Scheyern
Ein Spaziergang auf den Spuren des Heiligen Vaters

30.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:44 Uhr

 

Scheyern (DK) Benediktusweg wurde die schöne von Wald und Weihern gesäumte Wanderroute im südlichen Landkreis Pfaffenhofen zu Ehren des Heiligen Vaters aus Bayern benannt. Damit ritt der Scheyerer Heimatkreis nicht auf der "Wir-sind-Papst"- Welle: Benedikt XVI. kennt den Weg in der Tat in- und auswendig.

23 Mal hat Joseph Ratzinger in seiner Zeit als Kardinal die Benediktinerabtei Scheyern besucht, um sich hier zu erholen. Dem Oberhaupt der katholischen Christen, das nun in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo Urlaub macht, ging es so wie den meisten Wanderern in der Landschaft am Fuß des Klosterbergs in der Hallertau: Wer einmal an der Abtei, am alten Prielhof und den Weihern spazieren ging, kommt immer wieder. Für die Klosterbrüder war es natürlich eine besondere Ehre, dass der Kardinal nach seiner Wahl zum Papst den Namen des Ordensgründers Benedikt von Nursia wählte.

Ganz tief in die bayerische Geschichte taucht man bei einem Besuch des Klosterhofes ein: Er liegt auf dem Areal der ehemaligen Stammburg der Grafen von Scheyern, Vorfahren des bayerischen Herrscherhauses der Wittelsbacher.

Früher war er die landwirtschaftliche "Versorgungszentrale" des Klosters: Der stattliche Prielhof beherbergt mit den umliegenden Feldern heute als Versuchsgut den Forschungsverband Agrarökosystem München; Messgeräte am Wegesrand geben Dozenten und Studenten der Technischen Universität München Aufschluss über die Zusammenhänge von Wasser, Wind und Bodenerosion. Nur ein Traktor stört hin und wieder die Ruhe, ansonsten scheint die Zeit still zu stehen; man kann die Seele baumeln lassen.

Einen Hinweis auf moderne Zeiten gibt der Garten des Prielhofes, der sich im Laufe der letzten Jahre zu einem verwunschenen Skulpturenpark entwickelte: Schönes, Originelles und Schräges zwischen alten Apfelbäumen. Trubel herrscht hier nur dann und wann, wenn sich die große Hofkulisse als perfektes Ambiente für Open-Air-Konzerte, die Ausstellung "Kunst im Gut" oder den "Hopfazupfa-Jahrtag" anbietet.

Ideale Streckenlänge

Der Benediktusweg hat die richtige Länge für Spaziergänger, die gut zu Fuß sind. Je nach Laune und Bewegungsdrang kann man sich aber auch für die kürzere Variante rund um die Klosterweiher entscheiden. Für Hunde ist die Strecke ebenfalls bestens geeignet. Hier können sie auch mal frei laufen; nur selten kommt ein Auto vorbei. Am Teufelsweiher betreuen die Blässhühner gerade die zweite Brut in diesem Jahr und stoßen bei ihren Revierstreitigkeiten schrill fiepende Rufe aus. Füttern ist nicht erlaubt, aber die Vogelfamilien kommen trotzdem, sobald Besucher den hölzernen Steg betreten. Mit Mühe bahnen sich die Wasserhühnchen ihren Weg durch einen Wald von Blattrosetten, der fast die gesamte Teichoberfläche bedeckt: Die Wassernuss (trapa natans) ist andernorts so gut wie ausgestorben, hier wächst sie üppig. Schön ist es hier zu jeder Jahreszeit. Kein Wunder, dass die Region ein Dorado für Hobbyfotografen ist. Und nicht nur für die: In den 70er Jahren setzten Münchener Profis ihre Models gern für Modeaufnahmen in der Pappelallee in Szene.

Bei der Einmündung in den Benediktenweg (nicht zu verwechseln mit dem Benediktusweg) hat man das Ende der "Papstroute" erreicht, vorher kann man noch frische Kartoffeln aus ökologischem Anbau mitnehmen: Am Durchgang zwischen den Weihern steht eine Kiste zum Selbstbedienen (und Bezahlen).

Klösterliche Schmankerl

Auf Schmankerl aus der Region setzt auch die Gastronomie der Benediktinerabtei: in der gepflegten Klosterschenke, im beliebten Biergarten mit Schatten spendenden Bäumen und im kühlen Gewölbe des Bräustüberls. Letzteres war anno dazumal der Pferdestall des Klosters, lag dann als Heizungskeller lange im Dornröschenschlaf und wurde gleichzeitig mit der Reaktivierung der Klosterbrauerei wieder aufgeweckt. Die Scheyerer Klosterbiere haben sich in der Region schnell einen guten Namen gemacht und sind nach sechs Kilometern auf dem Benediktusweg ein perfekter Durstlöscher.