München
Münchens gewagte "Visitenkarte"

Das Hotel Königshof am Stachus wird neu gebaut – Am Entwurf scheiden sich die Geister

24.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:47 Uhr
Umstritten: Der Entwurf des spanischen Architektenbüros "Nieto Sobejano" hat den Planungswettbewerb für das neue Hotel Königshof gewonnen. Manchem ist der Bau zu modern für die sonst eher beschauliche Münchner Innenstadt. Andere sind begeistert. −Foto: Nieto Sobejano

München (DK) Es ist ein Projekt, das Aufsehen erregen wird: Direkt am Münchner Stachus wird das Nobelhotel Königshof in ein paar Jahren völlig neu entstehen. Der Architekturentwurf, für den sich die Eigentümerfamilie Geisel entschieden hat, ist gewagt.

Wie in zwei ungleiche Hälften geteilt steht es da. Neun Stockwerke, scharfe Kanten, an einer Ecke ein spitzer Winkel. Wer genau hinsieht, entdeckt auf dem Entwurf die nach hinten versetzte Glaskonstruktion, die beide Teile verbindet. Es ist ein eigenwilliger, ein aufregender Monolith, der da entstehen soll. Und das an einem der meistbeachteten Plätze Münchens. Die Bauarbeiten sollen erst in drei Jahren beginnen, aber schon jetzt ist klar: Der Neubau des Hotels Königshof am Innenstadtplatz Stachus wird Diskussionen hervorrufen.

Mancher wird den Entwurf unmöglich finden. Viel zu viel architektonisches Bohei zwischen den eher klar strukturierten Gebäuden – dem neobarocken Justizpalast auf der einen und dem Kaufhausbau aus den 50er Jahren auf der anderen Seite. Andere werden begeistert sein und sich dem Urteil der Hoteleigentümer anschließen. Die haben das Konzept des spanischen Architekturbüros „Nieto Sobejano Arquitectos“ in einem Planungswettbewerb ausgesucht. Die Hotelierfamilie Geisel um die Brüder Carl, Michael und Stephan will sich nicht persönlich zur Entscheidung äußern. Der neue Königshof werde „seinem Anspruch als Visitenkarte Münchens mehr als gerecht“, lassen sie über ihre Sprecherin ausrichten. Die Architektur werde „weit über die Grenzen der Landeshauptstadt Aufmerksamkeit erlangen“.

Allerdings sind die ersten Reaktionen in der Stadt auf den Entwurf eher gemischt. Die Münchner Altstadtfreunde, eine Gruppe, die sich für den Erhalt des Stadtbildes einsetzt, sind enttäuscht. Eine Rekonstruktion des Vorkriegsgebäudes hätte er sich gewünscht sagt Sprecher Martin Schreck. Oder wenigstens einen historisierenden Entwurf. Die Stadt München habe immer weniger historische Bausubstanz. „Man hätte die Chance zur Stadtreparatur nutzen können“, meint Schreck. Stattdessen entstehe überall nur noch „Schuhschachtelarchitektur“. Bei der Stadtverwaltung lobt man die Entscheidung dagegen. „Der Bau ist mutig und gut durchdacht“, sagt Stadtbaurätin Elisabeth Merk. „Ich finde es super, dass die Familie Geisel sich nach langer Überlegung für diesen Entwurf entschieden hat.“ Frühstens Ende 2019 wird der Bau wohl fertig sein. In den neun Stockwerken sollen 95 Zimmer und Suiten untergebracht sein. Auf dem Dach des Hotels soll ein Restaurant mit Panoramablick über die Stadt eröffnen. Geplant ist auch eine Spa- und Wellnessetage, die womöglich auch für externe Besucher zugänglich sein soll. Die Gastronomie wird voraussichtlich weiter von Sternekoch Martin Fauster geleitet.

Das Gebäude, in dem später das heutige Hotel Königshof entstand, wurde ursprünglich von Max I. Joseph, König von Bayern zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Privathaus erbaut. Jahrzehnte später wurde es zum Hotel und kam in den 30er Jahren in Besitz der Familie Geisel. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude zerstört, später wieder aufgebaut und zum Fünf-Sterne-Hotel weiterentwickelt. Außergewöhnlich ist, dass es als eines von wenigen großen Münchner Hotels bis heute keiner internationalen Kette gehört, sondern weiter im Familienbesitz ist.

Die Geisels sind schon seit gut 100 Jahren im Münchner Gastronomie- und Hotelgeschäft. Angefangen haben sie mit einem Festzelt auf der Wiesn. Später gründeten sie mehrere Restaurants. 1935 eröffneten sie ihr erstes Hotel. Heute betreibt die Familie in München neben dem Königshof noch die Hotels Excelsior und Anna in der Innenstadt sowie das Cosmopolitan in Schwabing, das bald ebenfalls neu gebaut wird. Hinzu kommen ein Weingut, eine exklusive Weinhandlung und das Sternerestaurant Geisels Werneckhof. Die drei Brüder Carl, Michael und Stephan betreiben das Familienunternehmen inzwischen in der vierten Generation.

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