Nürnberg
Schloss des Ex-Kaminofenbauers Kago ist im dritten Anlauf versteigert worden

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30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Besitzerwechsel: Die Villa des Kachelofenmagnaten Karlheinz Kago in Postbauer-Heng hat gestern ein Münchner Immobilienunternehmer ersteigert. - Fotos: Wenisch/R. Münch

Nürnberg (DK) Das herrschaftliche Anwesen des ehemaligen "Kamin-Königs" Karl-Heinz Kago im oberpfälzischen Postbauer-Heng ist gestern versteigert worden. Der 63-jährige Immobilienunternehmer Sveta Todorovic schnappte sich das "Kago-Schloss" für fünf Millionen Euro.

Über die vielen Schornsteine hat sich Walter Fischer zunächst noch gewundert. "Das Schloss hat knapp 20 Kamine - inklusive der entsprechenden Schornsteine", erinnert sich Fischer, Immobilienunternehmer aus Schweinfurt, an seinen ersten und letzten Besuch im herrschaftlichen Anwesen des "Kachel-Königs" zurück. Gestern nun kam der Palast unter den Hammer. Bereits zum dritten Mal versuchte das Amtsgericht Nürnberg das üppig-dimensionierte Häuschen, das an eines der berühmten Loire-Schlösser erinnern soll, meistbietend zu verhökern.

Im Saal 627 haben sich Gläubiger und Kaufinteressenten versammelt. Auch Walter Fischer ist dabei und wird später einen Scheck auf den Tisch von Richterin Sabrina Späth legen. Das Rennen wird allerdings ein anderer machen. Traurig wird Fischer deshalb nicht sein.

Vor zehn Jahren sei er im "Kago-Schloss" gewesen, sagt Fischer. Damals ging es um den Bau von Supermärkten auf der grünen Wiese. Damals parkte noch der Rolls-Royce standesgemäß in der langen Einfahrt. Damals stand noch die Klatschpresse auf der Matte, um die dreiköpfige Kamin-Dynastie mit Firmengründer Karl-Heinz, Frau Lucie (Foto) und Adoptivsohn Piere vor dem großen Kasten mit den vielen Schornsteinen abzulichten. "Warum sich Kachelöfen lohnen" schrieb damals die Zeitschrift "Bunte" als Überschrift neben das Foto mit der Familie, die vor dem Hintergrund des Schlosses feudal posiert. 2010 war der Ofen aus und das Kago-Feuer erloschen. Nur der protzige Kasten im beschaulich-idyllischen Postbauer-Heng zeugt noch von Glanz und Gloria des "Kamin-Königs".

Wer träumt nicht von einem kuscheligen Kachelofen im Wohnzimmer? Karl-Heinz Kago hat den Traum vieler Menschen benutzt, um seine eigenen Träume zu erfüllen. Und von was träumt ein Kaminbauer? Offensichtlich von ganz vielen Öfen und ganz vielen Schornsteinen. 2004 begannen die Bauarbeiten rund um den 1000 Quadratmeter großen See an der "Kago-Allee". Zwei Jahre später war das Schloss mit den fünf Etagen und den 25 Zimmern fertig. Irgendwann wurden auch die Tiere für den Privatzoo geliefert, um die sich später Tierpfleger aus Litauen gekümmert haben sollen, die Kago dummerweise schwarz bezahlt haben soll und deswegen Stress mit der Staatsanwaltschaft bekam. Einmal klingelte sogar eine Hundertschaft am Schloss und fand bei der Razzia eine unerlaubte Maschinenpistole. Kago hatte als leidenschaftlicher Jäger offensichtlich einen Hang zu Waffen gehabt. Ein Faible für Extravaganz wird dem Ofenbauer ebenfalls nachgesagt. Besondere Freude soll er an Kutschfahrten gehabt haben. Selbst die Speerspitzen seines wehrhaften Gartenzauns glänzten golden.

Vor Beginn der Versteigerung ist völlig unklar, ob das Schloss unter den Hammer kommt. Selbst der Gerichtssprecher erwartet eine "Wundertüte mit offenem Ausgang". Die Gläubiger hatten bereits im Vorfeld angekündigt, dass sie das Gebäude nicht zum Schleuderpreis verramschen wollen.

Für die Familiensaga vom Aufstieg und Fall des gelernten Schornsteinmaurers aus Stendal interessieren sich heute nur noch die wenigsten. Die meisten wollen ein gutes Geschäft machen und geben jetzt ihre Gebote ab. Auch Walter Fischer geht nach vorne und legt den Scheck auf den Tisch. Eine "1" und "sechs Nullen" habe er darauf geschrieben. Mehr als eine Million sei der Kasten mit den vielen Kaminen nicht wert, ist sich Fischer sicher. Schließlich handele es sich nicht um ein echtes Schloss an der Loire, sondern um ein großes Haus in der Oberpfalz. "Richtige" Loire-Schlösschen würden in einer anderen Liga spielen. Das in Chambord beispielsweise hat alleine 400 Kamine. Außerdem kämen noch weitere Kosten auf den neuen Besitzer zu. Alleine die sicher notwendigen Umbauarbeiten könnten Unsummen verschlingen.

Insgesamt gehen nach einer halben Stunde drei Gebote ein. Am Ende erhält Sveta Todorovic (Foto) den Zuschlag. Der Immobilienunternehmer aus München mit den serbischen Wurzeln hatte den Mindestpreis in Höhe von fünf Millionen Euro geboten. Noch wisse er nicht, was er mit dem Schloss anfangen wolle. Sicher sei er sich nur darin, dass er ein gutes Geschäft gemacht habe.

Bürgermeister Horst Kratzer (CSU) aus Postbauer-Heng freut sich derweil, dass das "Kago-Schloss" endlich verkauft ist. "Wir wissen noch nicht, was der neue Besitzer vorhat. Aber heute überwiegt bei mir die Erleichterung", sagt Kratzer gestern noch im Gerichtssaal. Auch bei Lucie Kago habe er eine "gewisse Erleichterung" gespürt. Womöglich könnte schon bald ein neues Schloss-Kapitel aufgeschlagen werden. Sehen kann das ehemalige Palast-Pärchen das stolze Anwesen übrigens immer noch. Heute leben die Kagos in Sichtweite des Schlosses. Allerdings in einer "normalen" Villa. Mit weniger Kaminen. Und mit viel weniger Schornsteinen.