München (dk) Mit seiner Sendung "Aus meiner Rocktasche" wurde er zur Legende. Er entdeckte die Spider Murphy Gang und engagierte sich Zeit seines Lebens nicht nur für Nachwuchsmusiker, sondern auch in vielen sozialen Bereichen. In der vergangenen Nacht ist Georg Kostya kurz vor seinem 76. Geburtstag an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben.
"Rolling Schorsch" war sein Spitzname. Seit seinem 23. Lebensjahr im Jahre 1958 war der gelernte Schauspieler mit der sonoren Stimme aufgrund einer Kinderlähmung an den Rollstuhl gefesselt.
Von 1967 bis 1971 moderierte der im tschechischen Brünn geborene Kostya das Jugendmagazin Club 16 in Bayern 2, dann fühlte er sich mit 36 Jahren zu alt für das Format. Am 1. Weihnachtsfeiertag 1972 ging er mit "Aus meiner Rocktasche" erstmals auf Sendung. Gemeinsam mit Julia Edenhofer moderierte er in den 1980ern die tägliche Oldiesendung "The Beat Goes On". Mit seiner markanten Stimme vertonte er auch zahlreiche Dokumentationen und Berichte.
Entdecker der Spider Murphy Gang
Aus seiner Not machte er 1979 eine Tugend und gründete in München den Verein Rock House mit dem Ziel, Nachwuchsmusiker zu fördern und mit der Kampagne "Stufen weg" auch behindertengerechte Konzertsäle einzurichten. Die 1981 eröffnete ebenerdige Alabamahalle geht auch auf sein Engagement zurück. "Rock und Rollstuhl passen gut zusammen, ich bin der beste Beweis dafür", sagte Kostya. Apropos Alabamahalle: Kostya gilt als Entdecker der Spider Murphy Gang ("Skandal im Sperrbezirk"), die unzählige Male dort aufgetreten ist. Bei deren autobiografischem Spielfilm führte er 1983 sogar die Regie. Den Bandnamen verdankt die Kombo dem Elvis-Hit "Jailhouse Rock". Dort heißt es: "Spider Murphy played the tenor saxophone".
Für BR-Intendant Thomas Gruber ist Kostya Radiogeschichte: "Mit dem 'Club 16' und 'Aus meiner Rocktasche' brachte er den Rock'n'Roll nach Bayern. Er war ein leuchtendes Vorbild und Beispiel für ungebrochenen Lebensmut".
33 Jahre lang "Aus meiner Rocktasche"
Sage und schreibe 33 Jahre lang griff Kostya in seine legendäre Rocktasche. Mehrfach wurde das Format eingestellt und auf neuen Programmplätzen wieder eingeführt, und doch ist es mit 1112 Folgen die am längsten gelaufene Sendung des Bayerischen Rundfunks. Wiederum am 1. Weihnachtsfeiertag des Jahres 2005 legte Kostya zum letzten Mal auf und zog sich anschließend aus Alters- und Gesundheitsgründen zurück. "80 Prozent der Platten, die ich auflegte, stammten aus meinem Privatarchiv, das umfasst mehr als 6000 Titel", erinnerte er sich kurz vor seinem Tod in einem Interview anlässlich des 40-jährigen Jubiläums von Bayern 3.
"Er war eine wirklich legendäre Radiostimme, ein großartiger Kollege, ein Stück Rundfunkgeschichte, der die Hörer weit über den BR hinaus begeistert hat", sagt Hörfunkdirektor Johannes Grotzky über ihn. Für Günther Jauch, in den 1980er Jahren selbst beim BR, war Kostya "ein ganz netter, lieber Kollege mit einer wirklich tollen Stimme".
