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Bayerns selbst ernannter Außenminister

04.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:41 Uhr

Als am 17. Juli die Ermittlungsgruppe "Wappen" der Kripo Erding und die Staatsanwaltschaft München mehrere Dutzend Objekte in Bayern und anderen Bundesländern im Zusammenhang mit Reichsbürgern durchsuchen ließ, da trafen die Beamten auch auf Johann A. aus Pyrbaum. Er wurde verhaftet und in ein Gefängnis eingeliefert. Denn gegen ihn lag seit 1. Juli ein "Vollstreckungshaftbefehl" vor: Fahren ohne Fahrerlaubnis. Dafür haben bayerische Amts- und Landgerichte Johann A. in den letzten Jahren mehrfach verurteilt.

Doch für den selbst ernannten "Außenminister Bundesstaat Bayern" zählen Gerichtsurteile der Bundesrepublik offensichtlich nichts. Jedenfalls trat er im Mai nicht zu einer dreimonatigen Haftstrafe an. Dennoch: Dass der 59-Jährige Mitte Juli von der Polizei in Mittelfranken aufgegriffen wurde, geschah eher zufällig. Denn "er war nicht dort, wo er vermutet wurde", ist aus Polizeikreisen zu erfahren.

Im Januar war A. von einer Schwabacher Amtsrichterin zu acht Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt worden. Diese Strafe ist bis heute noch nicht rechtskräftig: A. habe Revision beim Bundesgerichtshof beantragt, wie es aus Justizkreisen heißt. Doch wenige Tage vor dem Prozess war er wegen einer anderswo verhängten Haftstrafe von der Polizei verhaftet worden. Und diese musste er absitzen. Das dauerte bis zur Entlassung am 18. Juni.

In der Zwischenzeit aber war das Amtsgericht Neumarkt zu der Erkenntnis gelangt: Bewährung hat bei A. keinen Sinn. Schließlich hatte A. schon im Jahr 2015 dasselbe Delikt "Fahren ohne Führerschein" begangen. Wegen der Wiederholungstaten widerrief dieses Gericht die Bewährungsauflage für sein damaliges Urteil.

Doch inzwischen soll sich Johann A. schwererer Straftaten schuldig gemacht haben. Jedenfalls sucht die Erdinger Ermittlungsgruppe "Wappen" nach Beweisen für "gewerbsmäßigen Betrug, Amtsanmaßung, Urkundenfälschung", wie zu erfahren ist. Denn A. soll im "Bundesstaat Bayern, Rechtsstand 2 Tage vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914", eine herausragende Rolle spielen. So wurde er am 2. Februar 2016 zum "Außenminister bestallt", wie eine "Urkunde" ausweist. Die Organisation mit Hauptsitz in Pliening in Oberbayern soll eigene "Fahrerlaubnisse" und andere Pseudourkunden verkauft haben - so steht es jedenfalls im Raum. Sein eigener grauer Lappen, der "Bundesstaat-Bayern-Führerschein" half A. bei seiner Verhaftung nicht: Er musste sofort in ein Gefängnis. ‹Œ Heinz Wraneschitz