München
"Eine Vernetzung, die Früchte bringt"

KU kooperiert mit zwei weiteren Hochschulen: Zentrum für Medien-Ethik und Digitalisierung eröffnet

01.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:58 Uhr

Diskutierten bei der Eröffnung des "zem:dg" teils kontrovers über die Rolle des Journalismus in der Welt von heute: Professor Alexander Filipovic (zem:dg), Claudia Nothelle (Programmdirektorin RBB), Moderator Stefan Leifert (ZDF-Studio Brüssel), Heribert Prantl (Süddeutsche Zeitung), Ulrich Wilhelm (BR-Intendant) und Professor Klaus-Dieter Altmeppen (zem:dg). - Foto: Schneider

München (DK) Mit der Eröffnung des "Zentrums für Ethik der Medien und der digitalen Gesellschaft" (zem:dg) haben drei kirchliche Hochschulen - darunter die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) - den Grundstein für eine Kooperation gelegt.

Der Zusammenschluss der drei Hochschulen - KU, die von den Jesuiten getragene Hochschule für Philosophie München (HfPh) und die Katholische Stiftungsfachhochschule München (KSFH) - ist dabei "nicht von oben verordnet", wie es Kardinal Reinhard Marx sagte. Der Vorsitzende der Freisinger Bischofskonferenz drückte seine Freude über die Zusammenarbeit aus, sie sei "vielleicht ein Beispiel für andere, eine Vernetzung, die Früchte bringt und die Motivation erhöht". Ein erster Versuch, die bayerischen katholischen Hochschulen unter einer Dachmarke ("Katholische Universität Bayern") zu vereinigen, war vor einigen Jahren bereits gescheitert. Nun scheint es voranzugehen, die drei Präsidenten der Hochschulen, Gabriele Gien (KU), Hermann Sollfrank (KSFH) und Johannes Wallacher (HfPh) können gut miteinander und gehen unbelastet von früheren Querelen in ihre Arbeit.

Ausdrücklich beschränkt sich die Kooperation der drei Hochschulen nicht nur auf die Bereiche Digitalisierung und Medien (siehe Infokasten) - dennoch nahm das Thema einen breiten Raum der Eröffnungsveranstaltung in München ein. Nach Kardinal Reinhard Marx kamen SZ-Journalist Heribert Prantl, RBB-Programmchefin Claudia Nothelle und der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Ulrich Wilhelm, auf das Podium. Sie lieferten sich eine teils kontroverse - aber friedliche - Diskussion über den Umgang der Journalisten mit ihrer Verantwortung. "Unsere Gesellschaft steht vor enormen Umwälzungen", stellte der Kardinal, der auch Großkanzler der KU ist, fest. Deswegen brauche es den "mündigen und informierten Bürger". Medien seien dabei unverzichtbar.

Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" verteidigte dabei die Aufgabe der Journalisten: "Wir müssen im Wirrwarr des Internets Wegweiser aufstellen." BR-Intendant Wilhelm nannte sie "Lotsen und Mittler". Prantl prophezeite der Branche angesichts der immer weiter auseinanderdriftenden Öffentlichkeit "eine große Zeit" - sei es doch nicht nur deren Aufgabe zu recherchieren, sondern auch einzuordnen und zu kommentieren. "In die Tiefe gehen" nannte Prantl das. Gerade angesichts der Schnelligkeit, der der Journalismus durch soziale Medien ausgesetzt sei, komme "den gedruckten Zeitungen" eine größere Bedeutung zu; sie hätten die Zeit, das umzusetzen.

Ulrich Wilhelm sieht durch die neuen Medien eine "Zeitenwende" kommen: "Es wird Jahre dauern, bis wir damit umgehen können", räumte er auch Versäumnisse ein, sich den Herausforderungen der Zeit zu stellen. "Der öffentliche Raum hat sich verändert." Geblieben sei der "Funktionsauftrag des Journalisten", nämlich "ein Forum zu schaffen" und dadurch den "öffentlichen Diskurs zu strukturieren".

Prantl verwahrte sich gegen das "Gejammere" in der Branche. "Journalisten, die vor Umbrüchen Angst haben, sind am falschen Ort." Er könne den Vertrauensverlust, der immer wieder kolportiert werde, nicht feststellen. Wichtig sei ihm, dass man sich dieses Vertrauen aber immer wieder neu erarbeite. Weder Claudia Nothelle noch zem:dg-Leiter Alexander Filipovic, deutschlandweit erster Inhaber eines Medienethik-Lehrstuhls an der HfPh, wollten Prantl dabei zustimmen: "Es gibt genug zu klagen, wir haben eine Glaubwürdigkeitskrise." Die Rufe über "Lügenpresse kommen doch nicht von ungefähr", warnte Filipovic.