Ingolstadt
Abschied vom alten Kontinent

Blues-Legende Mac Arnold trat noch einmal in der Ingolstädter Neuen Welt auf

30.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Mac Arnold und seine Band haben spürbar Spaß an der Nähe zum Publikum in der Kleinkunstbühne Neue Welt. - Foto: Erl

Ingolstadt (DK) Mac Arnold ist eine Legende des Blues und die Menschen in der nahezu ausverkauften Neuen Welt wissen das nur zu gut. Der 74-Jährige ist nicht zum ersten Mal zu Gast im Lande, aber nun nimmt er auf seiner letzten Europatournee Abschied vom alten Kontinent.

Nicht umsonst ist sein Konzert am Dienstagabend in Ingolstadt in der Reihe "Highlights - Große Namen im kleinen Rahmen" angesiedelt. Er ist nicht alleine gekommen, seine Band "Plate Full O' Blues" mit dem Gitarristen Austin Brashier, dem vielseitigen Max Hightower an Harmonika, Keyboards, Gitarre und Bass sowie dem fast schon artistischen Drummer Denis Agenet sind mit dabei.

Brashier und Hightower agieren nicht nur als Instrumentalisten in einer Begleitrolle im Hintergrund, die ersten beiden Songs des Abends stehen sie selber am Mikrofon. Und auch während des Konzerts nimmt sich Mac Arnold immer wieder mal zurück und überlässt ihnen das Publikum. Kein schlechter Tausch für die Fans, beide haben Seele in der Stimme und schälen dabei dennoch ihre jeweils eigene Note heraus.

Mac Arnold kommt mit kurzen, tastenden Schritten auf die Bühne - der Mann aus South Carolina ist ganz Südstaatler mit Texashut, Jeans und Boots an den Füßen. Doch kaum, dass sich der Oldstyle-Bluesman die Gitarre umgehängt hat, scheinen die Jahre von im abzuperlen. Mac Arnold ist Linkshänder, und so hängt er sich die Bassgitarre einfach verkehrt herum um den Hals - mit den dicken Saiten nach unten. Der hagere Mann mit der unglaublichen Stimme hat einen faszinierenden Weg hinter sich. Mit zehn Jahren spürte er zum ersten Mal den Blues, als er auf der selbst gebauten Gitarre seines Bruders Leroy im heimischen Pelzer (South Carolina) zu spielen lernte. Mac Arnolds Highscool-Band glänzte bereits mit James Brown am Klavier. Mit 24 Jahren zog er nach Chicago, in der "Windy City" bekam er mit dem Engagement in der Band von Muddy Waters die Chance seines Lebens. "Chicago ist der Ort, wo ich den Blues gelernt habe", betont er später im Lauf des Abends und unterstreicht diese Erinnerung an seine frühen Jahre mit "Sweet Home Chicago". Zuvor aber präsentiert der Mann ein paar Songs von der eigenen neuen CD. "Give It Away" heißt die Silberscheibe. Das Markenzeichen des 1942 geborenen Musikers, ist neben seiner markanten Stimme auch die selbst gebaute Blechbüchsengitarre. Einst war Benzin in dem Blechkanister, auf den Mac Arnold vier Saiten samt dazugehöriger Elektronik gespannt hat und die nun einen ganz eigenen Sound beisteuert.

Der graubärtige Bluesman und seine Band haben in dieser prickelnden Enge in der Neuen Welt sichtlich Spaß nicht nur an dieser Spielerei, sondern auch an der Reaktion des Publikums und der Nähe zu den Fans. Die Stimmung wird merklich vertrauter und die Musiker pushen sich mit spürbarer Begeisterung gegenseitig voran. Das Publikum braucht keine lange Einladung, um den Rhythmus aufzunehmen und den Takt bis zum furiosen Finale samt einem rasenden Drummersolo von Denis Agenet mit zu klatschen. Einen Nachschlag gibt es natürlich auch, zumal das Publikum nicht locker lässt. Es ist die sentimentale Liebeserklärung an Chicago, die den Blues von Mac Arnold geprägt hat.