Ingolstadt
"Poetische Sprachgewalt"

Marieluise-Fleißer-Preis 2017 geht an Christoph Ransmayr Grenzgänger mit präzisem Blick auf die Welt

08.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Christoph Ransmayr war im April 2013 bei der "LeseLust" des DONAUKURIER zu Gast. ‹ŒArch - foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Der FleißerPreisträger 2017 steht fest. Gestern gab der Ingolstädter Kulturreferent Gabriel Engert bekannt, dass die mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung an Christoph Ransmayr geht. Dieser sei einer der derzeit bedeutendsten deutschsprachigen Schriftsteller.

Die Jury habe damit einen "würdigen" Preisträger gefunden. Der 63-Jährige habe sich auch bereits gemeldet und seine große Freude über die Auszeichnung zum Ausdruck gebracht, sagte Engert.

Geboren im oberösterreichischen Wels, arbeitete Ransmayr nach seinem Studium der Philosophie und Ethnologie als Kulturredakteur und Autor diverser Zeitschriften, bis das Reisen und Schreiben zu seinem Lebensinhalt wurde. Dabei ist Ransmayr kein Reiseschriftseller im herkömmlichen Sinn. Stets von einer metaphysischen Wissbegierde begriffen, transzendiert er seine Erlebnisse und Beobachtungen, verbindet Fiktion und Tatsachen, verknüpft gesellschaftskritische und politische Beobachtungen und schaut auf die Menschen, die Welt in ihrer Vielfalt und ihrer Verletzlichkeit. Sprachlich ist er stets: wortgewaltig, präzise und bildhaft.

Dies stellte er auch in seinem wohl persönlichsten Buch, "Atlas eines ängstlichen Mannes" (2012), unter Beweis. In 70 Episoden wird er zum Sammler von entlegenen Ländern, Momenten und Begegnungen. Durch Kontinente, Zeiten und Seelenlandschaften. Es geht um Leben und Sterben, Glück und das Schicksal der Menschen. In seinem jüngsten Buch, dem Roman "Cox oder Der Lauf der Zeit", erzählt er, wie der Londoner Uhrmacher Alister Cox an den Hof des Kaisers von China eingeladen wird, beschreibt den Zusammenprall zweier höchst unterschiedlicher Kulturen. Es ist eine Parabel über Kunst und Macht.

Engert selbst verfolgt das Schaffen des vielfach ausgezeichneten Schriftstellers - unter anderem mit dem Heinrich-Böll-Preis (2007) oder dem Ernst-Toller-Preis (2013) - schon lange, nennt etwa den Roman "Die letzte Welt", der 1988 von der Kritik begeistert gefeiert wurde. Auch wegen seiner bildmächtigen Traum- und Albtraumwelten bei der Spurensuche nach dem römischen Dichter Ovid. Engert schätzt Ransmayrs "poetische Sprachgewalt". "Es gelingt ihm, sehr eigene Welten aufzubauen und ein herausragendes erzählerisches Werk zu gestalten."

Einen Termin für die Preisverleihung gebe es noch nicht: "Ransmayr ist ja immer irgendwie unterwegs." Man würde sich jedoch bemühen, den 19. oder 26. November zu vereinbaren.