Dresden
Ein Luftschloss für Dresden

Choreograf William Forsythe lädt zum Tanz ins "White Bouncy Castle"

30.08.2012 | Stand 03.12.2020, 1:07 Uhr

Jeder Mensch ist ein Tänzer, meint Choreograf William Forsythe und hat in das Europäische Zentrum der Künste Hellerau in Dresden eine Hüpfburg gestellt. „White Bouncy Castle“ bietet bis zum 9. September Gelegenheit zum ausgiebigen Toben. - Foto: Millauer/dadp

Dresden (dapd) Dresden hat für neun Tage ein neues Schloss. Weiß, weich und wabbelig ist das Luftschloss von Choreograf William Forsythe. Es handelt sich dabei um eine fast 40 Meter lange Hüpfburg, die im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau besucht werden kann.

Bis zu 30 Springer dürfen sich dann gleichzeitig auf der Installation „White Bouncy Castle“ austoben.

Was das Kunstobjekt neben der Farbe und der Größe von einer ganz gewöhnlichen Hüpfburg unterscheidet, lässt sich auf den ersten Blick nicht so leicht sagen. Seine Wirkung ist aber doch eine andere. Hier werden auch Erwachsene wieder zu Kindern.

Im Kunstraum wagen sich Menschen, die sonst niemals eine Hüpfburg betreten würden, an das ihnen sonst so fremde Spielgerät. Nach Forsythes Idee soll hier jeder zum Tänzer werden, sagt Mechthild Rühl von der Forsythe-Company: „Man kommt seinem Körper näher, wenn man tanzt und hüpft.“ Tatsächlich kann man auch gar nicht normal darauf laufen, unweigerlich fängt man an zu hüpfen. Die Installation verleiht aber nicht nur ein ganz anderes Körpergefühl, sondern hat auch euphorisierende Wirkung. „Jeder verlässt das Schloss mit einem Lächeln“, ist sich Rühl sicher. Auch so mancher Erwachsene dürfte entdecken, was Kinder schon lange wissen: Hüpfburgspringen macht einfach Spaß!

Die Springwütigen können auf dem „White Bouncy Castle“ mal richtig aufdrehen und ihren Stress abbauen. Schade, dass das Schloss nicht für längere Zeit in Sachsen bleibt.

1997 kreierte Forsythe die Hüpfburg gemeinsam mit Dana Caspersen als Auftragswerk für die Kunstorganisation Art-angel London. Seitdem stand es schon im Bockenheimer Depot in Frankfurt, im Tanzquartier in Wien und in den Deichtorhallen in Hamburg. Der atmosphärische Sound stammt von der Künstlerin Joel Ryan.

Erst am Dienstag wurde die Installation in Dresden aufgebaut. Acht Gebläse errichteten das Luftschloss innerhalb einer halben Stunde. Beim Aufbau kippte noch der ein oder andere von sechs Türmen kurzzeitig um. Während der Ausstellung wird nun dauerhaft Luft nachgepumpt, sodass das Schloss auch intensivem Hüpfen standhält. Die überdimensionale Hüpfburg passt fast auf den Zentimeter genau in den großen Saal des Kunstzentrums Hellerau. „Wie maßgeschneidert“, sagt Rühl erfreut.

Mit der Saaltür fallen die Besucher quasi direkt ins Innere des Luftschlosses. Sie können das Geschehen auch von einer etwa zehn Meter hohen Plattform aus beobachten, sollten aber am besten gleich selbst mitmachen. Denn eigentlich stelle sich der Künstler sein Werk so vor, dass es keine Zuschauer, sondern nur Teilnehmer gibt, sagt Rühl, also: „Schlips aus, Stöckelschuhe weg und rein ins Vergnügen.“

„White Bouncy Castle“ in Dresden ist bis 9. September geöffnet: Mittwoch bis Freitag 14 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag 12 bis 18 Uhr.