Hofstetten
Auf du und du mit der Sau

Übungsareal für Jagdhunde In Hofstetten gibt es das erste Schwarzwildgewöhnungsgatter Oberbayerns

22.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:31 Uhr

Hund und Schwein im friedlichen Nebeneinander: Das Schwarzwildgewöhnungsgatter Altmühltal bei Hofstetten dient dazu, Jagdhunde auf Begegnungen mit den Schwarzkitteln vorzubereiten. "Der Hund darf weder zu aggressiv noch zu ängstlich sein", sagt Franz Loderer (links), auf dessen Initiative die Anlage entstand. Seine Hündin "Luna" bleibt jedenfalls gelassen. Am Sonntag erfolgt die feierliche Einweihung. - Foto: Richter

Hofstetten (DK) Wildschweine sind Kulturfolger und breiten sich immer mehr aus. Viele Bauern klagen über Ernteausfälle durch die Schwarzkittel. Um die Jagd zu optimieren und die Bestände gezielter einzudämmen, haben Jäger in Eichstätt ein Schwarzwildgatter zur Ausbildung ihrer Hunde gebaut.

Die Sauhatz gilt heutzutage als schwieriges Unterfangen, weil Wildschweine überaus gescheite Tiere sind. "Das Aufscheuchen mit Treibern und Lärm funktioniert oft gar nicht mehr. Das Schwarzwild hat gelernt, sich zu verstecken und zu warten, wenn eine Drückjagd erfolgt. Nur gut ausgebildete Hunde können sie aufspüren", sagt Franz Loderer als Vorsitzender des Jagdschutz- und Jägervereins Eichstätt. Er hat das "Schwarzwildgewöhnungsgatter Altmühltal" auf Hofstettener Flur (Kreis Eichstätt) initiiert, nachdem er solche Anlagen in Thüringen und Brandenburg kennengelernt hatte. "Dort hat es sie bereits zu DDR-Zeiten gegeben." Es ist das erste Gatter dieser Art in Oberbayern. Im gesamten Freistaat gibt es nur ein weiteres mit Zertifizierung; es befindet sich in der Gemeinde Aufseß in Oberfranken.

Die Eichstätter Jäger haben ihr Gatter in Kooperation mit dem Jägerverein Ingolstadt errichtet, Baubeginn war im März. Gut 1300 Arbeitsstunden und 120 000 Euro Materialwert stecken in dem Areal. "Der Wald gehört den Bayerischen Staatsforsten, von denen wir sehr große Unterstützung erhalten."

In Hofstetten leben eine Bache und sieben Frischlinge in dem Gatter, mit sieben Hektar Fläche bietet es ausreichend Platz für die kleine Population. Der größte Bereich gilt als Ruhezone. Hier können die acht Schwarzkittel sich zurückziehen. Überall befinden sich kleine Mulden mit Wasser zum Suhlen, ein Unterstand bietet Schutz vor Wind und Wetter, ein kleiner Bretterverschlag dient als Futterstelle. Das Veterinäramt Eichstätt wacht über die Gesundheit der Tiere, sechs Gatter- und zwei Futtermeister sorgen abwechselnd für die Schweine, ein Fütterungsexperte stellt die richtige Nahrungsmischung zusammen. Aufgeregt und laut grunzend kommen die Schwarzkittel gelaufen, wenn einer der Männer auftaucht. Von Angst keine Spur. "Hier werden alle Tierschutzbestimmungen eingehalten", versichern die Betreiber.

Was aber lernen Jagdhunde hier? "Es gibt bei ihnen drei Grundtypen", erläutert Franz Loderer. "Die einen sind aggressiv und wollen sofort auf das Schwarzwild losgehen. Die anderen sind eher ängstlich und meiden den Kontakt. Beide können wir nicht brauchen. Was wir wollen, sind Hunde, die eine Rotte aufspüren, auf Abstand verbellen und hinaus zu den Jägern treiben, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Denn so ein Keiler kann mit einer einzigen Kopfbewegung einen Hund aufschlitzen." Andersherum sollen die Hunde den Schweinen nichts antun. Darauf werde auch im Gewöhnungsgatter streng geachtet, sagt der Jagdschutzvereinsvorsitzende. Das Areal ist doppelt eingezäunt, sicher ist sicher.

In einem Gewöhnungsstreifen können Hund und Schwein sich erstmals durch einen Zaun beschnuppern. Erst wenn feststeht, dass ein Jagdhund tauglich ist, darf er mit der kleinen Wildschweinpopulation in eines der Arbeitsgatter. Dort soll er ohne Leine beweisen, dass er die Borstentiere im Unterholz tatsächlich aufstöbert und Laut gibt. Nach höchstens fünf Minuten ist Schluss, um keine Seite zu sehr aufzuregen.

"Jeder interessierte Jäger kann mit seinem Hund kommen und ihn hier gegen Gebühr ausbilden", erklärt Loderer die Modalitäten. Das Schwarzwildgewöhnungsgatter wird an diesem Sonntag mit geladenen Gästen feierlich eingeweiht. Der Betrieb wird voraussichtlich im Herbst beginnen.