Ingolstadt
Prüfung auf Herz und Nieren

Ein Besuch im Ingolstädter Schlachthof zeigt, wie die amtlichen Fleischkontrollen ablaufen

19.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Diese Proben gehen ins Labor: Leo Kleinhans, Mitarbeiter der Stadt Ingolstadt, untersucht das Zwerchfell von Schweinen am Ingolstädter Schlachthof auf Trichinen. - Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Der Weg vom Schwein zum Schnitzel führt durch den Schlachthof. Dort gibt es Fleischkontrollen - zum Schutz der Tiere und Verbraucher. Ein Besuch im Schlachthof Ingolstadt zeigt, wie das funktioniert. Dort gibt es Ärger, weil die Gebühren für diese Kontrollen steigen sollen.

Tierarzt Oliver Herl blickt auf seinen Computerbildschirm: 1080 Schweine sind heute angeliefert worden, die letzten Tiere im Stall laufen gerade leise grunzend ihrem Ende entgegen. Manchmal quiekt eines kurz auf. Der städtische Mitarbeiter schaut sich jedes Schwein genau an: "Wenn es Fieber hat, dann läuft es schon dasig herein, hat keine Körperspannung und lässt den Kopf hängen", erklärt der erfahrene Veterinär. Fieber weist auf eine Infektion hin - das bedeutet Schlachtverbot. Sterben muss das Tier trotzdem, denn es gibt kein Zurück aus dem Schlachthof. "Das ist eine Einbahnstraße", so Herl.

Wieder ein Blick auf den Computer, denn gerade ist ein Schwein mit der Zange am Kopf betäubt worden. "Es braucht mindestens 1,6 Ampere Strom", erklärt Herl, der an einer Kurve ablesen kann, ob die Betäubung richtig erfolgt ist. Ansonsten wird die Zange erneut angesetzt. Ein zweiter Stromschlag geht ins Herz. Nur 4,3 Sekunden dauert diese Prozedur, danach bekommt das betäubte Schwein einen Stich ins Herz: Er ist nicht tödlich, denn das Herz soll noch das Blut aus dem Körper pumpen. Das ist das Ende.

Danach wird der Schweinekörper abgeflammt, denn wer will schon Borsten am Wammerl mitessen? Und es wird gesäubert. Rosig schimmernd schweben die leblosen Körper, mit dem Kopf nach unten hängend, Richtung Schlachtband. Kein Ort für Menschen mit schwachen Nerven: Hier ist es eng, laut und blutig. Lohnschlächter, meist Rumänen, gehen routiniert zu Werke, zwischendurch schärfen sie ihre Messer oder spülen sich mit Wasser das Blut von den weißen Plastikschürzen. Die roten Spritzer in ihren Gesichtern bleiben.

Mit geübten Schnitten öffnet einer der Männer den Schweinekörper und entnimmt die Organe: Das Gedärm landet in einer Metallwanne, das sogenannte Geschlinge an einem Haken. Diese Organe - Lunge, Herz, Leber und Nieren - schaut sich Tierärztin Tatjana Lang auf der Suche nach krankhaften Veränderungen genau an. Ein Schnitt ins Herz gehört auch dazu. Ist alles in Ordnung, tippt sie das in den Computer ein. Jedes Tier hat im Schlachthof seine Nummer, die Innereien sind jeweils genau zuzuordnen. Stimmt etwas nicht, dann wird das Schwein sofort aus dem Verkehr gezogen.

Drei Schweinekörper werden an diesem Vormittag vorläufig aussortiert. Veterinär Roland Lehmann, Sachgebietsleiter für die Fleischkontrollen, deutet bei einem auf eine kleine Schwellung am Lauf, die jedoch die sogenannte Genusstauglichkeit nicht beeinträchtigt.

Auf einem kleinen Teller liegen fein säuberlich angeordnet kleine Fleischstücke - das sind Proben vom Zwerchfellmuskel jedes einzelnen Schweins, die ins Labor gehen. Dort arbeitet Leo Kleinhans, einer der städtischen Fleischbeschauer: Er überprüft, ob das Fleisch frei von Trichinen ist.

Obwohl deutsche Stallschweine als trichinenfrei gelten, ist diese Untersuchung nach wie vor Pflicht. Denn diese Parasiten, die über Ratten verbreitet werden, sind gefährlich: Über die Nahrung können Trichinen aufgenommen werden und setzen sich in der Muskulatur des Menschen fest. "Da kriegt man sie nicht mehr raus", erklärt Kleinhans. Im Labor wird aus den Zwerchfellproben von 100 Schweinen eine Lösung angesetzt, die Kleinhans mikroskopisch untersucht. Auch heute werden keine Trichinen gefunden - das Fleisch ist in Ordnung.

Am Ende des Schlachtbands bekommen alle Schweine einen Stempel aufgedrückt - nun wird ihr Fleisch vom Metzger oder den Zerlegebetrieben weiterverarbeitet. Zum Beispiel zu frischem Schnitzel.