Rennertshofen
"Meilenstein mit regionaler Strahlkraft"

Machbarkeitsstudie bescheinigt Bernd-Eichinger-Museum in Rennertshofen großes Potenzial

03.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:57 Uhr

Im alten Rennertshofener Cinema von Fritz Appel (rechts) fühlte sich Bernd Eichinger stets zuhause. Das Foto entstand bei der Premiere des Films „Der Bildwerfer. Aus dem Leben eines bayerischen Dorfkinos“ (2010) beim letzten Besuch Eichingers in Rennertshofen. - Foto: Stengel

Rennertshofen (DK) Alles oder nichts? Wie in vielen Filmen Bernd Eichingers geht es für den Historischen Verein in dessen Heimatort Rennertshofen um die Schicksalsfrage: Ist ein Bernd-Eichinger-Museum realistisch? Nun gibt eine Machbarkeitsstudie Antwort: Ja. Die Marktgemeinde steht unter Strom.

Die Zukunft des ambitionierten Projektes hatten Alfred Bircks und seine Mitstreiter des Historischen Vereins an die Machbarkeitsstudie des Würzburger Kulturbüros FranKonzept geknüpft. Das Ergebnis fällt ausgesprochen positiv aus. Das Kulturbüro hält einen „Meilenstein mit regionaler Strahlkraft zur Intensivierung des kulturellen und touristischen Interesses“ für möglich. „Die Würdigung eines herausragenden Akteurs der Film- und Kinokunst am authentischen Ort scheint in der bundesdeutschen Kultur- und Museumsszene einzigartig“, heißt es in der Umfeldanalyse. Dementsprechend könnte das Vorhaben den Charakter eines Modellprojektes einnehmen. „Auch im Hinblick auf die museale Konkurrenz im direkten Umfeld kann mit diesem Alleinstellungsmerkmal gepunktet werden.“

Das Konzept besteht aus drei Modulen: dem Museum mit Dauerausstellung, einem Kino mit Filmbetrieb und einem Veranstaltungsbereich für Sonderausstellungen und museums- und medienpädagogische Angebote. Im ehemaligen Cinema des verstorbenen Rennertshofener Urgesteins Fritz Appel, im Herzen des Marktes, soll das „Kinoseum“ entstehen. Zwar gibt es noch keinen Miet- oder Kaufvertrag, aber die Besitzerin steht hinter dem Projekt. Um die rund 370 Quadratmeter nutzen zu können, bedarf es laut Bircks einer Kernsanierung.

Für die Dauerausstellung kann man auf einen großen Fundus zurückgreifen: „Die Deutsche Kinemathek und die Erben stehen der Ausstellung sehr positiv gegenüber“, sagt Bircks. Von Bernd Eichingers Jugendzimmer bis zu seinen Oscars und Bambis, von Filmplakaten der Kassenschlager bis zu handschriftlichen Produktionsnotizen: Exponate gibt es viele. Große, wie den Glücksdrachen Fuchur aus „Die unendliche Geschichte“, oder kleine, wie die Flakons des Jean-Baptiste Grenouille aus „Das Parfüm“. Hinzu kommt der große Trumpf, auf wahre Blockbuster zurückblicken zu können. „Wir wollen das natürlich auch medial darstellen“, sagt der Vorsitzende des Historischen Vereins. „Und wir wollen auf Bernd Eichingers Bezug zu seiner Heimat eingehen, mehr als das die Bernd-Eichinger-Wanderausstellung getan hat.“

Der weltberühmte Produzent wurde am 11. April 1949 in Neuburg geboren und starb 2011 in Los Angeles. Sein Vater Manfred Eichinger praktizierte wie schon der Großvater als Landarzt in Rennertshofen und nahm seinen Sohn ab und zu mit ins Kino nach Neuburg. In Rennertshofen sah er in der Scheune des ehemaligen Schlosshofes seine ersten Karl-May-Filme. Später, als Student, ging Bernd Eichinger wie seine ganze Generation in Fritz Appels Kinosaal ein und aus.

„Zur Vitalisierung des Museums wird sicherlich dem Kinobetrieb selbst eine bedeutende Rolle zugewiesen werden müssen“, heißt es in der Machbarkeitsstudie. Dafür konnte der Historische Verein schon den Neuburger Kinobetreiber Roland Harsch gewinnen. „Gerade was Nischenfilme angeht, haben wir Möglichkeiten“, sagt Bircks. Hinzu kommen die Veranstaltungsräume: Möglich wäre die Kooperation mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die hier Themenfilmreihen für Studenten im Lehramt aufbauen will.

Bleibt noch die Gretchenfrage nach der Finanzierung. Hier hüllt sich der Historische Verein weiterhin in Schweigen. Ohne die Gemeinde wird es wahrscheinlich nicht gehen. Im Gemeinderat ist man aufgeschlossen. Im Finanzplan für 2017 hat das Gremium bereits 200 000 Euro angedacht. Im Oktober soll das Thema wieder beraten werden.

Auch die Frage, wer die Trägerschaft übernimmt, ist noch offen – im Raum steht eine Stiftung. Die laufenden Kosten bewegen sich laut Studie im Bereich von 40 000 Euro pro Jahr, wobei laut Bircks bis zu 50 Prozent über Eintrittsgelder gegenfinanziert werden könnten.

Die Machbarkeitsstudie nennt auch ein mögliches Datum für die Eröffnung, sollte alles klappen: der 11. April 2019 – es wäre Bernd Eichingers 70. Geburtstag.