Ingolstadt
Nächtliche Kurzfilmwanderung

Die Künstlergruppe "A Wall is a Screen" macht Kino auf Hauswänden Auftakt des Ingolstädter Festivals 20minmax

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Open-Air-Kino kennt man. Aber was die Hamburger Künstlergruppe "A Wall is a Screen" zeigt, ist neu. Sie haben ein Konzept der "Kurzfilmwanderung" entwickelt, in der sie sich mit mobiler Kinoausrüstung und anderen Cineasten nachts auf Entdeckungstour durch die Innenstadt begeben und an geeigneten Projektionsorten - zumeist Hauswänden - Kurzfilme zeigen.

Am Freitag, 13. Mai, ist "A Wall is a Screen" zu Gast in Ingolstadt - und gibt damit einen kleinen Vorgeschmack auf das Kurzfilmfestival 20minmax, das vom 4. bis 10. Juni in Ingolstadt stattfindet. Treffpunkt ist um 21.15 Uhr am Stadttheater Ingolstadt. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Tour dauert ungefähr 90 Minuten und findet auch bei Regen statt.

"Mein Anliegen war, das Kurzfilmfestival noch ein bisschen mehr in die Köpfe der Ingolstädter zu bringen", erklärt Organisator Marcel Aigner. 20minmax wird vom "Verein zur Förderung der Filmkultur - Von der Rolle" und dem Stadttheater Ingolstadt in Kooperation mit dem Ingolstädter Kulturreferat veranstaltet. Der Name ist dabei Programm: Alle gezeigten Shorts sind maximal 20 Minuten lang. Die kurze Form konzentriert sich auf das Wesentliche und garantiert dennoch Vielfalt in den Ausdrucksmöglichkeiten - vom Porträt bis zur visuellen Spielerei.

Das eigentliche Programm des 11. Kurzfilmfestivals beginnt am Samstag, 4. Juni, um 20.30 Uhr, in der Werkstatt des Stadttheaters Ingolstadt. Dann wird zum einen die "Süd-Rolle" vorgeführt, das sind die besten Kurzfilme aus Bayern und Baden-Württemberg. Zum anderen wird der Filmmusik-Preis verliehen. Denn in einem Wettbewerb waren Musiker, Bands, DJs und Sounddesigner aufgerufen, einen von Filmarchitekt Claus Rudolf Amler vorproduzierten Stummfilm zu vertonen. Eine Auswahl der besten Soundtracks wird man an diesem Abend erleben.

Am Sonntag, 5. Juni, gibt es ab 19 Uhr im Museum für Konkrete Kunst (MKK) Videokunst und Experimentalfilme aus China, Belgien, Finnland und Deutsch-land. Die "Kunst-Rolle" läuft anschließend von Dienstag bis Sonntag täglich von 14 bis 17 Uhr dort im Loop. Von Montag, 6. Juni, bis Donnerstag, 9. Juni, werden im Audi-Programmkino jeweils um 20 Uhr die vier Wettbewerbsrollen gezeigt. Am Dienstag, 7. Juni, startet um 10 Uhr im vhs-Kino die Jugendrolle - mit acht internationalen Filmen über Liebe, Tod und ewigen Ruhm. Die jeweiligen Filmemacher reisen zur Präsentation an und das Publikum hat im Anschluss der Kurzfilm-Rollen auch die Möglichkeit, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Das Festival endet mit der Kür der besten Kurzfilme am Freitag, 10. Juni, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Stadttheaters. Vergeben werden insgesamt sechs Preise (bester Kurzfilm, Preis der Jury, Preis der Jugend-Jury, Schauspiel-Preis, Gewinner der "Süd-Rolle", Filmmusik-Preis), die zwischen 500 und 1500 Euro dotiert sind.

Knapp 2000 Beiträge wurden insgesamt für das Festival eingereicht: Spiel- und Dokumentarfilme, Animations- und Kinderfilme, Videokunst und Musikclips. Etwa 40 laufen nun im Wettbewerb. Der kürzeste Beitrag ist drei Minuten, der längste genau 20 Minuten. Da es sich um ein internationales Festival handelt, werden alle Filme mit englischen Untertiteln gezeigt. Auffallend in diesem Jahr ist laut Marcel Aigner, dass es wenige Trickfilme gab, aber viele handwerklich sehr gut gemachte und qualitativ hochwertige Produktionen "im Mainstream". Meist geht es um existenzielle Dinge wie Tod oder Liebe. "Es gibt ganz viele Filme über entstehende, gescheiterte, bestehende Lieben", sagt er.

Außerdem wurden viele Schwarz-Weiß-Filme eingereicht, "was uns dazu bewogen hat, fürs nächste Jahr etwas Neues zu planen", so Marcel Aigner. 2017 soll das Festival unter dem Namen "Ingolstädter Filmtage" laufen, das neben dem Kurzfilm- ein Schwarz-Weiß-Festival beinhalten soll. "Ich finde, Schwarz-Weiß-Filme passen in diese Stadt - und das meine ich nicht negativ. Es gibt ja verschiedene Gründe, warum man sich für schwarz-weiß entscheidet. Es gibt einen historisierenden Aspekt, aber es gibt auch einen formalen Aspekt: Ohne Farbe schafft man eine gewisse Fokussierung auf den Inhalt."

Reich wird man mit Kurzfilmen übrigens nicht. "Da ist schon viel Idealismus dabei", sagt Marcel Aigner. Und oft stünden die Filmemacher eben auch am Anfang ihrer Karriere. Bestes Beispiel: der Münchner Florian Gallenberger. Er gewann 2001 mit seinem Studienabschlussfilm "Quiero ser" über zwei Straßenkinder in Mexiko-Stadt, einen Oscar in der Kategorie Kurzfilm. Vor Kurzem lief sein Thriller "Colonia Dignidad - Es gibt kein Zurück" mit Emma Watson und Daniel Brühl in den Hauptrollen im Kino an.

Karten gibt es im Audi-Kino und im Theater. Die Eröffnungsabende in der Werkstatt und im MKK sowie die Jugendrolle in der vhs sind frei.