Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit

Ein Schwerpunkt im neuen Programm des Ingolstädter Altstadttheaters sollte auf jeden Fall das Bayerische werden, hatten Leni Brem und Falco Blome erklärt. Sie bilden das neue Leitungsduo. Kommende Woche geht's los mit Stücken über Karl Valentin und den Boanlkramer.

21.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Warten auf Karl: Adelheid Bräu spielt einen Valentin-Abend ohne Valentin. ‹ŒProb - foto: Hammer

Falco Blome war ungefähr neun Jahre, als er von seinem Taschengeld in einem Laden in Benediktbeuern eine Karl-Valentin-Kassette kaufte. Denn die Fahrt aus den Ferien in Bayern zurück nach Bremen war nicht nur lang, sondern auch langweilig. "Im Laden haben sie gesagt: ,Karl Valentin ist das Lustigste überhaupt!

Für einen Valentin-Abend braucht man normalerweise zwei: einen Schauspieler, der dem komplizierten, bayerischen Don Quichotte Gestalt verleiht, und eine Schauspielerin als dessen kongeniale Duopartnerin. Und da dachte Blome sofort an Adelheid Bräu. Denn vor 15 Jahren hatte sie sich - vom Münchner Volkstheater kommend - dem Publikum des Ingolstädter Stadttheaters in einer Valentin-Produktion im Studio vorgestellt: "Zum damischen Ritter" wurde ein Hit. "Das haben wir sicher 50-mal gespielt", erinnert sich Adelheid Bräu.

Zehn Jahre war sie Teil des Ensembles - spielte hier etwa die Titelrolle in "Yvonne, die Burgunderprinzessin", die Balbina im "Starken Stamm", im "Kleinen Prinzen" und noch viele andere Rollen mehr - und verließ mit dem Intendantenwechsel Ingolstadt "schweren Herzens". Danach spielte sie in Bregenz, Erlangen, Wunsiedel und München. Dort lebt sie jetzt auch. Und: Sie hat mit "Hinter der Zeit" ein Stück geschrieben, das mit dem baden-württembergischen Landespreis für Volkstheaterstücke ausgezeichnet wurde. "Es ist die Geschichte einer Bäuerin, die ihr Kind lange versteckt hält und in einer ganz merkwürdigen Beziehung lebt", erzählt Adelheid Bräu. Ein Zeitungsartikel habe sie dazu inspiriert, auch wenn das Stück eine ganz andere Geschichte erzählt. Und nach einem Seminar bei dem Schriftsteller und Dramatiker Martin Heckmanns hatte sie es bei dem Wettbewerb eingereicht.

Das Schreiben selbst ist ihr nicht fremd. Das hat ihr schon oft in der Auseinandersetzung mit Rollen geholfen: "Wenn ich etwas nicht benennen kann, fange ich an zu schreiben." Mittlerweile hat sie ein zweites Stück verfasst. Auch das spielt auf dem Land. Geplant ist eine Trilogie. "Zumindest weiß ich beim dritten schon, was es sein könnte."

"Passt!", habe sie gleich gesagt, als Falco Blome mit der Valentin-Anfrage kam, erinnert sie sich. Und lacht. Da wusste sie noch nicht, dass es ein Soloabend werden sollte. Allein auf der Bühne - ohne Ansprech- und Anspielpartner -, das ist für jeden Schauspieler eine Tour de Force. Blome und Brem hatten das Altstadttheater recht kurzfristig übernommen, und auch die Planung war dementsprechend knapp. Es fand sich kein Valentin. Blome machte aus der Not eine Tugend und hatte so eine neue, viel komischere Konstellation: ein Valentin-Abend ohne Valentin.

"Warten auf Karl" erzählt von einem geplatzten Theaterabend. Adelheid Bräu spielt die Alleingelassene, die vergeblich auf ihren Bühnenpartner wartet. Was tun? Sie packt's allein. Endlich kann sie mal selbst bestimmen, muss nicht immer nur Liesl Karlstadt sein, bewältigt Valentin-Soli und -Duette gleichermaßen: "Aquarium", "Der reparierte Scheinwerfer", "Ententraum". Dazwischen meldet sich ihr "Partner" immer wieder mal per Luftpostbrief.

Falco Blome, der seine Hörspielkassette aus der Kindheit längst gegen die mehrbändige CD-Gesamtausgabe eingetauscht hat, hat die Szenen und Texte zusammengestellt. "Bis auf drei Worte ist alles komplett Valentin."

 

Premiere ist am Donnerstag, 27. Oktober, um 20.30 Uhr. Das Programm bis Januar 2017 findet man unter www.altstadttheater.de.