Nürnberg
Möbelkunde im Heimatministerium: Bei Ausstellung über Stühle darf ein Söder-Exponat natürlich nicht fehlen

Möbelkunde im Heimatministerium: Bei Ausstellung über Stühle darf ein Söder-Exponat natürlich nicht fehlen

01.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Nürnberg (DK) Stühle sind in der Politik besonders begehrt. Manch einer soll schon an ihnen geklebt haben, um ihn nicht zu verlieren. Andere sollen daran gesägt haben, um einen zu erobern. Für jeden Posten gibt es schließlich den passenden Stuhl. Beim politischen Möbelrücken dreht sich alles darum, am Ende nicht dumm dazustehen. Insofern ist es folgerichtig, dass Finanz- und Heimatminister Markus Söder (CSU) am Montag in seinem Nürnberger Heimatministerium eine Schau mit dem Titel "Sitzpunkte" über ebenjene Möbelstücke eröffnet hat, ohne die in der Politik nichts läuft.

Ein Stuhl des Ministers darf in der Ausstellung freilich nicht fehlen. Mit verklärtem Blick erinnert sich Söder an seinen mit rotem Leder bespannten Klappstuhl aus dem Maximilianeum zurück. Damals sei er noch kein Minister, noch kein Generalsekretär gewesen. "Damals war ich noch frei und glücklich", sagt Söder und zeigt auf das historische Gestühl, das gleich neben einem Sitzmöbel aus dem Bonner Parlament präsentiert wird. Wehmütige Blicke wirft ihm der Minister während seiner Eröffnungsrede zu. "Wenig Ärger" habe ihm dieser Stuhl bereitet. Bequem sei die Sitzerei auf den schmalen Hinterbänken des Landtages aber nicht gewesen, erinnert sich Söder. Dafür sei die Beinfreiheit für seine Maßstäbe einfach nicht ausreichend gewesen. Für schlappe 75 Euro habe er 2004 das gute Stück im Zuge der Neubestuhlung des Landtages vor dem Sperrmüll retten können.

Diese zur Schau getragene Wehmut dürfte freilich mehr gespielt als echt sein. In der Politik sind Stühle ein Symbol der Macht und keine Konstruktion für mehr Bequemlichkeit. Die Eroberung des Chefsessels gilt in der politischen Kunst nicht erst seit Machiavelli als vornehmstes Ziel. Eine hierarchische Aura ist dem Sitzmöbel in der politischen Arena gewiss inhärent. Mit den Worten des Ministers gesprochen heißt das, es gibt "kleine Hocker und große Throne". Es ist kein Geheimnis, dass Söder eher dem Thron als dem Hocker entgegenstrebt.

Bei der Ausstellungseröffnung geht Söder scheinbar harmlos der Frage nach, was einen guten Stuhl ausmacht. "Es gibt Stühle, die super aussehen, aber keinen Spaß machen", sagt Söder. Umgekehrt gebe es Stühle, in die man sich freiwillig nicht hineinsetzen wolle.

Als Inspiration und Ansporn will Söder die Schau mit Exponaten aus der Sammlung des fränkischen Schreibtischstuhlunternehmers Werner Löffler verstanden wissen. Ein Stuhl des bayerischen Ministerpräsidenten befindet sich leider nicht darunter. Dafür gibt es einen echten Königsthron aus Westafrika zu bestaunen. Als Anschauungsunterricht dürfte dieser Stuhl ganz nach dem Geschmack des Ministers sein. Die politische Reise nach Jerusalem schließlich hat längst begonnen. Möbelkunde kann da nicht schaden. Bald heißt es wieder: Hocke sich, wer kann.