Paris/Neumarkt (dk) Das Hacker-Netzwerk Anonymous hat dem Islamischen Staat (IS) nach der Terrorserie in Paris gestern in einem Video mit martialischen Worten den virtuellen Krieg erklärt. Der DONAUKURIER hat sich mit dem Neumarkter IT-Experten Volker Münch über Anonymous und ihre Drohung unterhalten.
Wie ernst zu nehmen ist die Drohung von Anonymous gegen den IS?
Volker Münch: Anonymous als Korrektiv hatte bereits zu verschiedenen Gelegenheiten ihre Operationen ins Leben gerufen. Seit dem Anschlag auf Charlie Hebdo kämpft Anonymous auch gegen den IS. Somit ist Anonymous durchaus ernst zu nehmen.
Was kann Anonymous tatsächlich erreichen?
Münch: Anonymous größter Vorteil ist die Schwarm-Dynamik, die im Bereich Research zu Gute kommt. Mit Research ist die Suche gemeint: Man findet Accounts im Netz und überprüft diese, ob es in Beiträgen oder Tweets zum Beispiel einen Bezug zum IS gibt. Innerhalb kürzester Zeit konnte Anonymous bei den unterschiedlichsten Operationen Social-Media Accounts, Mailadressen, etc. dem "Angriffsziel" zuordnen, veröffentlichen, und so weiter.
Was passiert dann?
Münch: Die meisten Accounts wurden dann von den Diensteanbietern wie Facebook oder Twitter, die darauf aufmerksam gemacht worden sind, auch direkt gelöscht. Es gibt aber auch diverse Hacks von Datenbanken, Email-Konten und Social-Media-Konten. Dem Erfolg der Hacks lagen aber meist unsichere Passwörter oder Login-Daten zu grunde. Anonymous wird nicht den IS bekämpfen, es wird aber einen großen Teil dazu leisten, aufzudecken.
Welche Tragweite kann so ein Vorgehen von Anonymous haben?
Münch: Große Konsequenzen wird es nicht haben. Der IS hat sich erst kürzlich zur Ankündigung von Anonymous positioniert und ihre Anhänger/Follower sensibilisiert und "Verhaltensregeln im Netz" definiert.
Was ist mit der Verbindung zwischen Anonymous und der CIA?
Münch: Es gibt keine Verbindung zwischen Anonymous der CIA, da Anonymous ein loser Zusammenschluss von Personen ist. Es haben sich jedoch fähige Personen des Kollektivs zu geschlossenen Gruppen formiert, die großes Know-How im Bereich Kryptografie/IT-Sicherheit/IT-Forensik haben. Das sind nicht die Personen, die sich eine Guy Fawkes-Maske aufsetzen und zur nächsten Demo gehen. Es gibt jedoch Verbindungen über Dritte zu US-Behörden, die natürlich von den Fähigkeiten dieser Gruppen profitieren. Ein Beispiel ist die GhostSecurityGroup.
Von Isabel Ammer
Das Video von Anonymous mit englischen Untertiteln gibt es HIER.
