Ingolstadt
Meister der klaren Linie

Ingolstädter Architekt Reinhard Kolb im Alter von 84 Jahren gestorben

13.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:01 Uhr

Markante Fassade: Das Druck- und Verlagshaus des DONAUKURIER plante Reinhard Kolb gemeinsam mit dem Architekten Helmut Stich in den späten 1970er Jahren. - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt/Miesbach (DK) Der bekannte Ingolstädter Architekt Reinhard Kolb ist tot. Er starb in der Nacht zum Mittwoch nach längerer Krankheit im oberbayerischen Miesbach im Alter von 84 Jahren. Kolb (Foto) war von den späten 1950er Jahren bis in die 1990er einer der prägendsten Architekten der Stadt.

Geboren wurde Reinhard Kolb am 10. September 1928 in Freiwaldau im Altvatergebirge (Sudetenland). Er wuchs zunächst dort und in Prag auf, 1941 zog die Familie nach München. Nach einem Architekturstudium unter anderem bei Prof. Hans Döllgast, der im kriegszerstörten München zahlreiche historische Gebäude – etwa die Residenz und die Alte Pinakothek – wieder aufbaute, kam er 1958 nach Ingolstadt. Hier trat er als Chefplaner in das Architekturbüro von Johann Lang ein.

Kolb war ein überzeugter Vertreter der Moderne, der jedoch auch im historischen Kontext plante und sanierte. Zu den ersten von ihm in Ingolstadt geplanten Bauten zählten unter anderem die Hochhaus-Wohnanlage am Brückenkopf sowie die Zwillings-Hochhäuser an der Goethestraße. Zu ihrer Zeit waren die beiden Komplexe mit die modernsten Wohnanlagen der Stadt. Der markante Büro-Pavillon am Brückenkopf steht mittlerweile als wichtiges Gebäude der Architektur der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz und wird derzeit modernisiert. Auch das Hochhaus, in dem sich heute Teile des evangelischen Altenheims Bienengarten an der Westlichen Ringstraße befinden, wurde von Kolb entworfen. Sein Markenzeichen waren aus unregelmäßigen grafischen Elementen gestaltete Gesimsbänder, wie sie heute noch an einigen seiner Bauten in Ingolstadt, so dem Hochhaus am Brückenkopf, erhalten sind.

Nach dem tragischen Tod Langs, der mit seiner Tochter Christel im Jahr 1966 einem Mord zum Opfer fiel, gründete Kolb sein eigenes Architekturbüro in Ingolstadt. Der leidenschaftliche Architekt baute in den 1970er und 1980er Jahren im Auftrag des damaligen DK-Verlegers Dr. Wilhelm Reissmüller unter anderem das Druck- und Verlagsgebäude des DONAUKURIER an der Stauffenbergstraße und verantwortete den Umbau und die Vergrößerung der früheren Ganghoferschen Buchhandlung in der Donaustraße. In schwierigem Umfeld errichtete er in den 1980er Jahren das Abschlussgebäude des Carraraplatzes (Hallstraße) gegenüber des Herzogskastens. Auch bei öffentlichen Bauten war er gefragt, etwa beim Umbau des alten städtischen Krankenhauses zum Pflegeheim (heute Altstadtzentrum). In dieser Zeit verlegte Kolb sich zunehmend auf den Bau exklusiver Einfamilienhäuser. So plante er die privaten Wohnhäuser zahlreicher prominenter Ingolstädter, wie der früheren Audi-Vorstandsvorsitzenden Ferdinand Piëch (heute VW-Aufsichtsratschef) und Martin Winterkorn (heute Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns).

Mitte der 1990er Jahre zog er sich mit seiner Familie in die Heimat seiner Frau nach Fischbachau in die Nähe des Schliersees zurück. Bis ins hohe Alter blieb der leidenschaftliche Bergsteiger auch als Maler und Holzbildhauer aktiv.

Die Trauerfeier für Reinhard Kolb findet am morgigen Samstag um 9.30 Uhr in der katholischen Pfarrkirche St. Martin in Fischbachau statt. Die Beisetzung erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im Familien- und Freundeskreis.