Frankfurt
Geheimnisse der Heiligen Nacht

Eine Frankfurter Ausstellung geht den weniger bekannten Mythen um die Weihnachtsgeschichte nach

05.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:57 Uhr

Maria in der Hoffnung, Niederbayern, um 1520/25. - Foto: Krack

Frankfurt (DK) Nein, es ist keine Weihnachtsausstellung im herkömmlichen Sinn, keine Christbäume, keine Plätzchen, kein Glühwein. Es ist die Weihnachtsgeschichte, von der Verkündigung bis zur Rückkehr aus dem Exil in Ägypten, die anhand von hervorragenden Kunstobjekten im Frankfurter Liebighaus chronologisch nacherzählt wird.

Dabei steht nicht die Heilige Nacht im Stall von Bethlehem im Mittelpunkt. Diese ist nur ein Kapitel in der Erzählung. Es sind überhaupt nicht so sehr die altbekannten Sujets, die vor Augen geführt werden, sondern vor allem weniger Bekanntes rund um die Weihnachtsgeschichte, gewissermaßen die Zusätze, die nicht im Lukas- oder Matthäus-Evangelium nachzulesen sind. Sie finden sich in späteren Aufzeichnungen, in apokryphen, also kirchlich nicht anerkannten Schriften, in geistlicher Erbauungsliteratur, Visionsbeschreibungen oder Heiligenlegenden, allen voran der Legenda Aurea.

Wer kennt zum Beispiel heute noch die Zweifel des Josef oder die Hebamme Salome? Unseren Vorfahren im Mittelalter waren sie durchweg geläufig. All das Übersinnliche war nicht leicht zu verstehen, deshalb suchten sie nach mehr oder weniger weltlicher Erklärung. Als Josef von einer Baustelle, auf der er als Zimmermann gearbeitet hatte, zurückkehrte, fand er Maria hochschwanger vor. Unbefleckte Empfängnis? Da kann ein Mann schon ins Grübeln kommen. Er will Maria verlassen, kehrt jedoch zurück, als ihm ein Engel im Traum die ganze Geschichte erklärt hat. Oder Salome: Auch sie zweifelte an Marias Jungfräulichkeit, wofür ihr zur Strafe die Hand verdorrte, bis sie das Christkind berührte und wieder gesundete.

Erzählt wird von der Heimsuchung, dem Befehl zur Volkszählung und der Reise nach Bethlehem, der Herbergssuche, von Maria in der Hoffnung, der Geburt Christi und der Anbetung der Hirten, der Darbringungen im Tempel und natürlich von den Heiligen Drei Königen bzw. Magiern mit ebenfalls eher unbekannten Details aus deren Leben.

Es gibt viel zu entdecken in dieser Ausstellung, die als sensationell bezeichnet werden kann. Alle Episoden aus der Weihnachtsgeschichte werden von hervorragend ausgewählten Exponaten vor allem aus dem Mittelalter illustriert: Neben Tafelgemälden, geschnitzten Retabeln, mächtigen (Altar-)figuren und winzig kleinen, detailreichen Elfenbeinschnitzereien, Buchmalereien und Wandteppichen aus 40 internationalen Sammlungen, vom Bayerischen Nationalmuseum über den Louvre in Paris und die Vatikanischen Museen bis zum Metropolitan Museum of Art in New York.

"Heilige Nacht" im Frankfurter Liebieg-Haus, bis 29. Januar 2017. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer-Verlag, herausgegeben von Stefan Roller, 34,90 Euro. Es gibt zahlreiche Führungen, und am 16. Dezember liest Michael Quast weihnachtliche Texte aus aller Welt.