Hilpoltstein
Ferien bei Freunden

Geflüchtete Äthiopierin besucht nach Ausreise nach Norwegen ehemalige Helfer aus Hilpoltstein

24.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:23 Uhr

Freude über den Besuch ihrer äthiopischen Freunde: Die Hilpoltsteinerin Hedwig Waldmüller geht mit (von links) Harani, Younes, Christina und Azarya Tesfaye an der Hilpoltsteiner Burg spazieren. - Foto: Meyer

Hilpoltstein (DK) Viele Menschen wissen genau, wo sie hingehören. Für die Äthiopierin Christina Tesfaye (28), ist Hilpoltstein solch ein Ort. Hier hat sie auf ihrer Flucht Zwischenstation gemacht und Freundschaften geschlossen.

Seit zwei Jahren lebt sie in Norwegen und ist jetzt zu Besuch: "Aus Heimweh." Zu Hilpoltstein hat Christina eine enge Bindung. Eine ihrer Freundinnen ist Hedwig Waldmüller vom hiesigen Asylhelferkreis. Sie hat sich von Anfang an um die junge Äthiopierin gekümmert. Auch als diese schwanger war und in der Kreisklinik Roth ihr erstes Kind, ihren Sohn Azarya, zur Welt brachte.

Das machte damals Schlagzeilen, denn das kleine Baby war im November 2012 der 100. Asylbewerber im Landkreis Roth. Der mittlerweile dreieinhalbjährige Azarya ist ein aufgeweckter kleiner Junge, der ein Mischmasch aus Arabisch und Norwegisch spricht. "Er ist durcheinandergekommen mit den vielen Sprachen", sagt seine Mutter auf Englisch. Sie lebt nun mit ihrem Mann Younes Ahmed, Sohn Azarya und der kleinen Tochter Harani im Norden Norwegens.

Mit 18 Jahren hat Christina ihr Land "aus politischen Gründen" verlassen. Auf der Flucht lernte sie in Griechenland ihren Mann Younes kennen, der vor dem Bürgerkrieg im Südsudan geflohen war. Sie heirateten, Christina wurde schwanger. Während ihr nach mehreren Versuchen die Flucht nach Deutschland glückte, blieb Younes zunächst in Griechenland, ehe er es nach Norwegen schaffte. "Monatelang wusste ich nicht, wo er ist", erzählt Christina. Doch über sudanesische Freunde in Griechenland konnten die beiden wieder Kontakt aufnehmen. "Als Christina bei mir anrief, war ich glücklich", erinnert sich Younes, der bereits einen norwegischen Pass sein eigen nennen durfte. Christina hingegen hatte noch nicht einmal ihre Anhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, wie sie erzählt. Im Zuge einer Familienzusammenführung wollte sie zu ihrem Mann nach Norwegen übersiedeln, allerdings "war das ein ganz schön aufwendiger Papierkram", wie sich Hedwig Waldmüller erinnert.

Hedwig Waldmüller ist froh, dass ihr einstiger Schützling mit ihrer Familie einen sicheren Ort gefunden hat. Auch wenn es dort, wie Christina erzählt, recht oft "dunkel und kalt" sei. "Aber wenn wir etwas brauchen, wird uns immer geholfen", sagt die junge Frau erfreut. Der norwegische Staat hat ihnen eine Wohnung in der Region Bo zugeteilt. Maria Müller vom Helferkreis freut sich, dass die junge Äthiopierin endlich ein Stück Normalität gefunden hat. "Da macht die ganze Arbeit Sinn", stellt die Hilpoltsteinerin fest. Der Sudanese Younes ist jedenfalls überzeugt: "Die Deutschen sind die besten Helfer." Und seine Frau Christina ergänzt: "Hilpoltstein ist so schön. Ich vermisse es."