Ingolstadt
Packende Präsenz

Klarinettist Sebastian Manz und das Casal-Quartett zu Gast beim Georgischen Kammerorchester

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Voller Spielfreude: Der Klarinettist Sebastian Manz musizierte mit dem Georgischen Kammerorchester unter der Leitung von Ruben Gazarian im Festsaal in Ingolstadt. - Foto: Schaffer

Ingolstadt (DK) Musik bedeutet für jeden etwas anderes: Für den einen ist sie Entspannung, für den anderen Hobby, für den Dritten Leidenschaft und für manche auch Beruf. Sicher ergreift man den Beruf des Musikers nur, wenn die Sprache der Töne Begeisterung in einem entfacht.

Diese dann im Berufsmusikeralltag auch ständig auf die Bühne zu bringen, ist eine hohe Kunst. Klarinettist Sebastian Manz und das CasalQuartett zeigten im Festsaal des Ingolstädter Stadttheaters, dass sie diese genial beherrschen: Mit ihrer unglaublich starken Präsenz sogen sie das Publikum quasi auf die Bühne und steckten es mit ihrer Leidenschaft für ihren Beruf an.

Bei Edward Elgars "Introduktion und Allegro für Streichquartett und Streichorchester" flogen die Bögen der vier Solomusiker durch die Luft und krachten bei den einleitenden Akkorden nur so auf die Saiten - ganz im Stil des spätromantischen Dramas. Dass Felix Froschhammer und Rachel Späth an der Violine, Markus Fleck an der Bratsche und Andreas Fleck am Cello ein eingespieltes Ensembles sind wird klar, wenn man auf ihre rund 20-jährige Zusammenarbeit blickt. Trotzdem ist kein Takt, keine Phrase, die sie spielen, ein Automatismus. Die vier versuchen jeden Takt neu miteinander und mit dem Georgischen Kammerorchester (GKO) spannend für das Publikum zu gestalten. Das zeigt auch ihre Körpersprache, die die Musik mitlebt und mit dem Dirigenten des Abends, Ruben Gazarian, perfekt harmoniert.

Klarinettist Sebastian Manz fügte sich bestens in dieses aktive Musikerlebnis ein. Beim "Konzert für Klarinette, Streichquartett und Streichorchester" von Karl Amadeus Hartmann holte er alles aus sich und seinem Instrument heraus: Leise, kaum vernehmbare Läufe wechselten sich mit sonoren Klarinettentönen ab, die in unglaubliche Höhen stiegen, ohne dabei an Klangvolumen zu verlieren. Sebastian Manz, das Casal-Quartett und das GKO ließen die besondere Spannung dieses Stücks lebendig werden: Moderne Harmonien schwebten durch den fast voll besetzten Festsaal, ohne schwierig, sondern viel mehr interessant zu wirken. Sie lösten sich in rasanten Skalen und geschmeidigen, aber gewitzt pointierten Klezmerklängen auf. Manz und das Casal-Quartett präsentierten all das voller Spielfreude, sodass die Zuhörer gar nicht anders konnten, als sich eine Zugabe von den Solisten zu erklatschen.

Das GKO ergänzte dieses lebendige Programm mit LeoÅ¡ Janaceks "Suite für Streichorchester" und Béla Bartóks "Divertimento für Streichorchester". Janaceks Werk wirkte mit Sätzen wie einer Sarabande oder einem Scherzo wie eine Reminiszenz an frühere Epochen, während Bartóks Divertimento mit seiner harmonischen Gestaltung schon auf die Moderne vorauswies. Das GKO brachte beide Stücke technisch und klanglich auf sehr hohem Niveau auf die Bühne: Alle Einsätze fügten sich ineinander, alle Akkorde waren gut ausgestimmt, und auch die musikalischen Intentionen waren spürbar, doch wäre das Publikum sicher noch mehr begeistert gewesen, wenn das Orchester noch etwas mehr von der Spielfreude der Solisten mitnehmen hätte können. Nichtsdestotrotz hatte das GKO den lauten Applaus für seine Leistung an einem langen Konzertabend verdient, den das Publikum ihnen ausgiebig spendete.