Ingolstadt
"So menschlich ist der Tod nur in Bayern"

Schauspielerin Olivia Wendt über ihre Rolle als Boanlkramer

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Solo für einen Tod: Olivia Wendt ist als Boanlkramer am Freitag, 28. Oktober, im Altstadttheater zu erleben. - Foto: Blome

Ingolstadt (DK) Schlechte Zeiten für den Tod. Er ist aus der Mode gekommen. Vorbei die Zeiten, als man noch Respekt vor ihm hatte. Irgendwann muss auch er mal Dampf ablassen - über Gott und die Welt. Bei einem Fläschchen Kirschgeist redet er sich alles von der Seele. "Der Boanlkramer sucht sein Paradies" hat Falco Blome sein Solo genannt, das das Altstadttheater als zweite Produktion am Freitag, 28. Oktober, zeigt. Es spielt: Olivia Wendt.

Frau Wendt, mögen Sie Kirschgeist?

Olivia Wendt: (Schmunzelt.) Na ja, mir persönlich ist ein Schlehengeist lieber!

 

Sie spielen den Tod, der bei einer Flasche Kirschgeist mit seinem Beruf hadert. Was hat Sie an der Rolle gereizt?

Wendt: Mich hat vor allem das Format des Soloprogramms gereizt. So etwas hab' ich noch nie gemacht, und irgendwie ist das schon eine besondere Herausforderung, der ich mich gerne mal stellen wollte.  Weiterhin ist der Tod augenscheinlich erst mal kein Sympathieträger, aber natürlich eine tolle Figur, die alles darf, vor der aber trotzdem jeder Respekt oder vielleicht sogar Angst hat. Wer den "Boanl" dann aber kennenlernt, der wird sich kaum mehr fürchten, sondern im Gegenteil vielleicht sogar Mitleid haben. Für mich auch ein wunderbarer, humorvoller Umgang mit einem Tabuthema unserer Gesellschaft.

 

Haben Sie eine Lieblingsstelle?

Wendt: Eine bestimmte Lieblingsstelle in dem Sinne hab' ich nicht, aber ich mag es schon, wenn gegen Ende des Programms der Kirschgeist immer mehr seine Wirkung entfaltet. Es wird dann alles noch absonderlicher und für mich "menschlich" liebenswürdiger. Man kennt das ja - oder nicht?


Was war die größte Herausforderung bei diesem Solo?

Wendt: Die größte Herausforderung war, besser gesagt ist, auf jeden Fall der bairische Dialekt. Am Anfang hab' ich Falco Blome für verrückt erklärt, als er mir sagte, ich solle das ganze Programm auf Bairisch machen. Aber je mehr ich die Sache auch in meinem Hirn hin und her drehte, bzw. verzweifelt nach einem Grund suchte, warum der Boanlkramer Hochdeutsch sprechen sollte, desto klarer wurde mir, dass ich aus der Nummer nur bairisch-sprechend wieder herauskomme. Ich habe dann fleißig die ganze Familie, das heißt meinen Mann und meine Schwiegereltern, die echte Schanzer sind, einbezogen und ständig gefragt, wie dies und jenes ausgesprochen wird. Vielen Dank an dieser Stelle. Trotzdem habe ich mir von Falco Blome ein kleines Hintertürchen  einbauen lassen, das dem "Boanl" ab und zu einen kleinen sächsisch/vogtländischen Einschlag ermöglicht. 

 

Was ist das spezifisch Bayerische am Boanlkramer?

Wendt: Es gibt sicherlich in der gesamtdeutschen Literatur noch andere Todesfiguren, aber es wäre mir keine bekannt, die so spitzbübisch und spielfreudig daherkommt. So menschlich und lebendig ist der Tod nur in Bayern. Auch der Umgang mit der katholischen Kirche ist sehr spezifisch für Bayern. Ich meine damit, dass die Menschen in Bayern meist eher streng katholisch sind, aber trotzdem einen sehr ironischen Umgang mit der Kirche pflegen. Das hat Falco Blome in dem Stück wunderbar herausgearbeitet. 

 

Gibt's Musik?

Wendt: Fangen Sie nicht an zu singen, wenn Sie etwas zu viel getrunken haben?  

 

Die Fragen stellte Anja Witzke.