bobbycar-Parade“ und Frankreichs Präsident hielte an uralten Bräuchen fest, unter anderem dem Konkubinat mit einer Geliebten aus dem Volk.

Robert Griess hat herrliche Politikerzitate auf Lager, er rechnet vor, welche Nation wie viel Anteil am EU-Finanztopf hat und er kritisiert den Umgang in Öffentlichkeit und Politik mit der Situation in Griechenland: „Allein die deutschen Banken haben mehr Staatshilfen bekommen als Griechenland. Und wo macht ihr im Sommer lieber Urlaub? Am Strand von Kreta oder in einer Filiale der Commerzbank“