Ingolstadt
"Fühlt sich wie eine Uraufführung an"

Dirigent Florian Helgath über den Ingolstädter Komponisten Aichinger und sein Konzert zum Thema Gegenreformation

21.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr

Florian Helgath ist Dirigent der Zürcher Singakademie. - Foto: Malinowski

Ingolstadt (DK) Florian Helgath ist einer der talentiertesten Dirigenten Deutschlands. Der gebürtige Regensburger hat zur Saison 2017/18 die künstlerische Leitung der Zürcher Sing-Akademie übernommen. Mit dem Chor und der renommierten Hofkapelle München gibt er am 23. September, 19.30 Uhr, in der Asamkirche St. Maria de Victoria ein Konzert mit seltenem Programm zum Thema Reformation und Gegenreformation.

Herr Helgath, seit dieser Saison sind Sie künstlerischer Leiter der Zürcher Sing-Akademie. Wie kann sich der Chor gegenüber anderen behaupten?

Florian Helgath: Ich habe das Glück gehabt, dass ich mit der Übernahme des Chores eine Tabula rasa machen konnte. Das erneute Vorsingen brachte einen ziemlich neu zusammengestellten Chor hervor, der eine hohe Qualität an Einzelstimmen hat, die sich jetzt potenzieren.

 

Hat der Chor denn ein bestimmtes Repertoire?

Helgath: Nein.

 

Möchten Sie nicht, dass er sich durch etwas Besonderes auszeichnet?

Helgath: Die Besonderheit des Chores liegt in seiner Besetzung. Der Kernchor ist auf 32 Stimmen limitiert. Damit gestalten wir A-cappella-Projekte mit Stücken aus der Renaissance, Romantik oder der Moderne. Durch die Kooperation mit dem Tonhalle-Orchester Zürich stellen wir drei- bis viermal in der Saison großartige Oratorien auf die Beine.

 

Wenn das so gut läuft, wie kam es dann zu der Zusammenarbeit mit der Hofkapelle München?

Helgath: Weil ich ein spezialisiertes Ensemble für Alte Musik haben wollte. Anders, als oft unterstellt, arbeite ich aber nicht mit der Hofkapelle zusammen, weil ich dort alle persönlich kenne - dem ist nicht so.

 

Gestern gab es eine Einführung zum Programm im Stadtmuseum. Sollte es solche Vorträge öfter geben?

Helgath: Ich finde es gut, aber auch nicht zwingend notwendig. Ich mag es, wenn das Publikum an die Hand genommen wird. Allerdings: Ich werde nie ein Programm entwerfen, was eine Einführung notwendig hat, weil ich finde, dass die Musik für sich spricht.

 

Sie dirigieren viele Uraufführungen. Warum haben Sie sich bei diesem Konzert für Musik aus dem Frühbarock entschieden?

Helgath: Das ist witzig, weil ich die Frage öfter gestellt bekomme, wenn ich Alte Musik mache. Es scheint so, als wäre ich ein Spezialist für moderne Musik. Für mich ist es aber nichts Besonderes, denn bei den Regensburger Domspatzen bin ich mit Renaissancemusik aufgewachsen - sie ist für mich wie Muttermilch.

 

Und warum wurde der Komponist Gregor Aichinger in das Programm aufgenommen? Weil er seinerzeit in Ingolstadt studiert hat?

Helgath: Diesen Komponisten fand ich schon lange interessant. Im Zuge dieser Programmatik ist er sicher ein großer Vertreter der Gegenreformation. Seine Stücke sind noch nicht im gängigen Programmkanon etabliert, und das finde ich schön. Man könnte also sagen, dass es sich hierbei doch wie eine Uraufführung anfühlt, da Aichingers Musik wirklich nur ganz selten aufgeführt wird.

 

Also schließt sich doch der Kreis?

Helgath: Eben, genau so ist es.

 

Die Fragen stellte Katharina Wirtz.

 

Konzert mit festlicher Sakralmusik um 1600. Asamkirche Ingolstadt, Samstag, 23. September, 19.30 Uhr. Karten: DK-Geschäftsstellen.