Nürnberg
Bahn setzt auf Bodycams

Pilotprojekt in Nürnberg: Körperkameras für Sicherheitsleute sollen abschreckende Wirkung haben

06.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:51 Uhr

In heiklen Situationen knipsen Ralf Landeck und Anke Budzak im Hauptbahnhof Nürnberg künftig ihre Körperkameras an. - Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Zum ersten Mal werden Mitarbeiter an einem Bahnhof in Bayern mit den kleinen Kameras ausgestattet: Ab sofort sollen acht Bodycams die Sicherheitskräfte am Nürnberger Hauptbahnhof vor Übergriffen schützen.

Rund 30 Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes der Bahn AG sollen mit den Bodycams vor Angriffen bewahrt werden. "Wir wollen und werden die Gewalt gegenüber unseren Mitarbeitern nicht mehr länger dulden", erklärt Torsten Malt von der DB-Sicherheit gestern in Nürnberg. Rund 300 Mitarbeiter seien im letzten Jahr in Bayern laut Malt tätlich angegriffen worden. Davon allein 170 Kollegen von den bahneigenen Sicherheitsteams. Bundesweit habe die Bahn im vergangenen Jahr rund 1800 Angriffe auf Mitarbeiter verzeichnen müssen.

Derweil patrouillieren Anke Budzak und Ralf Landeck durch den Nürnberger Hauptbahnhof. Die Mitarbeiter der DB-Sicherheit halten die Augen auf, seit der Flüchtlingskrise hat sich die Sicherheitslage verschärft. "Hier ist schon ein heißes Pflaster", ist sich Landeck sicher. Erst neulich habe ein Kollege im Dienst einen Schlag auf die Nase abbekommen. Pöbeleien gehören für die Sicherheitskräfte sowieso zum traurigen Alltag an diesem Brennpunkt-Bahnhof.

Auf den ersten Blick ist die Lage an diesem Vormittag ruhig. An der Uniform steht die neue Verstärkung trotzdem bereit: Bei anbahnender Gefahr können die Sicherheitsleute jederzeit den kleinen Kasten anknipsen. Das Kameraauge zeichnet nach dem Einschalten alles auf. Das soll potenzielle Angreifer abschrecken und Beweismaterial sichern. Auf der Rückseite der Uniformjacke steht deshalb in Leuchtbuchstaben groß und deutlich ein Warnhinweis. Wer sich nicht benimmt, wird nach Vorwarnung von der Körperkamera gefilmt.

"Ich bin neu in dem Job. Aber mit den Kameras fühle ich mich schon sicherer", sagt Anke Budzak und drückt mit dem Finger auf die kleine Box. Plötzlich erscheint ihr Gegenüber auf dem Bildschirm der Bodycam. In einem Tagesseminar sind Budzak und ihre rund 30 Kollegen, die im Schichtbetrieb den Nürnberger Hauptbahnhof rund um die Uhr kontrollieren, im Umgang mit den neuen Geräten geschult worden. Erst nach einer deutlichen Ansage dürfen die Körperkameras aktiviert werden. Die Auswertung des Videomaterials erfolgt ausschließlich bei der Bundespolizei. Nach 24 Stunden würden die Aufnahmen laut Bahn automatisch gelöscht. Bei mehrmonatigen Erprobungsphasen in Berlin und Köln haben die Geräte ihre abschreckende Wirkung bewiesen. "Unsere Tests waren durchweg positiv. Sicherheitsteams mit Bodycams sind kein einziges Mal angegriffen worden", erklärt Torsten Malt von der DB-Sicherheit.

Aufgrund der großen Drogenszene werden die Körperkameras laut Malt bayernweit zum ersten Mal in Nürnberg eingesetzt, "unser Security-Personal muss sich frei und sicher in den Bahnhöfen bewegen können." In Zügen würden die Kameras aus Datenschutzgründen vorerst nicht eingesetzt. Auch in S-Bahnhöfen seien sie noch nicht geplant. Dagegen würden die Bodycams im Hauptbahnhof in München ab Sommer zum Einsatz kommen. Außerdem erhöht die Bahn das Sicherheitspersonal. "Wir bilden heuer 60 neue Fachkräfte für Schutz und Sicherheit aus." Im nächsten Jahr sollen 100 weitere Azubis hinzukommen.