Kreitmeir-Prozess verschoben

17.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:40 Uhr

Besuch im Gefängnis: Michael Kreitmeir brachte seinen ehemaligen Mithäftlingen einen Leuchter für ihren Tempel und einen Fernseher. In der Haftanstalt saß er neun Tage in Untersuchungshaft. - Foto: privat

Eichstätt/Koslanda (DK) "Es hat keine 40 Sekunden gedauert." Der Eichstätter Entwicklungshelfer Michael Kreitmeir hatte am Freitagvormittag seinen Prozesstermin in Sri Lanka wegen einer Drogen-Anklage. Und er hatte auf einen Freispruch gehofft. Stattdessen wurde sein Prozess jetzt erneut verschoben: Um sechs Wochen auf den 29. Oktober.

"Die Richterin hat festgestellt, dass die angeblichen 1,8 Gramm Heroin noch immer nicht untersucht wurden und deshalb einen neuen Termin angesetzt", erzählt Kreitmeir im Telefonat mit der Eichstätter Redaktion des DONAUKURIER. Immerhin könnte das ein positives Signal sein: "Die Richterin hat Zweifel, dass das tatsächlich Drogen waren, die man mir untergeschoben hat." Gleichzeitig hat Kreitmeir aber Sorge, dass wegen des langen Zeitraums von sechs Wochen die Aufmerksamkeit für seinen Fall nachlassen könnte – und er dann wieder ein leichteres Opfer für jenen offenbar korrupten Provinzminister wäre, der ihn nach gescheiterten Bestechungsversuchen in die Knie zwingen wolle und nach Kreitmeirs sogar drohe, ihn ermorden zu lassen.

Kreitmeir war eigenen Angaben zufolge in das Visier eines Lokalen Politikers geraten, nachdem er auf einen Erpressungsversuch nicht reagiert habe. Bei einer Straßenkontrolle durch eine Sondereinheit des Politikers sei ihm dann Heroin untergeschoben worden, so Kreitmeir. Deshalb muss er sich jetzt vor Gericht verantworten.

Kreitmeir ist froh, dass am Freitag eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft aus Sri Lankas Hauptstadt Colombo nach Monoragala gekommen war, um ihm beizustehen.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin betonte, dass die Botschaft Kreitmeir weiterhin zur Seite stehen werde.

Kreitmeirs Sohn Manuel (23) versucht derzeit von Eichstätt aus an Sri Lankas Präsident Mahinda Rajapaksa heranzukommen, der sich derzeit dem Vernehmen nach privat in Deutschland aufhalten soll: "Wir brauchen eine offizielle Stellungnahme des Landes, dass das Projekt meines Vaters erwünscht ist."

Denn wenn das Kinderdorf Little Smile, das Kreitmeir auf Sri Lanka vor elf Jahren gegründet hatte, im Lande nicht erwünscht wäre, dann wäre es wohl auf Dauer wirklich nicht zu halten. Doch Manuel Kreitmeir geht davon aus, dass das Kinderdorf in Sri Lanka sehr willkommen ist. Das haben ihm auch zahlreiche Anrufe von Exil-Sri-Lankesen nach einem Fernsehauftritt bei SternTV am Mittwoch signalisiert.

Ein TV-Team von Günther Jauch ist derzeit noch bei Michael Kreitmeir in Koslanda/Sri Lanka. Er nutzt diese Möglichkeit zu einer weiteren Beweissicherung seiner Unschuld: "Ich habe mir eine Haarprobe nehmen lassen." Das TV-Team nimmt die Probe am Sonntag zurück nach Deutschland, wo sie vom Bundeskriminalamt (BKA) untersucht werden soll. "Dann ist zweifelsfrei erwiesen und für alle sichtbar, dass ich niemals Drogen konsumiert habe." Ein beglaubigtes, englischsprachiges Zertifikat des BKA will Kreitmeir dann in seinem Prozess einsetzen, weil ihm diese Untersuchung in Sri Lanka selbst verwehrt wird. Doch jetzt will sich Kreitmeir erst einmal erholen: Und an diesem Samstag seinen 54. Geburtstag begehen: "Nach vier Wochen Angst und Trübsal wollen wir im Dorf wieder einmal feiern."

Kreitmeir ist aber auch traurig darüber, dass er seine Familie in Eichstätt so schnell wohl nicht in die Arme schließen kann: "Eigentlich wollte ich im Oktober Heimaturlaub machen. Aber ich habe meinen Pass nicht zurück – und ich würde jetzt das Land auch nicht freiwillig verlassen."Kommentar Seite 2