Lichtenberg
Hoch über dem Höllental

Weltrekordprojekt im Frankenwald Über 700 Meter lange Hängebrücke für Fußgänger geplant

14.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:39 Uhr

Über das Höllental wird sich künftig die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt spannen. - Foto: Wraneschitz

Lichtenberg (HK) Der Grundsatzbeschluss steht: Über das idyllische Höllental im Frankenwald soll künftig die längste Fußgänger-Hängebrücke der Welt führen. Der Kreistag von Hof/Saale hat dafür den Weg freigemacht. Wenn das Projekt Wirklichkeit wird, wäre diese zweiteilige Überquerung des Höllentals das längste Stück Wackelfußweg auf der ganzen Welt.

Jedenfalls momentan. Ob dann das Volkslied "Tief im Frankenwald" in "Hoch überm Höllental" umgedichtet wird?

In den letzten Jahren plumpsten die Weltrekorde geradezu. 2015 waren noch die 360 Meter am "Geierlay" im Saarland zwischen den Gemeinden Mörsdorf und Sosberg das Maß aller Dinge. Dann folgte die 483 Meter lange Rappbodetal-Brücke im Harz. Seit diesem Sommer hängt im Oberwallis in der Schweiz ein neuer, 494 Meter langer Fußgängersteig "total ruhig in der Luft". Doch die 720 Meter lange Höllentalbrücke über das Tal der Selbitz würde alle bisherigen toppen. Wenn nicht die Konkurrenz schneller baut: Der Stadtrat von Rottweil in Baden-Württemberg hat die Planung für eine "Fußgänger-Hängebrücke Berner Feld - Historische Innenstadt" gebilligt. "Zwischen 600 und 500 m" soll die lang sein.

Aber egal, ob Weltrekord oder nicht: Der Ausblick wäre auf jeden Fall spektakulär. Etwa 140 Meter misst der größte Abstand zwischen der Brücke und dem Tal mit seinen schroffen Felsen, den dichten Wäldern und dem Wasserkraftwerk mittendrin. Und von der Lohgrabenbrücke hätte man einen weiten Blick nach Norden in den Thüringer Wald.

Der Weg soll im Übrigen direkt an der Burgruine Lichtenberg mit einer kleineren 380-Meter-Brücke starten. Dafür würde sogar ein Stück aus der Burgmauer herausgebrochen. Das steht in einer Machbarkeitsstudie der Kronacher SRP Schneider & Partner Ingenieur Consult GmbH. Die nennt auch Zahlen: für die lange und die weitere 380-Meter-Brücke über den Lohgraben sind 9,75 Millionen Euro Bruttobaukosten veranschlagt. Weitere etwa zwei Millionen dürfte das "Drumherum" kosten. Dazu zählt ein Shuttlesystem, das Besucher von den Parkplätzen zur Brücke und zurücktransportiert.

Vor allem am Startpunkt Lichtenberg, einer alten, engen Kleinstadt, sind Autostellplätze Mangelware und öffentlicher Nahverkehr stark begrenztes Gut. Dennoch hoffen die Frankenwäldler, dass die Brücke ihre große, neue Touristenattraktion wird. Bis Ende 2019 könnten die Brücken fertig sein. Die Verantwortlichen erwarten 300 000 Nutzer pro Jahr. Dabei orientieren sich die Hochfranken an den Zahlen von Geierlay.

Dass die Attraktion Geld kostet, ist die eine Seite. Die andere sind die seitens der Staatsregierung versprochen 80-prozentigen Zuschüsse. Und wenn pro Erwachsenem tatsächlich über fünf Euro Zutrittsgebühr verlangt wird, könnte sich die Investition für den Landkreis Hof als "Brückenträger" schon nach kurzer Zeit rechnen: Die Einnahmen von Gaststätten und sonstigen Dienstleistern noch gar nicht mitgerechnet.

Die anfängliche Skepsis hat sich offenbar bei den Lichtenberger Bürgern genauso gelegt wie bei den Kreistagsmitgliedern. "Die Verkehrsprobleme dürften zu lösen sein", sagt ein Volksvertreter zu der größten erwarteten Schwierigkeit. Jetzt sollen laut Landratsamt "vor allem die Bürger zu Wort kommen", insbesondere die Lichtenberger. Am 13. September sind sie zu einem Informationsabend geladen.

Auf jeden Fall schwärmen die Touristiker im Landratsamt bereits jetzt: "Durch die geplanten Brücken über das Lohbachtal und Höllental ergeben sich für die Besucher neue und ebenso tiefe Einblicke in das Tal sowie auch neue Blickmöglichkeiten in die Ferne. Insbesondere wären die Brücken eingebettet in die touristische Infrastruktur des Staatsbades Bad Steben und befänden sich direkt am Drehkreuz Wandern sowie unmittelbar am Grünen Band." Dieser Streifen trennte bis 1989 DDR und BRD.