Ingolstadt
"Für ein Schreiben in Freiheit"

03.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:52 Uhr

Ingolstadt (DK) "Brechen wir auf!" – die Worte des am 18. März 2011 gestorbenen algerischen Schriftstellers Hamid Skif, der seit 1994 in Hamburg im Exil lebte, gibt der Tagung des deutschen P.E.N-Zentrums in Ingolstadt vor dem Hintergrund der Ereignisse in Nordafrika eine besondere Bedeutung.

Vier Tage lang werden 120 Mitglieder und Gäste der deutschen Schriftstellervereinigung das kulturelle Leben bereichern und selbst – so der Präsident des P.E.N.-Zentrums Deutschland, Johano Strasser, – auf den Spuren der Geschichte und Literatur Ingolstadts wandeln. So mit einem Autorengespräch über Marieluise Fleißer am Samstag, 7. Mai, einer von fünf öffentlichen Veranstaltungen der Vereinigung, die sich als eine von weltweit über 140 Schriftstellervereinigungen des Internationen P.E.N. als Anwalt des freien Wortes für verfolgte Schriftsteller einsetzt.

Der deutsche P.E.N., 1925 gegründet, 1934 von den Nazis aufgelöst und nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 in Göttingen wieder gegründet, unterstützt intensiv die Arbeit des 1960 gegründeten Writers-in-Prison-Committees, das verfolgte Autoren zu Ehrenmitgliedern ernennt, auf deren Situation aufmerksam macht und versucht, mit Diplomatie und öffentlichen Kampagnen die Freilassung der Gefangenen zu bewirken.

So wird beim Eröffnungsabend nicht nur die Stipendiatin des Writers-in-Exile-Programms Pinar Selek auftreten, sondern auch Nevin Berktas. Die türkische Journalistin und Schriftstellerin war 21 Jahre in Haft und wurde gefoltert. Erst im vergangenen Jahr kam Berktas frei, und konnte ihr Buch über Folter und Haft aufgrund eines Urteils des Europäischen Gerichtshofes erscheinen. Auch Pinar Selek, eine bei einflussreichen türkischen Kreisen missliebige, weil kritische, türkische Schriftstellerin, wurde 1998 inhaftiert und gefoltert. Um eine erneute Inhaftierung zu verhindern, wurde Selek 2009 in das Writers-in-Exile-Programm des deutschen P.E.N. aufgenommen. Unter dem Motto dieses Abends, "Für ein Schreiben in Freiheit", stehen auch Beiträge zu Liu Xiabo, der Gäste aus Weißrussland, und der Iranerin Mansoureh Shojaee.

Einen Tag später wird es bei "Literatur im Gespräch" ebenfalls um die Frage von Verbot, Fiktion und Realität von Literatur gehen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Daneben finden 25 Lesungen in Ingolstädter Schulen statt.