Nemsdorf
Kommissar Hinrichs erster Fall

26.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

 

Nemsdorf/Nürnberg (DK) Die Dreharbeiten für den Franken-„Tatort“ haben gestern in einem kleinen Dorf bei Stein begonnen. In seinem allerersten Fall muss Hauptkommissar Fabian Hinrichs den hinterhältigen Mord an einem Professor aufklären.

So was ist in Nemsdorf noch nie dagewesen. Gleich hinter dem Golfplatz ist es passiert. Auf einem kleinen Parkplatz im Wald hat es Christian Ranstedt erwischt. Mitten im Liebesspiel haben sie den Professor aus Erlangen mit zwei Kopfschüssen erledigt. Als Hauptkommissar Felix Voss am Tatort eintrifft, stehen die Wagentüren weit offen. Dunkle Wolken hängen über den Wiesen und Wäldern. Der Fernsehturm am Horizont ist im dichten Regen kaum zu erkennen. Großräumig hat die Feuerwehr den Tatort abgesperrt.

„Was ist denn da los“, fragt eine Autofahrerin den Kommandanten der Wehr. „Da hinten im Wald ist der Tatort. Hier kommt keiner durch“, antwortet Jürgen und zeigt auf ein kleines Wäldchen am Ende des Flurweges. „Wir sind schon seit sieben da und sichern die Straße ab“, erzählt der Kommandant. „Wir haben uns sogar extra freigenommen für den ,Tatort’ aus Franken“, ergänzt ein Kollege in Uniform.

Eine Ehre sei es, dass sich der erste Mordfall in Franken ausgerechnet in ihrem kleinen Nemsdorf ereignet. Da sind sich alle einig. „Den Matthias Egersdörfer haben wir auch schon gesehen“, freut sich Jürgen und horcht auf sein Funkgerät. „Kamera läuft! Und bitte!“, ist knisternd aus dem kleinen Lautsprecher des Walkie-Talkie zu hören. Man sieht die Dreharbeiten nicht; aber der Beginn des Franken-„Tatorts“ ist überall zu spüren.

„Ich darf Sie jetzt höflich bitten zu gehen, die Schauspieler kommen gleich zum Essen“, raunzt Stephanie Heckner die Reporter an, die Wind von dem „Mord“ im Wald bekommen haben. Eisblau funkeln die Augen der Redakteurin. Mit uns Filmleuten ist nicht zu spaßen, soll das wohl heißen. Die Feuerwehrmänner verziehen sich lieber und holen neuen Kaffee. Den gibt es gratis rund um die Uhr.

„Ein Bier kannst Du da als Franke nicht trinken. Die haben nur Augustiner“, sagt ein Komparse hinter vorgehaltener Hand und zeigt auf den Imbiss-Wagen der Catering-Firma aus München. Aus einer „Schnapsidee“ heraus hat sich der Ingenieur aus Unterfranken als Film-Komparse beworben. „Eigentlich wollte mein Kumpel unbedingt mitmachen. Aber ich wurde genommen, mein Kumpel nicht“, erzählt der stattliche Kerl mit dem rotblonden Haarschopf. „Ich spiele den Installateur. Eigentlich sollte ich den Pförtner beim Polizeipräsidium spielen“, sagt der Komparse und zeigt auf „seinen“ himmelblauen Lieferwagen. „Ich warte schon seit sieben. Aber wir Franken sind ja geduldig“, sagt der Mann, den schon bald Millionen im Fernsehen bewundern werden.

Max und Michael stehen sich derweil auch noch die Beine in den Bauch. „Wir wissen auch nicht, wann wir dran sind“, sagt Michael und zupft seine Dienstwaffe zurecht. „Ist die echt“, fragt eine Frau und zeigt auf die Pistole. „Ja, klar! Wir sind ja auch echt“, antwortet Max, der im normalen Leben richtige Verbrecher im Nürnberger Westen verfolgt. „In den allermeisten Fernsehkrimis werden die Polizisten von echten Polizisten gespielt“, weiß Michael aus München, der schon für andere Krimi-Reihen vor der Kamera stand.

„Ganz ehrlich: Privat schaue ich mir keinen ,Tatort’ an“, gibt Max zu, der sich mit seinem Job als Fernseh-Polizist nebenbei etwas dazuverdienen will. Das erinnere ihn zu sehr an die Arbeit. Film und Realität sei außerdem ein Unterschied wie Tag und Nacht. „Welcher Kommissar kann schon nach 90 Minuten den Mörder fangen“, fragt sich Max.

Fabian Hinrichs alias Hauptkommissar Felix Voss wird dieses Kunststück wohl gelingen. Dafür wird Regisseur Max Färberböck in den nächsten Drehtagen schon sorgen.

Plötzlich tut sich was hinter dem Maisfeld. Die Schauspieler werden zur Mittagspause kutschiert. Auch TV-Kommissare haben eben Hunger. „Sie müssen jetzt wirklich gehen“, sagt Yella Yarí Fenner von der Produktionsfirma aus München nicht mehr ganz so nett.

Im Ort geht es derweil zu wie immer. Hühner laufen über die Straße. Blumen blühen in wilden Vorgärten. Das gelbe Postauto kurvt einsam durch das Dorf. Alle anderen Einwohner, so scheint es, sperren den Tatort ab. Nur damit niemand verrät, wer dem Professor einen so schönen Tod besorgt hat. „So läuft das eben beim Fernsehen“, sagt ein Golfspieler. Dann hämmert er seinen Ball hoch in den Himmel hinaus.