Ingolstadt
"Die Technik ist nicht überholt"

Baymatik-Geschäftsführer Siegfried Jedamzik verteidigt die Gesundheitskarte

09.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:40 Uhr

Ingolstadt (DK) Nach Berichten über massive Zweifel an der Einführung der Gesundheitskarte, mehren sich nun die Stimmen der Befürworter: Einer von ihnen ist Siegfried Jedamzik - er hat die Gesundheitskarte mit entwickelt und kann die Kritik an der Technik nicht nachvollziehen.

Zu viele Verzögerungen, veraltete Technik: Anfang der Woche wurden massive Zweifel an der Einführung der Gesundheitskarte laut. Mehr als elf Jahre liegt der Start nun schon zurück. Die versprochenen Funktionen - dass etwa ein Notfalldatensatz oder eine Arzneiliste auf der Karte gespeichert werden können - sind noch immer nicht verfügbar. Laut Berechnungen des Dachverbands der Innungskrankenkassen soll das Projekt schon mehr als 1,7 Milliarden Euro verschlungen haben.

Nach dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach und Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) springt nun auch der Ingolstädter Siegfried Jedamzik (Foto) der Karte zur Seite. Jedamzik ist Geschäftsführer der Baymatik (Bayerische Modellregion Telematik) und hat die Gesundheitskarte mit entwickelt. Er sieht das Projekt mitnichten vor dem Aus.

Jedamzik sieht vor allem einen der grundlegenden Vorwürfe als völlig haltlos an, nämlich, dass die Technik veraltet sei. "Die Technik ist nicht überholt", sagt er. Bei der Gesundheitskarte sei besonders viel Wert auf Datenschutz gelegt worden. "Die Karte ist nach dem aktuellen Stand des Datenschutzes sicher." Bei Apps hingegen sei die Datensicherheit oft fraglich. Häufig würden Datensätze nicht regelkonform behandelt und etwa im Ausland gespeichert.

Dass die Gesundheitskarte nach all den Jahren noch immer nicht voll im Einsatz sei, liegt seiner Meinung nach vor allem an den Konnektoren - den Geräten, die den Datenaustausch mit der Telematik-Infrastruktur managen. Diese "High-Security-Schnittstellen" - wie Jedamzik sie nennt - seien der "springende Punkt". Denn die Konnektoren stehen noch immer nicht zur Verfügung.

Für die Verzögerungen bei den Konnektoren sieht Jedamzik zwei Gründe: Zum einen habe es seitens des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), der Politik und der Verbände Dutzende Änderungswünsche an den Geräten gegeben. Diese Änderungen müssen eingearbeitet und anschließend wieder vom BSI zertifiziert werden. Aber auch die Industrie trage eine Mitschuld: Sie habe die gewünschten Änderungen einfach nicht schnell genug umgesetzt.

Nach seinem Informationsstand gebe es berechtigte Hoffnungen, dass der "Rollout" noch Ende des Jahres starte, sagt Jedamzik. Allerdings wisse auch er nicht, was nach den Koalitionsverhandlungen passiere. So sei es möglich, dass es erneut Änderungswünsche gäbe.

Seiner Meinung nach sei es nun wichtig, die Karte ohne Druck auf die Ärzteschaft einzuführen. ‹ŒArchivfoto: Belzer