"Die Lehrkräfte sind völlig überfordert"

Zum Umgang mit Flüchtlingskindern entwickelt die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt Fortbildungen

19.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:06 Uhr

Eichstätt (DK) Die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) reagiert auf die zunehmenden Anforderungen der bayerischen Lehrkräfte durch die steigende Anzahl von oft traumatisierten Flüchtlingskindern in ihren Unterrichtsklassen. „Die Lehrkräfte sind völlig überfordert mit der Situation und dafür auch nicht ausgebildet“, sagte Uni-Präsidentin Gaby Gien unserer Zeitung gegenüber.

Auch der Bayerische Lehrerinnen- und Lehrerverband (BLLV) hatte sich erst vorigen Mittwoch mit einem eindringlichen Appell an die Staatsregierung gewandt, wonach viele Schulen den zu erwartenden Ansturm von Flüchtlingskindern im schulpflichtigen Alter nicht bewältigen könnten.

An der Eichstätter Universität wird jetzt bereits mit Hochdruck ein Konzept erarbeitet, das Zertifizierungskurse für Lehramtsstudierende realisieren soll. Als zweite Schiene sollen Weiterbildungen für bereits unterrichtende Lehrkräfte konzipiert werden. „Die Lehrkräfte müssen im Umgang mit traumatisierten Kindern qualifiziert geschult werden“, erklärt Gien. Sie denkt an ein Zertifikat für Flüchtlingsarbeit, in dem auch Asylrecht, Psychologie und Interkulturelles berücksichtigt werden. „Gerade als Katholische Universität sehen wir uns da herausgefordert“, betont die Präsidentin. Die Eichstätter müssen dabei nicht bei null beginnen. Bereits seit vier Jahren gibt es an der Uni das Modul „Educulture“, das gesellschaftliches Engagement und Wissenschaft miteinander verbindet und an dem jedes Semester 70 bis 100 Studierende beteiligt sind. Unter dem Titel „Tun.Starthilfe“ werden dabei im Landkreis Sprachkurse angeboten und Flüchtlinge konkret unterstützt. Dazu gibt es unter anderem eine Ringvorlesung, Projektseminare und im Wintersemester 2015/2016 auch ein Forum Universale zum Thema „Flucht“.