Eichstätt
Neue Bilder zur Bibel

Zur Ausstellung "Das Markusevangelium im Spiegel moderner Kunst" in der Johanniskirche Eichstätt

10.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

Foto: Walter Buckl

Eichstätt (DK) Es ist ein wahres Mammut-Projekt, zu dem man sich in Eichstätt durch das Markus-Evangelium inspirieren ließ: Insgesamt 103 Künstlerinnen und Künstler aus der Region Mittel- und Nordbayerns, aus dem Raum des Bistums Eichstätt, beteiligten sich an einer Kunstaktion, deren Resultate nun bis 19. April in der ehemaligen Eichstätter Johanniskirche am Domplatz zu sehen sind.

Es galt, je eine kurze Textpassage aus dem Markus-Evangelium in fortlaufender Folge zu illustrieren.

Als im Oktober 2015 die zu illustrierenden Bibelstellen an die teilnehmenden Künstler verlost wurden, achtete man bewusst auf ökumenische Zusammenarbeit - die Ausstellung sowie der äußerst repräsentative Prachtband, der die Exponate zum Text in hochwertigem Druck wiedergibt, verstehen sich als Beitrag zum Reformationsgedenken. Für das Buch, das nun als meditativer Bildband zu diesem zweiten Buch des Neuen Testamentes als auch Ausstellungskatalog dienen kann und von Ludwig Brandl (Eichstätt) sowie George Banzer (Ingolstadt) ediert wurde, prägte sich bei der Vernissage am Freitag bereits ein prägnanter Begriff ein, der sich durchsetzen könnte: "Das Eichstätter Markusevangelium". Denn nicht nur die Künstler stammen aus der Diözese, sondern den abgedruckten Text des ältesten Evangeliums wählte man in der Übersetzung des Eichstätter Exegeten Josef Kürzinger.

In der Ausstellung, die 101 der insgesamt 103 Werke zeigt, sind die meist großformatigen Bilder allerdings nicht entlang des Evangeliumstextes angeordnet, wogegen wohl die Disparität in Stil und Format sprach. Stattdessen kam es zu einer Hängung nach Farbstimmungen, Erzählstil und Bildsprache - was stimmige und ästhetisch ansprechende Gruppierungen ergibt. Und ist es ein Zufall, dass gerade im Ostteil des Baus, absolut passend zur Kar- und Osterwoche, gehäuft Motive zur Passion und Auferstehung versammelt wurden?

"Das Markusevangelium im Spiegel moderner Kunst" bezieht seinen Reiz sowohl aus der Homogenität wie aus der Unterschiedlichkeit der Exponate. Zu Ersterer zählt die Rezeption und oft sehr sensible Interpretation des Textes - jener Worte, die der Evangelist Markus wohl einst für die ersten Heidenchristen in Rom verfasste. Die Werke lenken den Blick der Betrachter auf Gegenstände wie ein Fischernetz (Günther Köppel, Eichstätt) oder Ähren auf dem Acker (Marianne Weber, Neumarkt), auf Bewegungen oder die Mimik der Protagonisten - wie etwa die skeptischen Mienen der ungläubigen Zuhörer in Nazareth (Otto Ziegler, Konstein).

Unterschiedlich aber sind die angewandten Techniken und benutzten Materialien: So finden sich Aquarelle, Bilder in Mischtechnik auf Leinwand, Acryl auf Holz, Öl auf Hartfaser, mit Computern erstellte Bilder und Grafiken, Collagen, Tuschezeichnungen, Lichtzeichnungen und Lithographien, Holzschnitte, bei einem Bild ist eine zerbrochene Glasscheibe Bestandteil des Kunstwerkes. Manche Bilder zollen in der Kleidung der Figuren oder der gezeigten Umwelt dem historischen Ambiente Tribut (so Sabine Weigand, Abenberg), andere versetzen das biblische Geschehen in die moderne Welt hinein - wenn etwa der Taufe im Jordan ein Publikum in Jeans und Baseballkappen beiwohnt (Eva-Maria Mandok, Feucht). Naives hängt neben Artifiziellem, konkret Gegenständliches neben Abstraktem. Eine sehenswerte Ausstellung und ein schöner Band, mit dem sich das Bistum Eichstätt als Kulturträger in die lange historische Reihe geistlicher Mäzenaten einreiht.

Die Ausstellung in der ehemaligen Johanniskirche in Eichstätt läuft bis 19. April, sie ist täglich (außer Karfreitag) von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Der Begleitband "Das Evangelium nach Markus. Wort und Bild im Dialog - Ein Eichstätter Kunstprojekt", hg. von Ludwig Brandl und George Banzer, ist im EOS-Verlag Sankt Ottilien erschienen, er kostet 49,95 Euro.