Fürth
Einfallslos und eindimensional

10.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:12 Uhr

Fürth (DK) Mit Hebbels "Judith" eröffnete das Theater Fürth einen Theaterreigen um "Starke Frauen" – und stellt in den nächsten Wochen mit Eigenproduktionen (darunter eine deutsche Erstaufführung), Kooperationen und Gastspielen Bühnenheldinnen wie "Antigone", "Hedda Gabler" und "Marilyn Monroe" zum Vergleich auf die Bühne.

"Judith", das selten gespielte "humanistische Drama", das der Dramatiker Friedrich Hebbel (1813–1863) ganz bewusst als Antwort auf Schillers "Johanna von Orléans" schrieb, stellt die Klassik auf den Kopf – und die idealistisch überhöhte Frauenfigur wieder vom Kopf auf die Füße: Die Jüdin Judith genießt mit dem Heiden Holofernes erst die Wollust der Liebe, ehe sie ihn aus Patriotismus für ihr bedrohtes Volk im Liebesrausch enthauptet.

So einfach diese alttestamentarische Geschichte, so umständlich fädelt Oliver Karbus, Regisseur der Fürther Inszenierung, sie ein. Da müssen die Hebräer, Judiths Volk, wie in Bildern aus dem Gottbüchlein (Bühnenbild: Klaus Gasperi) erst in aschgrauen Gewändern über die Bühnen schlurfen, da muss der gottgleiche Topterrorist Holofernes mit martialisch entblößter Brust seine nahöstlich eingefärbte Fundamentalisten-Truppe zwischen Autowracks zur menschenverachtenden Völkerschlacht anstacheln, ehe sich Judith und Holofernes zur blutbesudelten Liebesnacht begegnen – und Judith den Kopf des Holofernes unter ihrem Rock birgt, so als sei sie schon schwanger.

Die über weite Strecken einfallslose und eindimensionale Inszenierung, die in biblischer Betulichkeit stecken bleibt, retten dann freilich Nathalie Forester als Judith und Thomas Lackner als Holofernes. In ihren großen Dialogen lassen sie etwas von Hebbels psychologisch-erotischer Feinzeichnung aufschimmern, in der Sigmund Freud später die Antriebskraft der Sexualität der Figur der Judith buchstäblich in den jungfräulichen Schoß legte: Köpfen und Kastrieren – das ist die Rache der unschuldigen Frau an der Gewalt des Mannes, der ihr die Unschuld raubt. Ein sich in Grenzen haltender Beifall für eine halbherzige Aufführung.