München
Rucksackverbot auf dem Oktoberfest?

Münchens OB Reiter will mehr Sicherheit Gewerkschaft fordert bessere Ausrüstung für Polizei

25.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Bis zu 14 Maß Bier auf einmal kann Pfarrer Rainer Maria Schießler durchs Zelt tragen. Der leutselige Geistliche arbeitet während der Wiesn-Zeit als Bedienung auf dem Oktoberfest. Seinen Verdienst spendet er für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge - Foto: Jerabek

München (DK) Mit strengeren Auflagen für das Oktoberfest reagiert die Stadt München auf den Amoklauf vom Freitag. Das Innenministerium kündigte zugleich mehr Polizeipräsenz an - ein Kraftakt angesichts der Personallage. Die Polizei bräuchte aber auch bessere Ausrüstung, fordert ein Personalvertreter.

Der Anschlag hatte am Freitag im Münchner Olympia-Einkaufszentrum zehn Tote gefordert, darunter befindet sich der 18 Jahre alte mutmaßliche Täter. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) will das tragische Geschehen zum Anlass nehmen, um die Sicherheitsmaßnahmen für das am 17. September beginnende Oktoberfest zu verschärfen. Er sprach sich gegenüber Medienvertretern für intensivere Taschenkontrollen bei Besuchern aus und denkt über ein generelles Verbot von Rucksäcken nach.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kündigte nach den Gewalttaten in Bayern für das Oktoberfest eine starke Polizeipräsenz zum Schutz vor Terror an. Der Volksfestcharakter müsse jedoch erhalten bleiben, hieß es, die Sicherheitsmaßnahmen sollen die Fröhlichkeit der Festbesucher so wenig wie möglich einschränken.

Der Amokläufer von München war mit einem Rucksack unterwegs gewesen, in dem sich noch rund 300 Schuss Munition befunden hatten. Auch in Ansbach, wo ein 27-jähriger Syrer am Sonntagabend eine Bombe gezündet haben soll, war ein Rucksack im Spiel. Darin hatte der junge Mann den mit scharfkantigen Metallteilen vermengten Sprengsatz transportiert. Der mutmaßliche Täter starb, 15 Menschen wurden verletzt.

Die Ereignisse vom Wochenende stellen die bayerische Polizei vor neue Herausforderungen. Die souveräne Art und Weise, wie sie den Einsatz meisterte und zugleich volksnah die Öffentlichkeit unter anderem über Twitter und Facebook informierte, lässt leicht in Vergessenheit geraten, welcher personelle Aufwand dahintersteckt. Von überall im Land waren Kräfte in die Landeshauptstadt abkommandiert worden. Am Ende sollen es rund 2300 Polizisten gewesen sein - ein Riesenaufgebot angesichts der schlechten Personallage bei der bayerischen Polizei.

"Es wäre unredlich, in Zusammenhang mit dem Amoklauf die alte Personaldiskussion wieder anzustoßen. Bei solchen Ereignissen ist es selbstverständlich, dass man sich gegenseitig aushilft", sagt Stefan Kemptner als Bezirksvorsitzender für Oberbayern bei der Deutschen Polizeigewerkschaft. "Die Politik geht aber immer davon aus, dass es irgendwie gut gehen wird. Das Aushelfen ist längst an der Tagesordnung und nicht mehr die Ausnahme. Der Vorfall am Freitag sollte allen Verantwortlichen eine Mahnung sein, über kontinuierliche Personalplanung nachzudenken. Dann müsste man nicht immer solche Klimmzüge machen."

Die Ausrüstung der bayerischen Polizei ist laut Stefan Kemptner ebenso ein Schwachpunkt. "Da steht einer wie der Amokläufer von München mit einer 17-schüssigen Glock-Pistole, und wir kommen mit unserer 30 Jahre alten Heckler & Koch P 7 daher. Da kann man schnell auf verlorenem Posten stehen, auch was unsere einfachen Schutzwesten betrifft", sagt der Gewerkschafter. Kollegen hätten sich gestern per Mail an ihn gewandt und erklärt, dass es "nicht beruhigend" sei, mit einer solchen Waffe in den Einsatz zu gehen. "Da müsste die Politik schleunigst handeln."

Wann folgt der nächste Anschlag? Keiner weiß es, und so stehen die Kräfte beim Präsidium der bayerischen Bereitschaftspolizei (Bepo) in Bamberg mit ihren sieben Abteilungen weiter für den Fall der Fälle parat. Sie steuern bundesweit Polizeieinsätze. Der Führungsstab war zuletzt wegen München und Ansbach das ganze Wochenende über im Einsatz. "Die Bepo ist nicht nur für Einstellungen oder die Aus- und Fortbildung zuständig", sagt ihr Sprecher Herbert Gröschel. "Wir sorgen bei solchen Einsätzen für die Logistik, stellen Verpflegung für die Kräfte bereit oder kümmern uns um technische Dinge wie Lichtgiraffen oder Absperrmaterial." Auch die Ablöse sei ein Thema, wenn die Lage sich länger hinziehe. "Am Freitag mussten wir dazu viele Kollegen aus der Freizeit holen."