Ingolstadt
"Dieses Theater ist wirklich ein Geschenk"

Die erste Saison im Ingolstädter Altstadttheater ist fast vorbei: Leni Brem und Falco Blome ziehen Bilanz Stück zu Hinterkaifeck geplant

14.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:56 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Die erste Spielzeit des Altstadttheaters unter neuer Führung ist fast vorbei. Noch drei Veranstaltungen, dann geht das Leitungsduo Leni Brem und Falco Blome in die Sommerpause. 116 Veranstaltungen sind dann seit Oktober über die kleine Bühne gegangen. Jetzt wird's bei sommerlichen Temperaturen ganz schön heiß unterm Dach des Hauses in der Kanalstraße, wo das Theater seit 2005 beheimatet ist. Im kommenden Jahr soll es deshalb Open-Air-Theater geben. Wo man dem Theatervergnügen frönen wird, wollen die beiden erst im Herbst bei der Vorstellung der nächsten Saison verraten. "Es soll kein großes Spektakel sein, sondern ein kleines, feines Stück, das gut in so einen Rahmen passt. Den ganzen Juli - weil der vom Wetter her der sicherste Monat ist", sagt Leni Brem.

Im Großen und Ganzen ist das Intendantenduo mit der ersten Spielzeit ganz zufrieden, auch wenn viele Dinge nicht so liefen wie erhofft. Den ambitionierten Spielplan, der von Donnerstag bis Sonntag neben den Eigenproduktionen viele Gastspiele und kreative Spielformate anbot, mussten die beiden bereits nach drei Monaten reduzieren. Das Angebot - vom leisen Kammerspiel bis zum Tagebuch-Slam - war innovativ und spannend, aber schlichtweg zu umfangreich. In der nächsten Spielzeit wollen sie sich weiter fokussieren - auf kleine Produktionen, bayerische Stoffe, die regionale Szene. Denn genau das funktioniert hier gut. Das zeigt sich schon daran, dass der "Boanlkramer" - Olivia Wendts Solo über den frustrierten, Kirschgeist trinkenden Tod - der Renner der Saison war. Gut liefen auch "Warten auf Karl" mit Adelheid Bräu und "Eine Sommernacht" mit Ferdinand Schmidt-Modrow. Der Schauspieler, der aus der Schrobenhausener Gegend stammt und als Rocky in Marcus H. Rosenmüllers "Beste Zeit"-Trilogie bekannt wurde, ist seit Kurzem auch als Pfarrer Simon Brandl in der BR-Kultserie "Dahoam is Dahoam" zu sehen.

Auch die "Lokalmatadoren" wurden gut angenommen: Künstler aus der Region, die das Altstadttheater als Plattform nutzen. 12 bis 14 Termine waren in der laufenden Spielzeit allein ihnen vorbehalten. "Wir wollen zeigen, dass Ingolstadt eben nicht nur eine Autostadt ist, sondern auch kreatives Potenzial hat", sagt Leni Brem. In dieser Reihe wird man kommende Spielzeit etwa Olivia Wendts Gospelchor, Bartls Most oder das Sensational Skydrunk Heartbeat Orchestra erleben. Gastspiele von Gabi Lodermeier, André Hartmann und Michael Seyfried (Astro-Kabarett) stehen ebenfalls schon fest. Wie auch der Auftritt der Augsburger Theaterwerkstatt mit der Produktion "Räuber Kneißl". Und Falco Blome arbeitet gerade an einem Stück über Hinterkaifeck. Der Einödhof (der im heutigen Gemeindegebiet Waidhofen liegt) ist schließlich Tatort eines der rätselhaftesten Verbrechen in der deutschen Kriminalgeschichte.

Die Bilanz? "Anstrengend, aber schön", sagt Leni Brem. "Wir stecken viel Herzblut rein, da kommt man schon an seine Grenzen." Beide haben neben der Leitung des Altstadttheaters noch weitere berufliche Verpflichtungen: Brem arbeitet im Münchner Hofspielhaus, Blome am Stadttheater Ingolstadt. Trotzdem ist zumindest einer von beiden immer bei den Veranstaltungen präsent, auch, um mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen. "In der Gesamtschau war es ein erfolgreiches Jahr", meint auch Falco Blome. "Wir konnten viele vom alten Publikum halten, aber auch neue dazugewinnen. Und wir erfahren von allen Seiten viel Unterstützung."

In der kommenden Spielzeit wollen die beiden verstärkt auf Kooperationen setzen und das Altstadttheater als Spielort für Festivals (wie schon bei den Literatur-, Künstlerinnen- und Jazztagen), aber auch für private Feiern (mit und ohne Theater) zur Verfügung stellen. Immer beliebter wird die Bonuskarte: Für jede Karte, die man an der Abendkasse kauft, gibt es einen Stempel. Wer fünf Stempel vorweisen kann, darf in die sechste Vorstellung umsonst. "Viele Leute haben diese Karten schon eingelöst", sagt Leni Brem. Und: "Dieses Theater ist wirklich ein Geschenk."

Die letzten Vorstellungen vor der Sommerpause: 15. Juni: Nicole Titus: "Schottland wär schön"; 16. Juni: De Laddshosen mit "Schwoam"; 17. Juni: "Das Beste aus zwei Welten" mit Schwarzbauer & Maklar; jeweils um 20.30 Uhr.