München
Schlagen, beißen, treten

Münchner Polizeipräsident Hubertus Andrä berichtet von zunehmender Gewalt gegen Beamte

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

Foto: DK

München (DK) Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä hat gestern die Sicherheitslage in der Landeshauptstadt erörtert. Tenor: Vollkommener Schutz ist nicht möglich - beispielsweise bei potenziellen Terroranschlägen mit Lkw.

Möglichkeiten bestünden aber durchaus, auch solche, die man zunächst gar nicht im Blick hat: "Wir haben kürzlich mal alle Lkw in der Fußgängerzone kontrolliert. Da war kein einziger, der sich dort unberechtigt aufhielt - aber bei ganz vielen steckte der Schlüssel und die Tür stand offen, während der Fahrer gerade abwesend war. Trotzdem habe man als Münchner Polizei das Ziel, erneut die sicherste Großstadt Deutschlands mit mehr als 200 000 Einwohnern zu werden. Die sicherste Millionenmetropole (dazu zählen in der Bundesrepublik noch Berlin, Hamburg und Köln) sei man ohnehin.

Was den Polizeipräsidenten besorgt, ist die wachsende Zahl von Angriffen auf Beamte, auch auf uniformierte. Da wird geschlagen, getreten und gebissen. Rund 1400 solcher Vorfälle habe es im vergangenen Jahr gegeben, Tendenz steigend. "Immer häufiger mischen sich dabei Leute in den Polizeieinsatz ein, die damit zunächst gar nichts zu tun haben." Die kämen zufällig aus einer Disco, sähen die Beamten - und gingen auf diese los. Auch Feuerwehrmänner und Rettungssanitäter seien immer öfter von solchen Attacken betroffen. Doch ein solches Problem könne nicht die Polizei allein klären, "da ist die gesamte Gesellschaft gefordert", ist Andrä überzeugt. Kein Verständnis hat er in diesem Zusammenhang dafür, dass von einigen Politikern - konkret Grüne und Linke - immer wieder das verbindliche Namensschild an den Uniformen ins Spiel gebracht wird. "Wir haben pro Jahr etwa 1000 Einsätze", versichert der Polizeipräsident, "aber ich habe noch nicht einmal den Fall erlebt, wo wir beim konkreten Vorwurf einer Straftat durch einen Beamten diesen nicht zuordnen konnten. "Die Diskussion um die Namensschilder geht an der Realität und an der Notwendigkeit vorbei." Das spiele nämlich auch jenen Kreisen in die Hände, die gezielt "das private Umfeld von Polizeibeamten auskundschaften wollen."

Zufrieden zeigte sich der Chef von mehr als 5700 Polizisten mit den neuen, dunkelblauen Uniformen. "Sauguad" seien diese hinsichtlich Schnitt, Material und Trageform. Bis Mitte dieses Jahres soll die Umstellung abgeschlossen sein. Die alten grün-braunen Modelle könnten sich die Kollegen dann "daheim als Erinnerung in den Schrank hängen" oder auch an karitative Einrichtungen spenden. Auf eine ähnlich praktikable Lösung für ihre 580 000 Überstunden warten die Beamten noch. Dass es dafür durchgehend Freizeitausgleich geben wird, diese Hoffnung sollten sich die Beamten nicht machen, warnt ihr Vorgesetzter. Überwiegen werde wohl die Kompensation übers Gehalt.

Gute Nachrichten gibt es für die zahlreichen Pendler in Bezug auf Sauberkeit und Sicherheit am Hauptbahnhof. Gemeinsam mit der Stadtverwaltung habe man dort in den vergangenen Monaten die Kontrollen intensiviert und die Abstände zwischen den Reinigungen verkürzt. Durch das seit etwa einem Jahr geltende Alkoholverbot seien viele Trinker zunächst in nahe Gefilde ausgewichen, etwa in den Alten Botanischen Garten. Allerdings komme beständig neue Klientel nach, sagte der Polizeipräsident. Grund: "In den vergangenen fünf Jahren hat sich die Zahl der Obdachlosen in München mehr als verdoppelt."