Ingolstadt
Freie Wähler unter Druck

Im Wahlkreis von Spitzenkandidat Stephan Werhahn machen ehemalige Rechtsextremisten FW-Politik

18.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:22 Uhr

Mit braunen Umtrieben will der designierte Spitzenkandidat der Freien Wähler, Stephan Werhahn, nichts zu tun haben. Seine grüne Krawatte stehe auch für grüne Programmatik im Wahlkampf, sagt er. FW-Chef Hubert Aiwanger freut sich darüber - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) Rechtsradikalismus bei den Freien Wählern? In Düsseldorf, dem möglichen Wahlkreis des Bundestagsspitzenkandidaten und Adenauer-Enkels Stephan Werhahn arbeiten ehemalige Rechtsextreme in Führungspositionen. FW-Chef Hubert Aiwanger befürchtet eine Belastung im Wahlkampf.

Die Vorwürfe kommen aus dem eigenen Lager. Der FW-Ortsverein Wendelstein in Mittelfranken hatte sich am Samstag versammelt. Im Wesentlichen ging es um einen Punkt: Die Mittelfranken werfen der Düsseldorfer FW-Ortsgruppe Rechtsextremismus vor. Pikant ist das vor allem, weil der designierte Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Stephan Werhahn, ausgerechnet in Düsseldorf für ein Direktmandat kandidieren will. Der Finanzmanager und Enkel des einstigen Bundeskanzlers Konrad Adenauer war 2012 von der CDU zu den Freien Wählern gewechselt.

Zwei Personen stehen im Fokus der Kritik: Stadtratsmitglied Jürgen Krüger und Fraktionsgeschäftsführer Torsten Lemmer. Krüger war früher bei den Republikanern und wurde vor einigen Jahren wegen Volksverhetzung angeklagt – später allerdings freigesprochen. Lemmer war jahrelang in der Neonaziszene aktiv. Er behauptet aber, sich 2001 davon abgewandt zu haben. Inzwischen ist er offenbar zum Islam konvertiert. Die beiden wählen bei der Nominierungsversammlung im Wahlkreis nicht mit. Das liegt an einer strukturellen Besonderheit. Beide sind zwar Mitglied im Ortsverband, nicht aber in der Partei, die die Nominierung vornimmt.

Die Freien Wähler in Wendelstein beruhigt das aber nicht. In einer Erklärung vom Wochenende heißt es: „Wir Freien Wähler lassen uns durch diese inakzeptable Kandidatur Werhahns in Düsseldorf nicht in die rechtsextreme Ecke rücken und distanzieren uns von diesen Vorgängen.“ Werhahn solle seine Kandidatur als Spitzenkandidat zurückziehen, fordert die Versammlung.

Ob der Adenauer-Enkel tatsächlich in Düsseldorf antritt, erscheint fraglich. Es sei noch nicht entschieden, ob er dort antreten werde, sagt der designierte Spitzenkandidat. „Es gibt noch andere repräsentative Städte in Nordrhein Westfalen, in denen man kandidieren kann.“ Auch Aiwanger sieht die Situation kritisch. Man sei überrascht über die Vorwürfe. „Wenn es ein Restrisiko gibt, dass er beschädigt wird, dann gibt es auch andere Lösungen“, sagt er. Aiwanger befürchtet vor allem eine wochenlange Hängepartie. Die würde wohl auch den Wahlkampf der Freien Wähler in Bayern schwer belasten. Es müsse möglichst schnell „klar Schiff“ sein, sagt der FW-Chef. Sollte sich in Nordrhein-Westfalen kein geeigneter Wahlkreis finden, sei auch eine Kandidatur im Freistaat „nicht ausgeschlossen“. Über den Vorstoß aus Mittelfranken ist man in der FW-Führung allerdings verstimmt. Es gehe um persönliche Eitelkeiten, heißt es. Mancher sei eben bei Nominierungen für den Bundestag nicht so zum Zug gekommen wie gewünscht.

Viel Zeit für die Entscheidung bleibt nicht. Eigentlich wollen die Freien Wähler am Freitag in Düsseldorf über den Direktkandidaten entscheiden. Die könnte nun allerdings auf einen späteren Termin verlegt werden. Spätestens bis zum 13. April muss die Sache aber geklärt sein. Da stellen die Freien Wähler sowohl in Bayern als auch in Nordrhein-Westfalen ihre Landeslisten für die Bundestagswahl auf. Werhahn soll ganz oben platziert werden.

Die FW-Landesvereinigung in Nordrhein-Westfalen verteidigt unterdessen den Düsseldorfer Ortsverein. „Das sind keine Rechtsextremen. Die haben nur eine rechte Vergangenheit“, sagt der Vorsitzende der Landesvereinigung, Rüdiger Krentz.

Die Freien Wähler Wendelstein glauben allerdings nicht an einen Bewusstseinswandel. Namentlich wollen die Kritiker nicht genannt werden: Es habe schon Drohanrufe aus Düsseldorf gegeben, heißt es.

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