Ingolstadt
Spiel mit Puristik und Ästhetik

Das Ingolstädter Kurzfilmfestival 20minmax erweitert das Programm um die Kategorie Schwarz-Weiß-Film

11.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Was sich hinter der Abkürzung 20minmax verbirgt, weiß in Ingolstadt vermutlich fast jeder. Denn unter diesem Namen findet das Kurzfilmfestival heuer bereits zum elften Mal statt. Und im Titel steckt schon, worum es geht. Gezeigt werden Filme, die maximal 20 Minuten lang sind. Dieses Jahr gab es rund 2000 Einsendungen aus den verschiedensten Ländern, berichtet Organisator Marcel Aigner. Darunter sind vor allem Deutschland, Spanien, Frankreich und Italien, aber auch Kanada, USA und Iran. Im Vergleich zum Vorjahr gab es auffallend wenige Einreichungen aus Asien.

Den Auftakt des internationalen Festivals gestaltet auch dieses Jahr die Hamburger Künstlergruppe "A Wall is a Screen" am 20. Mai. Mit einer mobilen Kinoausrüstung projizieren sie Kurzfilme auf verschiedene Hauswände, die in der ganzen Stadt verteilt sind. Die ausgewählten Orte sind selbst für eingesessene Ingolstädter oft überraschend und bleiben bis zur Tour geheim. ",A Wall is a Screen' erweitert die Perspektive auf die eigene Stadt, indem Kurzfilme in Kontext mit bestimmten und besonderen Orten gesetzt werden. Als Kombination aus Stadtrundgang und Open-Air-Kurzfilmvorführung wird die Umgebung in ein neues Licht gesetzt", erklärt Peter Haueis von der Künstlergruppe. Treffpunkt für die Kurzfilmwanderung ist um 21.15 Uhr vor dem Stadttheater Ingolstadt. Im letzten Jahr war "A Wall is a Screen" trotz Regen ein voller Erfolg.

Mit der Kategorie Schwarz-Weiß/Monochrom gibt es heuer eine Besonderheit im Festival. "Aufgrund der zahlreichen Einsendungen von Schwarz-Weiß-Filmen im Vorjahr, die überwiegend sehr hochwertig waren, haben wir beschlossen, diesen Wettbewerb zu veranstalten", erklärt Organisator Aigner. Eigentlich erlebt der Schwarz-Weiß-Film seit einigen Jahren schon eine Renaissance. Auch im großen Kino setzt man auf das Spiel mit Puristik und Ästhetik, auf Reduktion auf das visuelle Minimum, auf starke Kontraste - und erntet immer wieder überraschende Ergebnisse. Dem trägt nun auch das Festival Rechnung. Von etwa 200 eingereichten Filmen, die übrigens entgegen dem Motto bis zu 30 Minuten dauern dürfen, haben es neun in den Wettbewerb geschafft. Gezeigt werden sie am 31. Mai im Audi-Programmkino.

Die zweite Neuerung gibt es im Kinder- und Jugendbereich. Hier gibt es mit der Kinderrolle nicht nur ein Programm für die Jüngeren. Gerade wird auch ein Workshop für Sechs- bis Zehnjährige angeboten, in dem Elizabeth Reyna den jungen Cineasten Medienkompetenz vermittelt. Außerdem gibt es eine Kinderjury, die ebenfalls über ihren Favoriten abstimmt. Die Kinderrolle ist am Mittwoch, 31. Mai, in der Werkstatt zu sehen. Kinderkurzfilme werden oft ohne Sprache gedreht, um die Reichweite zu erhöhen. Am Tag davor wird die Jugendrolle gezeigt.

Ebenfalls neu: Mit "Neben der Rolle" läuft im Kap94 eine "Weird Movies Night". Am Sonntag, 28. Mai, werden dann ab 21 Uhr eine Stunde lang die schrägsten, bizarrsten und witzigsten Einreichungen gezeigt, die es nicht in die Wettbewerbsrollen geschafft haben. Einlass definitiv ab 18 Jahren.

Weil auch der regionale Aspekt zu den Merkmalen des Kurzfilmfestivals zählt, läuft am Donnerstag, 25. Mai, um 20 Uhr im Rahmen der "Opening Night" des Festivals die Südrolle, also die besten Filme aus Bayern und Baden-Württemberg. Anschließend entscheidet das Publikum, wer den mit 500 Euro dotierten Preis mit nach Hause nehmen darf. In der Regel sind die Filmemacher anwesend und stehen gern für Gespräche über ihre Produktionen zur Verfügung.

Ebenfalls neu ist auch die Zusammenarbeit mit dem regionalen "Jugendfilmabend" von Francesca Pane. Sie zeigt am Eröffnungstag ab 18.30 Uhr im Audi-Kino Eigenproduktionen von jungen Ingolstädtern. Die besten drei Filme werden ausgezeichnet. Wer die glücklichen Gewinner sind, entscheidet auch hier das Publikum.

41 der 2000 Shorts (von "Ave Maria" bis "Zapp Galura - Behemoth") haben es in die Wettbewerbsrollen geschafft. Das Spektrum ist breit, Drama, Komödie, Psychothriller, Tragödie - alles ist vertreten. Doch die vielfältigen Filme haben eine Gemeinsamkeit: Sie regen zum Nachdenken an und lassen die unterschiedlichsten Emotionen aufleben. Die großen Themen sind - wie immer - Liebe und Tod. Aber auch die Flüchtlingskrise prägt die Filme - sogar mehr als vergangenes Jahr. Die Situation des Geflüchteten, das Gestrandetsein in einer fremden Welt, wird verarbeitet. Zudem geht es um die zerstörte Heimat der Geflüchteten. "Das Geheimnis ist es, aus einer nicht so großen Story trotzdem etwas Besonderes zu machen", sagt Marcel Aigner.

Bei der "Closing Night" am Donnerstag, 1. Juni, um 19.30 Uhr im Großen Haus des Stadttheaters werden alle preisgekrönten Filme gezeigt. Vergeben werden insgesamt fünf Preise. Neben dem Preis für den besten Kurzfilm, der mit 2000 Euro dotiert ist, sind das der Preis für die beste Schauspielleistung (1000 Euro), der Schwarz-Weiß/Monochrom-Preis (1000 Euro), der Südpreis (500) und der Preis der Jugendjury (1000 Euro). Die Jury setzt sich aus fünf Mitgliedern zusammen: Schauspielerin Birge Schade, bekannt aus dem "Tatort" und der TV-Serie "Eltern allein zu Haus", Donald Berkenhoff, Chefdramaturg am Stadttheater Ingolstadt, und die Regisseure Julius Grimm, Sigrun Köhler und Wiltrud Baier.

Wie bereits in den Jahren zuvor ist auch das Museum für konkrete Kunst Veranstaltungsort des Festivals. Dort wird ab 28. Mai täglich bis zum 4. Juni von 13 bis 17 Uhr die Kunstrolle mit Filmen aus Frankreich, Japan, Russland, Italien und der USA präsentiert.

1500 Besucher verzeichnete das Kurzfilmfestival vergangenes Jahr. Laut Aigner sind die Zuschauer zwischen 25 und 40 Jahre alt. Das liegt zum einen daran, dass Englischkenntnisse vorausgesetzt werden, um alle Filme zu verstehen. Untertitel gibt es nämlich nur auf Englisch. Ein anderer Grund für das überwiegend junge Publikum sind die immer populärer werdenden Internet-Clips, vermutet Aigner. Die junge Generation fokussiert sich mehr auf Internetclips als auf TV-Spielfilme und so sind Kurzfilme, die zwischen Spielfilm und Clip stehen, möglicherweise besonders interessant.

Die ältesten Filme sind naturgemäß auch Kurzfilme. Louis und Auguste Lumière nahmen etwa im Frühling 1895 vor der Fabrik ihres Vaters auf, wie die Angestellten ihrem Feierabend entgegeneilten. Das Ergebnis war, natürlich, ein Schwarz-Weiß-Film, er ist eine Minute lang und wurde ein internationaler Erfolg.