München
"Der Nockherberg ist ein echtes Flaggschiff"

Lorenz Stiftl signalisiert Interesse an Traditionslokal in München Paulaner-Brauerei braucht neuen Pächter

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Lorenz Stiftl wittert die Chance, sein Gastronomie-Imperium weiter auszubauen. - Foto: Imago

München (DK) Vor zwei Jahren hat sich Lorenz Stiftl vergeblich um ein großes Wiesn-Zelt bemüht. Nun liebäugelt der Gastronom, dessen Wurzeln in Vohburg liegen, mit einer Münchner Wirtshaus-Ikone: dem Nockherberg.

Die Paulaner-Brauerei will das Wirtshaus ab Mai 2017 umfassend renovieren, wobei unter anderem eine kleine Brauerei entstehen soll. Wer das Lokal künftig betreibt, ist noch ungeklärt. Der jetzige Wirt Peter Pongratz hat angekündigt, seinen Pachtvertrag, der am 30. April 2017 ausläuft, nicht zu verlängern. Stellt sich also die Frage, wer seine Nachfolge antritt - und hier kommt Lorenz Stiftl ins Spiel.

Der 51-Jährige, dessen Unternehmen im Vohburger Ortsteil Rockolding sitzt, betreibt unter anderem die Paulaner-Gaststätte "Zum Spöckmeier" am Münchner Marienplatz und pflegt daher gute Kontakte zur Brauerei. Gegenüber unserer Zeitung bestätigt Stiftl: "Der Nockherberg ist immer interessant." Und weiter: "Ein solcher Betrieb wird vielleicht alle zwanzig, dreißig Jahre frei. Das ist ein echtes Flaggschiff."

Konkretes Interesse anmelden will Lorenz Stiftl freilich nicht. Noch nicht. "Momentan ist es viel zu früh", sagt der Unternehmer. Zunächst wolle er abwarten, bis die Brauerei die Ausschreibungsunterlagen veröffentliche, und danach müsse er mit seiner Familie sprechen. Denn: "Ich werde ja auch nicht jünger. Und ab einem gewissen Alter muss man sich fragen, ob man nicht etwas vom Gas geht und nur noch 95 Prozent gibt." Als Nockherberg-Wirt wäre das nicht möglich, weiß Stiftl: "Da musst du eher 110 Prozent geben."

Schließlich geht es nicht nur um das Wirtshaus am Nockherberg, sondern auch um den Festsaal für bis zu 2500 Gäste, in dem das alljährliche Derblecken zur Starkbierzeit stattfindet, sowie um den Biergarten mit seinen rund 2500 Plätzen. Dass die Stiftl & Söhne KG, wie die Firma offiziell heißt, diese Dimension stemmen könnte - davon ist der Chef überzeugt. "Da habe ich gar keine Angst", sagt Lorenz Stiftl und verweist auf die anderen Engagements seines Unternehmens, etwa die Gastronomie im Deutschen Theater in München oder im Audi-Sportpark in Ingolstadt.

Bekannt ist Stiftl außerdem für seinen Festzeltbetrieb, unter anderem bei den Volksfesten in Ingolstadt und Pfaffenhofen sowie beim Barthelmarkt. Und dann ist da natürlich noch sein Aushängeschild: das Festzelt "Zum Stiftl" auf dem Oktoberfest, das er seit 2002 betreibt. Mit 460 Plätzen ist es das größte der kleinen Zelte auf der Wiesn; vor zwei Jahren wurde Lorenz Stiftl sogar zum Sprecher der "kleinen Wiesn-Wirte" gewählt. Die Ehre wurde ihm nur wenige Monate nach seiner wohl größten Niederlage zuteil: Bei der Frage nach der Nachfolge von Sepp Krätz und dessen Hippodrom - eines der 14 großen Festzelte auf dem Oktoberfest - landete Lorenz Stiftl mit seiner Bewerbung für die Wiesn 2014 nur auf Rang zwei, knapp hinter Siegfried Able und dessen Marstall-Zelt.

Dem Traum vom großen Wiesn-Zelt könnte Stiftl mit einer erfolgreichen Nockherberg-Bewerbung jedoch wieder näher kommen. Zwar hat Peter Pongratz angekündigt, dass er als Wiesn-Wirt des Paulaner-Festzelts "Winzerer Fähndl" weitermacht. Doch der Gastronom ist 69 Jahre alt, sodass sich mittelfristig die Frage nach einem Nachfolger stellen wird. Als Nockherberg-Wirt hätte man sicher gute Karten bei der Paulaner-Brauerei, doch mit derlei Spekulationen will sich Lorenz Stiftl nicht abgeben: "Das ist gar kein Thema für mich", betont er.