Nach Eklat um Rapper: Musikpreis Echo wird abgeschafft

25.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:31 Uhr
Nachdem es ohne Unterlass Kritik am Echo für Kollegah (r) und Farid Bang hagelte, wird er nun abgeschafft. Foto: Jörg Carstensen/dpa −Foto: Foto: Jörg Carstensen (dpa)

Berlin (dpa) Den Musikpreis Echo wird es in Zukunft nicht mehr geben. Das teilte der Bundesverband Musikindustrie am Mittwoch in Berlin mit. Er reagierte damit auf die Kontroverse um die Preisvergabe an ein als judenfeindlich kritisiertes Album der Rapper Kollegah und Farid Bang.

Die Marke Echo sei so stark beschädigt worden, dass ein vollständiger Neuanfang notwendig sei, heißt es in der Mitteilung. Das ziehe auch eine Neuaufstellung beim Echo Klassik und beim Echo Jazz nach sich. Die anstehenden Jazz-Preise sollen am 31. Mai in Hamburg in kleinerem Kreis ohne TV-Inszenierung verliehen werden.

Das prämierte Album enthält Textzeilen wie „Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ und „Mache wieder mal 'nen Holocaust, komm' an mit dem Molotow“. Nach der Preisverleihung hatten zahlreiche Musiker aus Protest ihre Echos zurückgeben - darunter Stardirigent Daniel Barenboim und Marius-Müller Westernhagen.

Deutschland brauche als drittgrößter Musikmarkt der Welt „zur genre- und generationsübergreifenden Auszeichnung von Künstlerinnen und Künstlern“ weiterhin „Musikpreise mit Leuchtturm-Charakter“. Man wolle jedoch keinesfalls, dass dieser Musikpreis als Plattform für Antisemitismus, Frauenverachtung, Homophobie oder Gewaltverharmlosung wahrgenommen werde, teilte der Bundesverband mit.

Das um den diesjährigen Echo herum Geschehene, wofür der Vorstand sich entschuldigt habe, könne zwar nicht mehr rückgängig gemacht werden, man werde aber dafür sorgen, dass sich ein solcher Fehler in Zukunft nicht wiederhole, heißt es in der Mitteilung des Verbandes.

Kommentar von Jesko Schulze-Reimpell

Der Echo war nicht mehr zu retten, eine Sturmflut des berechtigten Protests hat ihn hinweggefegt. Auszeichnungen sollen Glanz und Ruhm verbreiten, sie sollen die Künstler ehren - der Echo war am Ende verrufen. Mit der Abschaffung des Preises der Musikindustrie allein ist es allerdings nicht getan. Es sollte ein gesellschaftlicher Diskurs darüber stattfinden, warum gerade die problematischen Lieder einiger Gangster-Rapper so viel Anklang finden, warum sich große Teile der jungen Generation gerade mit diesen Liedern identifizieren. Eine Erneuerung des Echos ist eine echte Chance. Die Ehrungen in erster Linie nach dem wirtschaftlichen Erfolg auszurichten, nach Verkaufszahlen, ist auf die Dauer zu wenig. Masse ist noch längst nicht Klasse. Da könnte sich der Echo-Pop einiges vom Echo-Klassik und vom Echo-Jazz abgucken. Denn bei diesen Auszeichnungen entscheidet eine Fachjury nach künstlerischen Gesichtspunkten. Es ist bedauerlich, dass die notwendige Diskussion um die umstrittenen Rapper nun auch die ehrwürdigen Preise der Klassik- und Jazzmusiker in den Schmutz gezogen hat. In Zukunft sollten auch bei den Pop-Preisen in erster Linie Fachleute in der Jury sitzen und nicht nur Vertreter der Musikindustrie. Das würde den Echo-Preisen guttun und die Popmusik aufwerten.