Ingolstadt
Kulturkanal Ingolstadt in der Krise

Die Mittelkürzungen der Landesanstalt für Neue Medien sind für das Radio-Programm existenzgefährdend

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Im Sinne des Kulturauftrags: Isabella Kreim spricht mit dem Künstler Herman de Vries im Museum für Konkrete Kunst. - Foto: Grimm

Ingolstadt (DK) Der öffentliche Brandbrief der Künstlerin und ehemaligen Stadträtin Gerda Büttner Biernath sollte aufrütteln. "Die Existenz des Kulturkanals ist massiv gefährdet", heißt es darin. Ursache des Protests: Die finanzielle Unterstützung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) geht immer weiter zurück.

Zuletzt gab es nur noch 10 000 Euro an Zuschüssen, im vergangenen Jahr waren es 15 000 und davor viele Jahre 25 000 Euro.

Gunter Schweiger, Vorsitzender des Trägervereins und Professor an der Hochschule Ingolstadt, stellt klar: "Die Aussage, ,Kulturkanal vor dem Aus' ist vielleicht nicht ganz richtig. Wir haben ja auch dann noch Geld." Die verminderten Zuschüsse würden allerdings dazu führen, dass eine kulturelle Berichterstattung, wie die Hörer es gewohnt seien, nicht mehr stattfinden könne. "Einen Vorgeschmack auf die drohenden Kürzungen werden die Hörer bereits ab August erleben", erklärt der Professor. Denn der Kulturkanal wird dann wöchentlich die Sendung am Donnerstag ausfallen lassen - um Geld zu sparen. Bisher sendet der Kulturkanal viermal in der Woche auf dem Kanal von Radio IN. In den letzten Jahren hatte er einen Etat von rund 60 000 Euro. Finanziert wurde das Projekt zunächst nach seiner Gründung 1988 jahrelang fast ausschließlich von der Sparkasse Ingolstadt und der BLM. 2008 jedoch stieg die Sparkasse bei der Finanzierung des Kulturprojekts vollständig aus. Das führte zu einer ersten Krise des Programms. Schnell wurde eine neue Unterstützungsgemeinschaft gebildet. Der Kulturkanal wurde aufgefangen vom Engagement der umliegenden Landkreise und Städte. Heute beteiligen sich unter anderem die Landkreise Pfaffenhofen und Eichstätt sowie die Städte Neuburg und Schrobenhausen in erheblichem Maße. Weitere Mittel kommen von privaten und korporativen Vereinsmitgliedern sowie vom Regionalmanagement Irma und von Audi. Letztere fördern allerdings nur von Jahr zu Jahr projektbezogen, sodass nicht klar ist, ob auch im kommenden Jahr noch Gelder fließen werden. Auch der Zuschuss der Stadt Ingolstadt wurde durch die Haushaltssperre vermindert. In diesem Jahr konnten nur 8500 Euro überwiesen werden, 1500 Euro weniger als bisher. Für Kulturkanal-Redakteurin Isabella Kreim ist die Stadt dennoch einer "der großen konstanten Förderer des Kulturkanals".

Für sie ist klar, dass der Kulturkanal ohne eine beständigere Unterstützung der BLM langfristig keine Überlebenschance hat. Enttäuscht ist die Redaktionsleiterin vor allem, weil das Format durchaus erfolgreich ist. In den vergangenen Jahren konnten die Hörerzahlen kontinuierlich vergrößert werden. Inzwischen schalten mehr als 16 000 Kulturfreunde den Kanal ein, weitere Nutzer greifen auf das Internetangebot des Kulturkanals zu. "Das Konzept hat sich nicht überlebt", sagt sie. Und das, obwohl die Sendung nicht den oberflächlichen Zeitgeist bedient und auf kurze Hörfunkhäppchen setzt. Immer noch sind die meisten Textbeiträge im Programm sechs Minuten oder oft sogar wesentlich länger. "So ein Format gibt es sonst im bayerischen Privatfunk nicht mehr", sagt Isabella Kreim. "Wir sind die einzigen, die auf längere Textbeiträge setzen."

Schweiger und Kreim sind der Ansicht, dass kaum ein anderes Projekt in Bayern so förderungswürdig im Sinne des im bayerischen Mediengesetz formulierten Kulturauftrags der öffentlichen Hand ist. Nun warten sie gespannt darauf, dass sich die BLM dazu durchringt, den Kulturkanal wieder stärker zu fördern.

Viel Hoffnung sollten sie sich allerdings nicht machen. Martin Gebrande, Geschäftsführer bei der BLM, glaubt nicht, "dass die Haushaltsmittel für die Programmförderung grundsätzlich ausgeweitet werden. Im Zweifel müssten wir eine Schließung des Kulturkanals hinnehmen." Das Problem für die Landezentrale liege darin, dass die Haushaltsmittel für die Programmförderung zuletzt eher zurückgegangen seien, das Antragsvolumen aber zugenommen habe. So müssten heuer neben dem Kulturkanal auch eine Reihe anderer Projekte Kürzungen hinnehmen.

Montag, Donnerstag, Freitag um 18.34 Uhr; Sonntag um 11.04 Uhr auf dem Kanal von Radio IN. www.kulturkanal-ingolstadt.de" class="more" rel="nofollow"%>