Kelheim
Ein Projektbüro soll her

Debatte um geplanten Nationalpark Donau-Auen: Landräte fordern von Umweltministerin Scharf mehr Informationen

20.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr

Schützenswerte Idylle? Die Donau-Auen könnten Bayerns dritter Nationalpark werden. Es hakt jedoch an der Informationspolitik. - Foto: Schanz

Kelheim (DK) Appell an Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU): Die Landräte der Region haben sich auf Einladung von Kelheims Landrat Martin Neumayer getroffen, um über das Thema "Dritter Nationalpark Donau-Auen" zu sprechen. Sie fordern eine geballte Informationsoffensive.

Zuletzt war es etwas stiller geworden, einzig in Gerolfing, dem Heimatort von Ministerpräsident Horst Seehofer, gab es Proteste. Der CSU-Vorsitzende hatte daraufhin erneut erklärt, dass es definitiv keine Enteignungen von Waldbesitzern geben werde. Nun kommt wieder Fahrt in die Debatte. Wie berichtet sind aus den anfänglichen vier potenziellen Regionen nur noch zwei übrig geblieben. Neben den Donau-Auen ist das die Rhön. Doch es hakt, viele Landräte fühlen sich nicht ausreichend informiert. Neuburg-Schrobenhausens Landrat Roland Weigert (FW) spricht davon, dass "Fakten auf den Tisch müssen". Damit sei in erster Linie die Gebietskulisse gemeint - also die Flächen, die zu einem Nationalpark gehören sollen. Gemeinsam mit seinen Kollegen aus Pfaffenhofen, Eichstätt, Kelheim und Donau-Ries möchte er die Ministerin bitten, ein ständig besetztes Projektbüro in der Region einzurichten. "Eine Anlaufstelle für Betroffene und Bürger, bei der man sich fachkundig informieren kann."

Eine weitere Komponente könnte ein mobiler Infostand sein, der von Gemeinde zu Gemeinde unterwegs ist und an Wochenmärkten oder anderen Veranstaltungen Material über die Pläne bereitstellt. "Es geht um die Information der breiten Masse", sagt Weigert. "Wir müssen das Problem der Kommunikation lösen und dieser Prozess muss vom Ministerium betrieben werden." Erst wenn eine Gebietskulisse feststehe, könne man konkret sagen, wer von den Landwirten, Rechtlern, Jägern und Fischern überhaupt betroffen ist. Grundsätzlich aber gelte: "Der Dialog ist nach wie vor ergebnisoffen."

In die gleiche Kerbe schlägt auch Pfaffenhofens stellvertretender Landrat Anton Westner (CSU). Aber: "Wir brauchen mehr Informationen und wollen wissen, wo die Vor- und die Nachteile liegen." Es habe ihn gewundert, dass andere Kreise mehr Informationen hätten als der Landkreis Pfaffenhofen, der mit Vohburg vom Nationalpark Donau-Auen betroffen wäre. Auch er plädiert für ein Projektbüro. "Das alles vom Schreibtisch aus zu machen reicht nicht aus, man muss die Betroffenen ins Boot holen."

Stefan Rößle (CSU), Landrat aus Donau-Ries, meint, das Ministerium müsse "relativ bald" die Gebietskulisse ausweisen. "Bisher ist alles nur theoretischer Natur." Der Antwortkatalog des Ministeriums sei zwar "sehr aufschlussreich", man müsse aber noch mehr Aspekte, wie Tourismus und Naturschutz, in weiteren Arbeitsweisen erörtern. Das Thema ist ihm wichtig. "Wir haben jetzt wieder von dem Insekten- und Vogelsterben gehört. Es ist auch unsere Pflicht, der Natur ihren Teil zu lassen." Die Stadt Ingolstadt war bei dem Treffen nicht vertreten und ließ sich entschuldigen. Weder Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) noch sein Stellvertreter hätten Zeit gehabt, hieß es aus Teilnehmerkreisen.