Nürnberg
Noch mehr Geld für Nürnbergs Stadtwerkechef

Josef Hasler steht in der Liste der Spitzenverdiener in kommunalen Unternehmen ganz weit vorne

26.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:16 Uhr

Über mehr als eine halbe Million Euro im Jahr kann sich Nürnbergs Stadtwerkechef Josef Hasler freuen. - Foto: Nergie

Nürnberg (DK) Schon 2013 führte der Chef der Nürnberger Stadtwerke die Liste der Top-Verdiener in kommunalen Unternehmen in Bayern an. 2014 konnte sich Josef Hasler sogar über ein deutliches Einkommensplus von rund 9,5 Prozent freuen. Damit verdiente er insgesamt 544 000 Euro im Jahr. Zum Vergleich: Der Chef der Regensburger Stadtwerke bekam im Jahr 2014 mit 216 000 Euro über die Hälfte weniger.

Für Schlagzeilen hatte Hasler bereits 2013 gesorgt. Damals lag der Chef der Nürnberger Stadtwerke beim Gehalt mit deutlichem Abstand sogar vor seinem Kollegen aus der Landeshauptstadt München, der im gleichen Jahr trotz erheblich größeren Umsatzes "nur" 417 000 Euro pro Jahr bekam. "Manager Hasler verdient in drei Jahren so viel wie eine Erzieherin in ihrem ganzen Berufsleben und zirka dreimal so viel wie Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD)", kritisierte damals der Nürnberger Linken-Stadtrat Titus Schüller.

Kurioserweise ist der Oberbürgermeister selber für die hohen Gehälter des Chefs seiner Stadtwerke maßgeblich mitverantwortlich. Schließlich muss der Aufsichtsrat die Bezüge der Mitarbeiter der Städtischen Werke genehmigen. Maly ist der Vorsitzende dieses Gremiums. Der Bayerische Rundfunk (BR) setzte die steigenden Spitzengehälter bei den städtischen Energieversorgern in Zusammenhang mit den Forderungen der Erzieher nach höheren Gehältern.

Dafür erntete der BR im vergangenen Jahr nicht nur Lob. Das Nürnberger Stadtoberhaupt war sogar alles andere als begeistert über die Verquickung der Frage von Spitzengehältern in städtischen Unternehmen mit der Forderung der Erzieher nach mehr Lohn für ihre Arbeit in Kindergärten. Maly bestritt damals den Vorwurf, die Stadt gönne ihren Spitzenverdienern zu viel Geld. "Ich sehe keinen Grund, das Gehalt von Herrn Hasler zu skandalisieren", sagte Maly im Mai 2015. Hasler habe immerhin eine "Triple-Funktion". Er leite als Chef der Stadtwerke gleichzeitig auch den städtischen Energieversorger N-Ergie und die städtischen Verkehrsbetriebe und übernehme zudem Vorstandsfunktionen für eine 60-prozentige Beteiligung der städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Trotz dieser vielen Aufgaben bekomme Hasler im bundesweiten Vergleich kein absolutes Spitzengehalt, betonte Maly seinerzeit.

Linken-Stadtrat Schüller kann dieses Argument nicht nachvollziehen. "Für seine Aufgaben bekommt Herr Hasler auch große Unterstützung. So gibt es einen eigenen Vorstand bei der N-Ergie und der VAG. Außerdem gibt es einen hochdotierten Stellvertreterposten bei den Städtischen Werken", wiederholt Schüller angesichts des erneuten Gehaltszuwachses beim Chef der Nürnberger Stadtwerke seine Kritik. Er wolle keine "Neiddebatte" lostreten, versichert Schüller. "Aber wenn Entscheidungsträger in einer Stadt so weit von den Normalbürgern und deren Lebensrealität entfernt sind, finde ich das nicht in Ordnung." Schüller ist der Meinung, dass der Oberbürgermeister im "Konzern Stadt" am meisten verdienen sollte. "Er ist schließlich auch gewählt und trägt am Ende die politische Verantwortung für die Tochterunternehmen der Stadt", so Schüller. Mit der wiederholten Steigerung der Bezüge für den Chef der Stadtwerke habe sich der Gehaltsabstand zum Oberbürgermeister sogar noch verschärft.

Laut den Beteiligungsberichten der jeweiligen Städte hat der Chef der Regensburger Stadtwerke im Jahr 2014 einen Verdienst von 216 000 Euro gehabt. Thomas Schäfer, der Chef der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH hat 2013 insgesamt 355 000 Euro erhalten. Und Florian Bieberbach, der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke München, hat 2014 rund 450 000 Euro verdient. Allerdings haben die Münchner Stadtwerke mit rund sechs Milliarden Euro mit Abstand den größten Umsatz der kommunalen Versorgungsunternehmen in Bayern.

Ein Sprecher der Stadtwerke Ingolstadt sagte auf Anfrage; "Wir veröffentlichen keine einzelnen Vorstandsgehälter. Wir geben lediglich unsere Gesamtausgaben für den Personalaufwand über den Beteiligungsbericht der Stadt Ingolstadt jährlich bekannt." Hintergrund dürfte sein, dass die Stadtwerke Ingolstadt nur zu 51,6 Prozent der Stadt Ingolstadt gehören. Die restlichen 48,4 Prozent befinden sich im Besitz der Stadtwerke Mannheim.

Derzeit arbeitet Professor Ulf Papenfuß von der Uni Leipzig an einer Studie, mit der man die Vergütung in städtischen Unternehmen bundesweit besser vergleichen können soll. Die wissenschaftliche Arbeit soll allerdings erst im April vorgestellt werden.