Das Chamäleon und der Flügel

Künstler hautnah: Im Rahmen der Reihe "Meet the Artist" besucht der Pianist Vardan Mamikonian Ingolstädter Grundschüler

15.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:11 Uhr

Vardan Mamikonian gab Kostproben seines Könnens in der Anton-Grundschule und stand den Schülern Rede und Antwort. - Foto: Thalmann

Ingolstadt (DK) „Warum gehen Erwachsene überhaupt in ein Konzert“, fragt Gabi Klaschka-Mamikonian die Grundschüler. „Weil sie da was lernen können“ und „Weil es ihnen gefällt“, schlagen die Schüler der 3. und 4. Jahrgangsstufe der Anton-Grundschule Ingolstadt vor. Aber die Moderatorin des Kinderkonzerts möchte noch auf einen anderen Aspekt hinaus: Wenn man schöne Musik hört, kann man sich dabei entspannen und ganz in der Musik aufgehen. Das zu zeigen, ist Gabi Klaschka-Mamikonian und ihrem Ehemann, dem Pianisten Vardan Mamikonian, ein Anliegen. Deshalb sind sie der Einladung des Freundeskreises der Anton-Grundschule gefolgt und veranstalteten zusammen mit dem Konzertverein zwei „Meet The Artist“-Konzerte, in denen die Grundschüler einem klassischen Musiker mal ganz nah sein können.

Das Apian-Gymnasium hat für diesen Anlass seinen großen holzvertäfelten Musiksaal zur Verfügung gestellt – mit 150 Kindern ist er voll besetzt. Begrüßt werden sie von dem grünen Stoffchamäleon auf dem Arm der Moderatorin. Das Chamäleon spielt im Konzert eine wichtige Rolle: Es erklärt, dass es wichtig ist, still zu sein, damit jeder die Musik genießen kann. Außerdem hat ein Chamäleon viel mit dem Flügel auf der Bühne gemeinsam: Die Grundschüler erraten es gleich. Ein Chamäleon kann die Farbe wechseln – und genauso ist der Flügel vielseitig in seinem Ausdruck.

Das demonstriert der armenische Pianist Vardan Mamikonian auch gleich: Er hat Debussys Klavierstück „Gärten im Regen“ ausgesucht. Nachdem er es vorgespielt hat, bespricht er mit den Schülern, welche Bilder sich in der Musik verbergen: Regentropfen, Donner, Blitz und schließlich ein Regenbogen. Anhand eines Impromptus von Schubert erklärt er, dass der Flügel auch Begleitinstrument sein kann. Die Schüler sind konzentriert bei der Sache und beteiligen sich rege. Das Chamäleon hilft ihnen dabei, den Glöckchenklang in Liszsts „La Campanella“ zu erkennen und die Grundschüler freuen sich über die vierhändig vorgetragene „Petersburger Schlittenfahrt“ von Eilenberg.

Seit zwei Jahren arbeitet Vardan Mamikonian in den „Meet the Artist“-Konzerten mit dem Konzertverein zusammen. In diesem Jahr hat sich seine Frau zum ersten Mal als Moderatorin und Partnerin für das vierhändige Stück beteiligt. „In solchen Konzerten kann man Kindern diese Welt öffnen. Es gibt viele Eltern, die mit ihren Kindern gar nicht in Konzerte gehen. Wir versuchen, sie für klassische Musik zu öffnen“, begründet die Klavierlehrerin Gabi Klaschka-Mamikonian ihre Motivation. „Wir Künstler müssen ein bisschen aktiver werden, wir müssen mehr Zeit mit Kindern verbringen“, sagt Vardan Mamikonian, „damit sie eine Ahnung bekommen, was klassische Musik bedeutet und dass das nicht zu kompliziert ist. Man darf aber auch nicht zu einfache, populäre Sachen spielen, denn die Kinder müssen wissen, was die echte, große Musik ist.“

Die Grundschüler der 3. Und 4. Jahrgangsstufe der Anton-Grundschule jedenfalls hat das Konzert beeindruckt. Viele stürmen nach vorne zum Flügel, um sich ein Autogramm von Vardan Mamikonian geben zu lassen.