Ingolstadt
Die Klofrau aus dem "Ballhaus"

Christiane Blumhoff ist bekannt aus Rundfunk und Fernsehen – und spielt gerade am Stadttheater Ingolstadt

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Foto: DK

Ingolstadt (DK) Sie ist 73, steht immer noch auf der Bühne und vor der Kamera. Und macht das, „bis ich runterfalle“. Christiane Blumhoff lacht. Ihre strahlend blauen Augen blitzen, die Zigarettenspitze wippt. Sie ist bekannt. Und sie ist gefragt. Im Fernsehen. Im Radio. Im Theater. Vor allem in der bayerischen Szene ist sie verhaftet, seit sie Anfang der 60er Jahre ein Stipendium für Mundartsprechen ergatterte. Sie war im „Komödienstadl“ genauso wie in zahlreichen bayerischen TV-Serien zu erleben – vom „Königlich Bayerischen Amtsgericht“ bis zum „Bullen von Tölz“, sie spielte in „Dahoam is Dahoam“ und in „Sturm der Liebe“. Und ist regelmäßig an der Seite von Helmut Schleich in „Spezlwirtschaft“ und „Schleichfernsehen“ zu sehen. Der lobt ihre Lebensklugheit, ihre Präzision und ihren „gewaltigen“ Humor: „Wo Christiane Blumhoff ist, da ist immer das Leben.“

Christiane Blumhoff entstammt einer Künstlerfamilie. „Da war wirklich alles dabei“: Opernsänger, Operettensänger, Tänzer, Schauspieler, Marionettenspieler. Ihr jüngster Sohn, Simon Pearce, ist schon in der sechsten Generation Schauspieler. „Ich habe alle meine Kinder ermuntert, diesen Weg einzuschlagen.“ Der Sohn bestätigt: „Sie hat immer gesagt, das ist der schönste Beruf der Welt.“ Deshalb habe sie sich sehr gefreut, als er den Schauspielberuf dem Lehramtsstudium schließlich vorzog. Derzeit steht er im Regensburger Turm-theater in „Ziemlich beste Freunde“ auf der Bühne. In seinem eigenen Comedy-Programm „Allein unter Schwarzen“ erzählt Simon Pearce vom Aufwachsen in Bayern – als Halb-Nigerianer. Doch davon später.

Ihre ersten Engagements bekommt Christiane Blumhoff, als sie noch nicht einmal lesen kann, als Sprecherin von Kinderhörspielen. Mit neun Jahren steht sie zum ersten Mal auf der Bühne des Gärtnerplatztheaters – in der Operette „Bozena“ von Oscar Straus. Mit 14 Jahren erwägt sie kurz, Ärztin zu werden, entscheidet sich jedoch, den Eltern nachzueifern, absolviert nach dem Realschulabschluss eine Schauspielausbildung. Und startet in ihre Schauspielkarriere mit ihrem zweiten Vornamen – Rosel Christiane.

Auf einer Multi-Kulti-Party lernt sie den nigerianischen Politologen Charles Pearce kennen. „Er war sehr still, liebenswert, in sich ruhend – und ist mit einem Wirbelwind, wie ich einer bin, ganz gut klargekommen“, erzählt sie. Zeigt ein Foto von ihm auf ihrem Smartphone. Sie heiraten 1978, bekommen drei Kinder: Wilson, Nancy und Simon. Sie verdient mehr. Er wird Hausmann, kocht, wäscht, kümmert sich um die Kinder, hält seiner Frau den Rücken frei. „Ich habe meinen ältesten Sohn am Donnerstag auf die Welt gebracht – und am Montag stand ich im Studio und drehte den ,Verkauften Großvater‘.“ Klar wird geredet im konservativen Bayern dieser Zeit. Aber „so was lässt mich kalt“, sagt Christiane Blumhoff. Die Kollegen kommentieren die Beziehung eher humoristisch. „Maxl Graf hat gesagt: ,Sei froh, dann bist sicher, dass koa Preiß is.‘“ Später macht Charles ein afrikanisches Lokal auf – „weil er sehr gut kochen konnte“. 2005 stirbt er an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Von all den Facetten ihres Berufes – TV-Komödiantin, Radiosprecherin, Vorleserin, Theaterschauspielerin – ist ihr die Bühne das Liebste. „Dieser Werdungsprozess, dass eine Figur entsteht, das hat man am Theater am besten. Das macht einfach Spaß – und es bringt was fürs Drehen.“

Jetzt steht Christiane Blumhoff in Ingolstadt im „Ballhaus“ auf der Bühne. Regie führt Jochen Schölch, Intendant des Metropol-Theaters München. Er hat sie mitgebracht. Denn bei ihm spielt sie öfter – ab November beispielsweise wieder, in „Wie im Himmel“. Sie arbeitet gern mit Schölch zusammen. „Am liebsten mag ich, wenn die Bühne bei ihm leer ist – weil er zaubern kann“, schwärmt sie. „Das Ballhaus“ ist eine Zeitreise durch ein Jahrhundert deutsche Geschichte und kommt ohne Worte aus. Im ersten Teil (bis einschließlich 1940) spielt Christiane Blumhoff die Klofrau. „Danach kann sich der Wirt keine Klofrau mehr leisten“, erklärt sie. Aber sie wird selbst zum Gast – und erzählt ein Stück DDR-Geschichte.

In Ingolstadt ist sie übrigens nicht zum ersten Mal. Sie kennt das Theater, seit sie 1978/79 hier gastierte – in der „Pfarrhauskomödie“ und in einem Ludwig-Thoma-Abend. „Es ist das gleiche Haus, aber die Stadt hat sich verändert, ist größer geworden.“

Nach dem Gastspiel in Ingolstadt kommen neue Projekte: Theater, Fernsehen, im November wird sie zum zweiten Mal Oma. Und dann ist da noch die geplante Autobiografie. Wenn sie dafür Zeit findet. Der 75. Geburtstag wäre ein guter Erscheinungstermin.