Berching
Zwei Prinzen unter sich

Neben einem Gast aus Afrika bot der Berchinger Rossmarkt den als Seehofer-Nachfolger gehandelten Markus Söder auf

03.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Foto: Horst Richter

Berching (DK) Das hatte es beim Rossmarkt in Berching noch nicht gegeben. Die traditionelle Veranstaltung am ersten Mittwoch nach Lichtmess wartete gestern mit einem echten Prinzen auf. Claude Kalume wa Mukadi Dah Vignon, Prinz von Abomey, einer Stadt in der westafrikanischen Republik Benin, um präzise zu sein. Auf der Grünen Woche in Berlin hatte er vom größten Wintervolksfest Bayerns erfahren und war eingeladen worden, um den Gastredner zu hören: Bayerns Finanz- und Heimatminister Markus Söder. Der Prinz tat es mit sichtlichem Vergnügen, um es gleich vorwegzunehmen.

Mit Hut und in Schwarz gekleidet war der Minister zuvor im Regen durch die Menge zur Rednertribüne gegangen, winkend, lachend, jeden Meter genießend. Auch er im Grunde genommen ein Prinz, ein Kronprinz. Als solcher handeln sie ihn, als möglichen Nachfolger von Ministerpräsident Horst Seehofer, und Söder pflegt dieses Bild nach Kräften. Da muss es ihm wie Öl hinuntergelaufen sein, als die Berchinger Lokalprominenz ihm versichert, er sei in diesem Rahmen jederzeit erneut willkommen, sollte er vielleicht einmal ein anderes, höheres Amt bekleiden. Schließlich sei der Rossmarkt als Karrieresprungbrett bekannt.

Soweit also das Vorgeplänkel. Dass ein Markus Söder aber durchaus in der Lage ist, die Massen für sich zu gewinnen, machte er in seiner überaus launigen Rede deutlich. Kein Vergleich zum Auftritt einer Ilse Aigner zwei Jahre zuvor, gnadenlos ausgebuht hatte man sie wegen der ungeliebten Gleichstromtrasse, die vom Norden Deutschlands nach Süden gehen soll. Keinen Moment bekam sie die Menge in den Griff, um am Ende mitgenommen die Tribüne zu räumen.

 
Solche Schlappen sind nicht Sache eines Markus Söder. Freilich tut er sich heuer leicht, es sind kaum Protestplakate zu sehen - ein paar Leute prangern TTIP an, ein anderer will "faire Milch", das war's. Souverän steht der Minister der Finanzen und Heimat da oben, der Funke springt rasch nach unten über. Dabei sagt er nicht einmal tiefschürfende Dinge, neben der üblichen Lobeshymne von Unionspolitikern auf Bayern und seine Errungenschaften kommt nichts wirklich Neues. Aber er weiß, wo den Bürger der Schuh drückt: die Flüchtlinge! Söder schenkt dem Thema breiten Raum. Sein Dank geht an alle, die ein großes Herz bewiesen haben, klar. Humanitäre Hilfe, logisch. Aber: "Das Problem kann man nicht mehr ignorieren", stellt er fest. "Wir brauchen eine wirksame Begrenzung der Zuwanderung, weil wir nicht allen in der Welt eine Heimat bieten können."

Und weiter: "Wenn internationale Lösungen nicht greifen, muss Deutschland in der Lage sein, Grenzen so zu kontrollieren, dass die eigenen Bürger geschützt werden." Bravorufe. Markus Söder legt nach: "Nur weil man es nicht schafft, eine effektive Begrenzung der Zuwanderung zu machen, ist es unfair, Steuern zu erhöhen." Applaus. "Deswegen sind wir gegen höhere Steuern. Wir sind gegen eine Erbschaftssteuerreform, die landwirtschaftliche und mittelständische Betriebe, vor allem Familienbetriebe, kaputtmacht. Denn wir brauchen Substanz und wollen nicht nur internationale Großkonzerne haben."

Minister Söder fordert mehr Grenzkontrollen und möchte Flüchtlinge "ohne Bleibeperspektive rasch zurückführen". Die Staatsregierung sei bei diesem Thema nicht bockbeinig und stur, sondern hartnäckig und konsequent. Er sagt auch Sätze wie diesen: "Wer zu uns kommt, muss sich unseren Werten, Gebräuchen und Sitten anpassen und nicht umgekehrt." Um sich dann über Bürokratie aufzuregen: "An der deutschen Grenze wird tausendfach das Recht gebrochen, aber Landwirte sollen einen Sachkundenachweis bringen, dass sie ordentliche Tierhalter sind, selbst wenn sie ein Leben lang diesen Beruf ausgeübt haben." Das kommt an. Kein Vergleich zum Auftritt Ilse Aigners vor zwei Jahren.

Kleine Witze über sich oder andere schaffen Nähe, dann das Gastgeschenk: Berching werde zum Mittelzentrum aufgewertet, sagt Söder. Als er anschließend durch die Reihen spaziert, recken sich ihm viele Hände entgegen. Ein Servus hier und ein Servus dort. Zugpferde mag er lieber, als Reitpferde, gesteht er einem Bauern. Söder, bekennender Nürnberger, freut sich, als er auf Pferdehalter aus dem Knoblauchsland trifft. Ja, er ist durchaus heimatverbunden, der Heimatminister. "Machen Sie das dann auch alles so, wie Sie das da oben gesagt haben", fragt ein Mann im Vorbeigehen. Söder nickt. "Klar", sagt er. Die Zukunft wird es zeigen.