Ingolstadt
Gala, äh, in Ingoldings

Moderator Edmund Stoiber alias Wolfgang Krebs verleiht in der Eventhalle den Watschenbaum

22.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:46 Uhr

Foto: Bernhard Schaffer

Ingolstadt (DK) Horst Seehofer weilt in München und verleiht die Bayerischen Filmpreise. Aber weit gefehlt. Das sei nur sein Double, erklärt munter der wahre Horst Seehofer, den es natürlich in seine Heimat gezogen hat, nach Ingolstadt. Um bei der Watschenbaum-Gala dabei zu sein. Der Mann grinst und gluckst selbstgefällig, trägt Jägerkluft und ist unheimlich zufrieden mit sich, besonders wenn er die Kanzlerin oder den Markus Söder piesacken kann.

Man könnte ihn für echt halten, diesen Ministerpräsidenten mit dem penetranten Landesvatergetue, wenn man nicht wüsste, dass man sich an diesem Freitagabend in der Ingolstädter Eventhalle befindet und dem neuen Programm von Wolfgang Krebs lauscht.

Der wahre Held des Abends ist allerdings ein anderer. Seehofers Vorgänger Edmund Stoiber. "Sehr vergärte Ehrensäfte, Damen und Freunde, Intendanten und Verwandte, Herr und Frau Pfarrer und auch die, die nicht da sein können" begrüßt Stoiber alias Krebs das Publikum verbal völlig von der Rolle.

Einen besseren Moderator hätte man für diesen Preis, den niemand haben will, nicht finden können. Denn ausgezeichnet wird, wer im vergangenen Jahr den größten Bock geschossen hat, den aberwitzigsten Unsinn verzapft und das dümmste Zeug geredet hat. Promis treten auf, um für ihren Kandidaten zu werben - alle urkomisch von Krebs parodiert. Gast Horst Seehofer wählt dabei erstaunlicherweise nicht Söder aus, sondern seinen Generalsekretär Andreas Scheuer. Der Heimatminister selbst hat es natürlich auf Ilse Aigner abgesehen: "Die ist zwar noch nicht alt, aber die muss weg." Aber eigentlich weiß er auch nicht so genau Bescheid. Denn "wie soll ich wissen, was ich denke, bevor ich gehört habe, was ich sage". Als Verkehrsminister fühlt er sich zudem zuständig für das Sexualleben und präsentiert eine Formvorlage, die demnächst auszufüllen ist, bevor man sich einer Dame nähert. Damit es zum geregelten Verkehr kommen kann.

Ihr Votum für den Watschenbaum geben auch der tatterige Beckstein, Hubert Aiwanger und Innenminister Herrmann ab - der mit den weichen Konsonanten. Der Vorzeigefranke versucht sich am Experiment, zehn Sätze auf eine Stunde Redezeit zu dehnen. Krebs packt die Politiker bei ihrer Eitelkeit, ihren seltsamen Angewohnheiten und ihrer Naivität. Söder, der sich für unheimlich kompetent hält, Seehofer, gockelhaft als wäre er bayerischer König, der sich selbstverständlich auch zwei widersprüchliche Meinungen gleichzeitig leisten könne. Huber Aiwanger von den Freien Wählern, der mit Eifer seine sehr spezielle Lautverschiebung der Vokale demonstriert. Die Kanzlerin, die einen Bericht verliest von ihrem Ausflug zu den Eingeborenen im Allgäu mit ihrer merkwürdigen Sprache und den seltsamen Gebräuchen. Und natürlich, immer wieder, Stoiber. Der Ministerpräsident a. D. erklärt dem Publikum die "Rehabilitationstheorie des Oscar-Preisträgers Alfred Einstein" bis allen schwindelig wird. Die völlig verwirrten Erzählstränge zu entwirren, überlässt er dann dem Publikum.

Am Ende wird der Watschenbaum-Kandidat ermittelt. Gewählt wird per Applaus-Akklamation. Aber es kommt zum Patt zwischen Donald Trump und AFD-Politikerin Beatrix von Storch. Das hat selbst Krebs noch nicht erlebt, bisher war der neue amerikanische Präsident stets der Held des Watschenbaums.

Völlig außer Fassung gibt Stoiber-Krebs am Ende noch eine Lebensweisheit dem scheidenden Publikum mit auf den Weg: "Das frühe Vögeln entspannt den Wurm." Riesenapplaus des Publikums, das nach dem Dauergelächter mit schmerzendem Zwerchfell und verkrampften Gesichtsmuskeln den Saal verlässt.