Ingolstadt
Eine ganz andere Wahlparty

„Wer dablost’s?“ in Ingolstadt: Am Tag der Bundestagswahl waren der Politiker Gregor Gysi, Ecco Meineke und Axel Pätz zu Gast

25.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr

−Foto: Claus Woelke

Ingolstadt (DK) „Willkommen zur Spezialausgabe der Bundestagswahl“, begrüßte Andreas Hofmeir seine Gäste zur mittlerweile 13. Ausgabe von „Wer dablost’s?“. Neben dem Sänger Ecco Meineke und dem Kabarettisten Axel Pätz war auch ein echtes Politschwergewicht zu Gast: der Bundestagsabgeordnete Gregor Gysi.

Der nutzte gleich seinen Auftritt, um diesen besonderen Tag zu kommentieren: „Wir haben es mit einer Wende in der deutschen Geschichte zu tun.“ Und in einer Zeit, in der der Weg zurück zu einzelnen Nationalstaaten führt, sagte er: „Wir sind verpflichtet, für die Jugend die europäische Integration zu retten.“ Doch trotz allgemeiner Niedergeschlagenheit wegen der Wahlergebnisse ließ Anton Hofmeir den Humor nicht zu kurz kommen.

Gleich zu Beginn musste sich Gregor Gysi der alten Tuba „Rosalinde“ stellen, bei der er sich wahrscheinlich fühlte wie Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter beim Anstich auf dem Oktoberfest. Im direkten Vergleich hätte er sich dem SPDler geschlagen geben müssen. Während bei Reiter zwei Schläge reichten, brauchte Gysi drei Versuche, um der Tuba einen Ton zu entlocken. Dass Gysi wahrlich kein Musiker ist, verriet auch Andreas Hofmeir, als er preisgab, dass die Antwort des Linkenpolitikers auf die Frage, ob er ein Instrument spiele, lautete: „Wenn ich ein Instrument bühnentauglich spielen könnte, dann wäre ich nicht in die Politik gegangen.“



Auch Andreas Hofmeir wusste sein Publikum – unterstützt von seiner Band – stimmungsvoll zu unterhalten. So erzählte er, dass es in Brasilien eine Wahlpflicht gebe. Und nicht nur das. Jeder Kandidat habe dort eine bestimmte Nummer, die sich der Wähler merken und dann in der Wahlkabine eintragen muss. Dieses System findet Hofmeir so interessant, dass man es auch für die deutschen Politiker einführen könne. „Für den Herrmann schlage ich die 110 vor, bei Seehofer wählt man die 200 000, Gauland die 88 und der Dobrindt, der kriegt dann die Null,“ scherzte der Komiker.

Über den ganzen Abend wurden die Zuschauer auf den neuesten Stand über die Wahlergebnisse gehalten. „Wir haben eine hochmoderne Analysemaschine für einen sechsstelligen Betrag angeschafft“, sagt Hofmeir. „Unsere Praktikantin ist hinten telefonisch mit ihrer Oma verbunden, die vor dem Fernseher sitzt und uns die Ergebnisse von RTL mitteilt.“ Aber nicht nur Wahlergebnisse wurden durchgegeben. Als Hofmeir die Sätze von Alexander Gauland vorlas, dass die AfD Angela Merkel jagen werde und sich „unser Land unser Volk zurückholen“ werde, kommentierte das Gysi mit den Worten: „Das ist schon mal das Erste, dass ihm das Volk gar nicht gehört.“

Und auch wenn vielen die Wahlergebnisse die Stimmung etwas vermieste, lag es auch an den beiden Gästen Ecco Meineke und Axel Pätz, die Alltagssorgen für eine Weile vergessen zu machen. So spielte Meineke gekonnt auf seiner Ukulele und nahm in seinen Liedern die Angewohnheit von Politikern, nach ihrer Karriere in die Wirtschaft zu wechseln, aufs Korn. In seinem Lied „Pastinaken-Polka“ geht es um eine fiktive Flüchtlingsgruppe. Aber Meineke ist nicht nur Autor politikkritischer Lieder. Dass er gekonnt das Denglisch – also die Vermischung von Englisch und Deutsch – beherrscht, zeigte er nicht nur in seinem Soloprogramm. Hofmeir machte die Zuschauer darauf aufmerksam, dass er hinter dem Lied „Lebkuchenherz“ aus Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ steckt. Das Lied durfte er auf der Bühne auch gleich zum Besten geben, denn alle Stimmen – insgesamt vier verschiedene Schauspieler singen das Lied – stammen von ihm. 

Die gute Stimmung erlebte durch den zweiten Gast Alex Pätz keinen Abbruch. Seine originelle Idee, alle Silben des Liedes „Hänschen klein“, die auf derselben Note gesungen werden, direkt hintereinander zu singen, kam gut beim Publikum an.

Und das Publikum wurde an diesem Abend auch mit einbezogen. Es durfte noch ein weiteres Mal wählen. Gregor Gysi dürfte das Ergebnis gefallen haben. Bei 228 Stimmen kamen jeweils 19,3 Prozent auf die Grünen und die Linke. Danach folgten die CSU mit 18 und die SPD mit 9,2 Prozent. Die AfD bekam an diesem Abend keine einzige Stimme.